© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

"... womit kann man es wieder salzig machen?"
Leidenstheologie: Erneute Diskussion um "Die Passion Christi" von Mel Gibson / Ausstrahlung im Fernsehen am Karfreitag
Thorsten Thaler

Nicht nur geschichtliche Ereignisse, nein, auch kulturpolitische Debatten, so lernen wir in diesen Frühlingstagen, wiederholen sich als Farce. So sorgt das Bibelepos "Die Passion Christi" von Mel Gibson jetzt, drei Jahre nach seinem Kinostart, erneut für helle Aufregung. Grund: Am Karfreitag (6. April) will der Privatsender ProSieben den Film erstmals im deutschen Fernsehen ausstrahlen.

Dagegen haben nun die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit ebenso scharfen wie hundertfach gehörten Einwänden protestiert. Der Film habe einen antisemitischen Charakter und verherrliche die Gewalt, betonte der Deutsche Koordinierungsrat (DKR) in einem Brief an den Sender. Der Koordinierungsrat vertritt in der Bundesrepublik mehr als 80 lokale und regionale Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit - nach eigenen Angaben - rund 20.000 Mitgliedern.

Die umstrittene Produktion sei geeignet, so der DKR, alte anti-jüdische Vorurteile neu zu beleben. "Wir kritisieren, daß entgegen jeglicher historischer Erkenntnis die Schuld am Tod Jesu kollektiv den Juden zugeschrieben wird", heißt es in dem Schreiben. Zudem reduziere der Film die christliche Botschaft filmisch durch "brutale und blutrünstige Gewaltdarstellungen auf eine mittelalterliche Leidenstheologie". Gibsons Film trage dem gegenwärtigen Stand christlicher Theologie in keiner Weise Rechnung.

Die Vorwürfe sind, wie gesagt, alte Kamellen. Bereits zum Filmstart 2004 hatten die Kirchen die drastischen Gewaltdarstellungen der "Jesus Horror Picture Show" (Jüdische Allgemeine) und antisemitische Tendenzen kritisiert. Seither ist "Die Passion Christi" zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten avanciert. Christliche Botschafter sollten sich darüber eigentlich freuen.


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