© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/07 18. Mai 2007

Gefahr im Verzug
von Jörg Fischer

Am 7. Mai 1998 gaben Daimler-Benz und der kränkelnde US-Konzern Chrysler ihre Fusionsabsicht bekannt. Der Kurs der Daimler-Benz-Aktie stieg auf 108,95 Euro. Neun Jahre und sieben Tage später teilte Konzernchef Dieter Zetsche mit, daß der US-Finanz­investor Cerberus für 5,5 Milliarden Euro 80,1 Prozent des Milliardengrabes Chrysler übernimmt. 1998 hatte man etwa 36 Milliarden Dollar dafür bezahlt. Die DaimlerChrysler-Aktien stiegen nun auf 65,34 Euro - so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Doch der Konzern wird derzeit nur mit 65 Milliarden Euro bewertet - beim "gleichberechtigten Zusammenschluß" waren es noch 84,9 Milliarden Euro gewesen. Daß die vom Jürgen Schrempp ausgemalte "Welt AG" scheitern mußte, war abzusehen. Allein schon aus der milliardenteuren Fusion BMW-Rover hätte man lernen können. Und wer kauft einen Chrysler, wenn er für's gleiche Geld bessere Autos aus Japan, Deutschland oder Frankreich bekommt? Die Chrysler-Bürde ist nun zwar weg, aber das Traditionsunternehmen ist angeschlagen. Allein beim Smart-Projekt wurden acht Milliarden Euro versenkt. Der Aderlaß nach Detroit wurde durch Sparen bei Mercedes finanziert.

2005 ist der Großaktionär Deutsche Bank ausgestiegen - das war das Ende der "Deutschland AG". Sollte es die neue Daimler AG nicht schaffen, wieder zu dem Synonym für Qualität und Ingenieurskunst Made in Germany werden, könnte der Stuttgarter Konzern bald selbst zu einem Übernahmekandidaten für "Heuschrecken" werden.


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