© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

Zeitschriftenkritik: Pur Magazin
Die Krise ist hausgemacht
Werner Olles

Das monatlich erscheinende Pur magazin gehört innerhalb der katholischen Publizistik zum papsttreuen Spektrum. Das bedeutet freilich auch, daß die umfassende Krise der Kirche vor allem als Schuld der modernistischen Theologen und Kleriker angesehen wird. Tatsächlich ist diese Krise jedoch im wahrsten Sinne des Wortes "hausgemacht", das heißt die Hierarchie der Konzilskirche trägt ein gerüttelt Maß Schuld an den katastrophalen Zuständen und ist zudem selbst tief in den modernistischen "Sumpf" verstrickt.

Liest man beispielsweise in der aktuellen Ausgabe das Interview mit Raphaela und Heinz-Lothar Barth, den Initiatoren des Aufrufs zur offiziellen Wiederzulassung der traditionellen lateinischen Messe, wird das ganz deutlich. So zeigt die Mehrzahl der deutschen Bischöfe, allen voran Kardinal Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, nicht das geringste Interesse an der Restitution der klassischen lateinischen Liturgie. Dabei kann sich der nachkonziliare Klerikalismus auf Paul VI. berufen, der aus einer falschen ökumenischen Gesinnung heraus alle katholischen Elemente, die den Konzils-Revolutionären nicht gefielen, abschwächen, ändern und auslassen ließ, so daß heute eine Hl. Messe gefeiert wird, die diesen Namen nicht verdient, weil der Opfergedanke als zentraler Aspekt überhaupt nicht mehr vorkommt.

Daß Benedikt XVI. über die Wiederzulassung der bis 1970 gültigen tridentinischen Messe, die zwar offiziell nie "verboten", jedoch geächtet war, immer noch nicht entschieden hat, ist primär auf den Widerstand der meisten deutschen Bischöfe zurückzuführen. Doch steht zu hoffen, daß er sich davon nicht beirren läßt und der "Renaissance des Katholischen" (Martin Mosebach) endlich wieder eine Chance gibt.

Der Theologe Manfred Hauke, Professor für Dogmatik und Patrologie an der Theologischen Fakultät von Lugano, beschreibt in einem höchst interessanten Interview "Die Wahrheit über Maria Magdalena" und räumt dabei mit einigen grundlegenden Irrtümern über das angebliche Leben Maria Magdalenas an der Seite Jesu auf, die jüngst auch wieder in Dan Browns Weltbestseller "Das Sakrileg" auftauchten.

Mit der Wirklichkeit der vier kanonischen Evangelien hat all dies nichts zu tun, und auch die apokryphen Schriften rechtgläubiger Kreise, die von den Werken der Gnostiker unterschieden werden müssen, berichteten nichts über das bereits Bekannte hinaus. Demnach hat das lateinische Abendland im Unterschied zur frühesten Tradition drei heilige Frauen miteinander gleichgesetzt: Maria von Magdala, die Jesus von einer schweren Besessenheit befreite und fortan unter den Jüngerinnen an erster Stelle erscheint; Maria von Betanien, die Schwester von Martha und Lazarus, und die anonyme Sünderin, die sich schließlich bekehrt. So feiert die griechische Kirche auch alle drei Frauen an eigenen Festtagen. Für eine Ehe Jesu Christi mit einer von ihnen gibt es jedoch weder bei den Kirchenvätern noch bei den Gnostikern, noch bei jüdischen oder heidnischen Quellen irgendeine historische Grundlage.

Anschrift: Friedrich Wirth-Str. 4, 88353 Kißlegg. Jahresabo 30 Euro. Internet: www.pur-magazin.de 


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