© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

CD: Hardrock
Wehmutstropfen
Daniel Körtel

Auf eine seit mehr als 30 Jahren andauernde Präsenz im Musikgeschäft mit allen Höhen und Tiefen kann die britische Hardrockband Magnum zurückblicken. Die fünfköpfige Band um den Sänger Bob Catley und den Gitarristen und Songschreiber Tony Clarkin begann ihre Laufbahn als Vorgruppe von Judas Priest und Ozzy Osbourne und entwickelte dabei ihren eigenen progressiven Stil, der mal melodisch, mal romantisch und auch bombastisch ausfallen konnte.

Nicht ohne Brüche arbeiteten sich Magnum langsam, aber stetig nach oben, bis sich Mitte der 1980er Jahre erste bedeutende Erfolge einstellten. Der kommerzielle und musikalische Höhepunkt wurde 1988 mit dem exzellenten Album "Wings of Heaven" erreicht, das die vordersten Plätze der Hitparaden belegte. Drei ausverkaufte Konzerte hintereinander im berühmten Londoner Hammersmith Odeon bildeten den glorreichen Schlußpunkt ihrer damaligen Tournee. Ihre Bühnenshows glichen wahren Rockopern, die auf Titel wie "Don't wake the Lion" - ein episch anmutender Song über das Schlachtfelddrama des Ersten Weltkriegs - passend zurechtgeschnitten wirkten.

Doch danach kam der Niedergang, der Band gelang es nicht mehr, an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Magnum haben sich nie selbst kopiert, aber die sprunghaften Experimente mit verschiedenen Stilen waren für ein größeres Publikum vielleicht zu gewöhnungsbedürftig. Besonders fatal erwies sich dabei der Versuch, in Amerika Fuß zu fassen. Der Spagat zwischen den Erwartungen der europäischen Fans und den Erfordernissen des amerikanischen Musikmarktes schlug fehl. Dessen ungeachtet haben es Magnum aber immer wieder aufs neue geschafft, ihre kleine, aber eingeschworene Fangemeinde zu überzeugen.

Nach dem Mißerfolg des Albums "Rock Art" schien die Luft raus, und die Band gab Ende 1995 ihre Abschiedstournee. Das daraus entstandene Live-Album "The Last Dance" wurde als "die letzte jemals aufgenommene Platte von Magnum" gekennzeichnet. Catley und Clarkin widmeten sich fortan ihrem gemeinsamen Projekt Hard Rain. Parallel dazu begann Catley seine Solo-Gesangskarriere, die eng auf den von Magnum vorgezeichneten Pfaden lief.

Aber zu Beginn des neuen Jahrtausends fand sich die Band in leicht geänderter Besetzung wieder zusammen. Zwei neue Studioalben wurden produziert, von denen sich "Brand new Morning" als enttäuschender Langweiler entpuppte, der nur die überzeugtesten Fans zufriedenstellen konnte. Der Tiefpunkt war erreicht. Magnum, so schien es, zehrten nur noch vor der Substanz früherer Erfolge.

Ende März veröffentlichten Magnum nun ihr drittes Album nach der Wiedervereinigung, "Princess Alice and the Broken Arrow", und sind seit Mai wieder auf Europatournee. Schon das von dem bekannten Fantasy-Künstler Rodney Matthews gestaltete und optisch gelungene Cover zeigt an, daß Magnum zurück zu ihren Wurzeln wollen. Das märchenhafte Motiv knüpft bewußt an eine jener Arbeiten an, die Matthews für die Band in ihren früheren Jahren entworfen hat. In einer Mischung aus elf Rocksongs und Balladen präsentiert das neue Album handwerklich gelungenen, klassischen Hardrock und stellt unter Beweis, daß sich die Band künstlerisch wieder gefangen hat - allerdings ohne dabei die kreative Brillanz der früheren Jahre erreichen zu können.

In den Texten ist von Songschreiber Clarkins früherem lyrischem Talent nicht mehr viel zu spüren. Trotz aller Kraftfülle wirkt da der autobiographische Eröffnungstitel "When we were younger" (Als wir jünger waren) wie eine wehmütige Reminiszenz auf die guten alten Zeiten von Magnum, die ebenso unwiederbringlich verloren sind wie die Jugend ihrer Bandmitglieder.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen