© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

Kindheit in Armut:
Zirkus? Is nich!
Christoph Martinkat

Das Wort Kinderarmut besitzt eine doppelte Bedeutung. Die erste entnehmen wir fast täglich den Medien. Fachleute geben darin ihre jüngsten Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung ab. Die Sache ist alarmierend: Es gibt derzeit so wenig Kinder in Deutschland, daß der Zusammenbruch der Sozialsysteme nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint. Die zweite Bedeutung des Wortes gerät durch die düsteren demographischen Prognosen leicht aus dem Blickfeld. Dabei betrifft sie uns mittlerweile ebenso. Allein in Berlin lebt jedes dritte Kind von Sozialleistungen, Tendenz steigend.

Hungern in der Hauptstadt - Kinder ganz unten

Astrid Schuld erzählt in ihrer Dokumentation "Zirkus is nich" (4. April, 22.30 Uhr, WDR) die Geschichte eines dieser Kinder. Der achtjährige Dominik lebt mit seiner Mutter und seinen zwei kleinen Geschwistern in Berlin-Hellersdorf. Die alleinstehende Frau ist mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. So muß Dominik früh für die Familie einstehen, was sich nicht nur auf seine schulischen Leistungen auswirkt. Dabei erträumt Dominik sich nichts sehnlicher, als einmal nur im Zirkus zu sein. Doch "Zirkus is nich". Auch die RTL-Reportage "Hungern in der Hauptstadt: Berliner Kinder ganz unten" (1. April, 23.10 Uhr) nimmt sich des Themas an. Ein Kamerateam begleitet die Zwillinge Jasmin und Florian auf ihrem täglichen Weg in "Die Arche". In dem gemeinnützigen Verein bekommen sie ein kostenloses Mittagessen. Seit zehn Jahren versucht "Die Arche", die schlimmsten Auswirkungen der Kinderarmut zu mildern. Aber die Zahl der Familien, die unterhalb der Armutsgrenze leben, steigt ständig.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen