© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/07 27. April 2007

CD: Metal
Heldengesänge
Felix Krautkrämer

Donner, Blitz, Krieger, Schwerter, Götter und Runen, Sieg, Niederlage und Tod. Die Meister des modernen Schlachtengesangs sind wieder da. Nach fünfjähriger Pause meldet sich die amerikanische Heavy-Metal-Combo Manowar mit ihrem neuen Album "Gods of War" (Magic Circle/SPV) eindrucksvoll zurück.

Bereits mit ihrem Debüt "Battle Hymns" (1982) zeigte die 1980 von dem Bassisten Joey DeMaio gegründete Gruppe, daß sie auf ihren Alben mit Vorliebe mythologischen Heldenstoff musikalisch umsetzen. Auch auf den nachfolgenden Werken blieben sie dieser Thematik weitgehend treu, wobei vor allem DeMaio und Sänger Erik Adams eine große Affinität zur nordischen Götterwelt erkennen ließen, was sich in etlichen Liedern niederschlug.

Mit ihrem 1988er Album "Kings of Metal" schrieben Manowar Musikgeschichte. Mit Nummern wie "Hail and Kill" spielte sich die Band - um in der mythologischen Terminologie zu bleiben - direkt in den Rockolymp und machte deutlich, daß sie der unangefochtene Meister eines bombastisch, bisweilen martialisch anmutenden Metal war. Gleichzeitig bewiesen Manowar mit "Heart of Steel", daß sie sich durchaus auch auf das Schreiben melodischer Metalballaden verstanden. Nebenbei stellte die Band 1994 während eines Konzertes in Hannover mit 131 Dezibel erreichter Spitze einen Lautstärkenrekord auf, der ihnen einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde einbrachte. Zum Vergleich: Ein Düsenjäger verursacht 110 Dezibel.

Mit "Gods of War" widmen DeMaio und seine Mannen nun erstmals Allvater Odin (auch Wodan, "Der Wütende", oberster germanischer Kriegs- und Totengott) ein gesamtes Album. Beeinflussen ließen sich die vier Amerikaner dabei nach eigenen Angaben maßgeblich von Richard Wagners "Ring des Nibelungen".

Begonnen wird klassisch mit einer sechsminütigen Ouvertüre auf die unsterblichen Krieger, die - in ihrer bisweilen doch sehr pathetischen Art auf Synthesizer statt echte Instrumente setzend - stark an Hollywoodstreifen wie "Gladiator" oder "Der 13. Krieger" erinnert. Dem folgt mit "The Ascension" ein mit Chorgesängen unterlegter Bericht über die Geburt Odins. "Kings of Kings" ist dann das erste wirkliche Stück des Albums im typischen Manowar-Stil. Adams unverwechselbar klarer Gesang - weswegen die Band auch schon mal abfällig als Kastraten-Metal bezeichnet wird - kombiniert mit DeMaios eingängigen Baßläufen und dem kaum verzerrten, melodischen Gitarrenspiel von Karl Logan ergeben kombiniert das, wofür Manowar berühmt ist: True Metal der Extraklasse.

Nach einem kurzen Zwischenspiel über den Weg der gefallenen Krieger aus Midgard (dem Menschenreich) nach Odins Walhall im Götterreich Asgard folgen die nächsten zwei Kracher. Sie sind Sleipnir, dem achtbeinigen Roß Odins, und Loki, dem Gott des Feuers und des Bösen, Vater der Midgardschlange und des Fenriswolfes, gewidmet. Vor allem bei "Sleipnir" zeigt Gitarrist Logan sein ganzes Können in einem fünfzigsekündigen fulminant virtuosen Solo. Mit "Blood Brothers" blitzt anschließend kurzzeitig Manowars Talent für melodische Balladen auf, auch wenn das Stück hinter Klassikern wie "Courage" (1996) zurückbleibt. "The Sons of Odin" und das siebenminütige Titelstück "Gods of War" bilden zwei weitere Höhepunkte in klassischer Manowar-Manier.

Insgesamt mag das aktuelle Album des Metalquartetts nicht ganz an vergangene Werke heranreichen. Vor allem die zahlreichen Zwischenstücke mit Erzählerstimme, Schwertergeklirre und Pferdegetrappel verleihen "Gods of War" leider einen leichten Hörbuchcharakter. In Zeiten von gecasteten Retortenbands und Klingeltoncharts ist es aber dennoch Balsam für die geschundene Seele eines jeden Metallers.


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