© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/07 25. Mai 2007

Groteske Anmaßung
von Wolfgang Fenske

Mit ihrer Ankündigung, Geschlechterstereotypen überall in der Europäischen Union beseitigen zu wollen, hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) die nächste Stufe im Geschlechterkampf gezündet. Die EU-Mitgliedsstaaten sollen "ermutigt" werden, alle Formen von Rollenstereotypen in Bildung und Ausbildung, in Kultur und Medien, auf dem Arbeitsmarkt und auf der Ebene der Entscheidungsträger abzubauen. Doch die Reaktionen auf das Aktionsprogramm, das die EU-"Teampräsidentschaft" aus Deutschland, Portugal und Slowenien vorstellte, blieben verhalten.

Zu Gleichgültigkeit besteht indes kein Anlaß. Empfindlicher als in ihrem Rollengefüge kann die soziale Struktur einer Familie kaum getroffen werden. Rollen regeln das Zusammenleben einer Gemeinschaft, sie schützen die Unterschiedlichkeit ihrer Mitglieder und gewährleisten so die Lebensfähigkeit des ganzen Gefüges. Deshalb richtet sich jeder Angriff auf eine Rolle letztlich auf die Gemeinschaft selbst. Ein Rollenstereotyp belegt die Selbstverständlichkeit und Zuverlässigkeit einer Rolle. Das gilt selbst dann, wenn sich Rollen, etwa aufgrund einer veränderten Familiensituation, wandeln. Rollen sind dynamisch und überlagern sich. Niemand lebt bloß eine Rolle.

Der christdemokratisch angeführte Kampf gegen Geschlechterstereotypen im Namen der "Gleichstellung" ist deshalb blanker Populismus. Daß er "von oben" ausgerufen wurde, eine groteske Anmaßung der Politik. Die Auflösung der Familie schreitet voran.


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