© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/07 27. April 2007

Frauenbank: In Österreich gibt es sie schon / In Deutschland scheitern Projekte
Kein Spaß mit den Finanzen
Ellen Kositza

Willy Wacker, der spießige Pantoffel- und Comic-Held aus der Feder eines Amerikaners, erfreut noch ein halbes Jahrhundert nach seiner Geburtsstunde per Tages-Cartoon die Unterhaltungsseite mancher Zeitung. Der lähmende Comic lebt im Grunde von einem Dauerwitz. Das ist die Hand seiner Frau. Wackers Frau darf man sich als eine Art Domina im Morgenmantel vorstellen, und sie verabreicht zweierlei: zum einen das Nudelholz, mit dem sie hinter der Tür lauert, wenn Wacker von seinen Sauftouren heimkehrt, zum anderen die nötigen Scheinchen, um dem Faulpelz die regelmäßigen Gelage zu finanzieren.

Die feministische Erwerbs-, Finanz- und allgemeine Sozialforschung will das Drama eigentlich andersherum aufziehen: Hiernach verfügt Mann sowohl über die gebieterische Knute als auch über Bares, und der Opferstatus gebührt der Frau. Eine ziemlich gängige Klageformel lautet: Frauen leisten 65 Prozent (je nach Quelle bis zu 90) der Arbeit, verdienen 10 Prozent des Einkommens und verfügen über 1 Prozent des Eigentums. Weltweit, versteht sich. Auch hierzulande verdienen Frauen angeblich weniger als Männer: eine Binsenweisheit, deren Berechnungsgrundlagen ihrer Erörterung im Detail harren. Klar, in Willy Wackers Heimat herrschen andere Verhältnisse. 60 Prozent des Vermögens sind hier in weiblicher Hand, und selbst unter den 3,3 Millionen Superreichen sind knapp die Hälfte Frauen.

Frauen und Geld, das erscheint von Grund auf ein zweischneidiges Schwert zu sein. Anthropologen schreiben der Frau eine stärkere Affinität zur Materie zu, wohingegen der Mann naturgemäß im Geistigen reüssiert. Und wer, außer beinharten Gender-Apologeten, denkt bei "Haushalt" nicht an Frauentätigkeiten? Nun sind materielles Hab und Gut streng zu scheiden von der Sphäre der Finanzen. Das eine ist faßbar und konkret, das andere abstrakt, also: eine Männerdomäne. Mag sein, daß sich mittlerweile mehr Fräuleins in BWL-Studiengängen einschreiben, es bleibt dabei: Frauen fehlt schlicht der Spaß am Umgang mit Geld außerhalb konkreter Zusammenhänge.

Konkret ist shoppen, weiterführend und zeitgemäß sind die Bereiche Business, Anlage und Altersvorsorge. Keine Frau sei im Vorstand der zwanzig führenden DAX-Unternehmen, heißt es, und unter den 500 größten Unternehmen mit 2.000 Topmanagern seien in Deutschland kaum ein Dutzend weibliche Führungskräfte. Auf privater Ebene investieren Frauen generell risikoarm und bauen in punkto Altersvorsorge gern auf den Ehegatten - ein wahnwitziger Trugschluß, mahnen Finanzberaterinnen. Wenn Frauen den Schritt aufs Börsenparkett wagen, so die prominenten Autoren (ntv-Moderatorin Carola Ferstl und Bodo Schäfer) des Ratgebers "Geld tut Frauen richtig gut", dann punkten sie gründlich: Fünf Prozent mehr Rendite jährlich bei gleichen Ausgangsvoraussetzungen steht der Weiberwirtschaft angeblich ins Haus.

In Österreich gibt es seit einem Jahr eine Frauenbank. Die Raiffeisenbank Gastein hat dazu in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen emotion banking(r) eigens eine Lounge für Frauen gestaltet. Mit "maßgefertigter Kaffeebar", "großzügigen Relaxfauteuils" und "Kinderspielbereich". Es dominiert die Farbe rot. Regale und Fenster glänzen in poppig abgerundetem Design, und als Raumtrenner fungieren Plexiglasscheiben mit der Aufschrift "Frau sein - frei sein".

So ganz will diese neue Frauenfreiheit hierzulande nicht Fuß fassen. Die Idee einer Frauenbank ist in Deutschland zweimal gründlich gescheitert: Bereits fünf Jahre nach ihrer Eröffnung in Berlin mußte die Genossenschaftsbank selbständiger Frauen 1915 ein Konkursverfahren anmelden. Die Häme der Kritiker bezog sich auf eine "allgemeine Unfähigkeit der Frauen für das Bankwesen". Als in München vor fünf Jahren eine reine Frauenbank gegründet werden sollte, scheiterte die allseits euphemistisch angekündigte Idee letztlich am mangelnden Grundkapital.

Dennoch ist das Thema populär. Finanzdienstleistungen für Frauen, laut Werbung nicht am Produkt, sondern an der je individuellen Anlegerin orientiert, sollen boomen. In Köln findet eine jährliche Erbinnenkonferenz ("Frauen erben anders") statt, und zur Zeit plaziert McKinsey netzweit lila unterlegte Anzeigen unter dem Schlachtruf "Mit Frauen rechnen".

Frauen seien die besseren Tänzer - noch so ein Bonmot. Die tänzerische Bewegung eigne ihrem Naturell. Jetzt also ringsherum ums Goldene Kalb - das fehlte eben noch!

Foto: Raiffeisenbank Gastein: Maßgefertigte Kaffeebar, Relaxfauteuils und Kinderspielbereich


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