© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

LOCKERUNGSÜBUNGEN
Fehlinvestition
Karl Heinzen

Der Aufwand, mit Hilfe eines "Exzellenzwettbewerbs" sogenannte "Elite-Universitäten" zu bestimmen, hat sich bislang nicht ausgezahlt. Die drei glücklichen Gewinner (zwei Hochschulen in München, eine in Karlsruhe) erhalten nun zwar für einen befristeten Zeitraum bis zu vierzig Millionen Euro jährlich vom Staat zusätzlich. Hier findet aber letztlich bloß eine Umschichtung in den öffentlichen Haushalten statt: Mittel, die man ebensogut in der ganzen Breite der Hochschullandschaft hätte investieren können, werden auf einige wenige Universitäten konzentriert.

Das eigentliche Ziel, zusätzliche finanzielle Ressourcen in nennenswertem Umfang aus der privaten Wirtschaft zu erschließen, wurde bislang jedoch verfehlt. Mögen die in Deutschland tätigen Unternehmen auch keineswegs verarmen: Leichtsinnig und wahllos in der Vergabe von Spenden für irgend-einen guten Zweck werden sie deshalb nicht.

Die Zurückhaltung der Wirtschaft, sich von den vermeintlichen "Elite-Universitäten" als Sponsor vereinnahmen zu lassen, gründet zu einem gewichtigen Teil in einem nachvollziehbaren Mißtrauen: Der Staat scheint sich zwar von den so arroganten wie lebensfremden klassischen Bildungsidealen von einst verabschiedet zu haben. Niemand kann aber garantieren, daß dieser Einstellungswandel auch von Dauer ist. Insbesondere die großen Volksparteien erliegen immer wieder der Versuchung, antiökonomische Ressentiments zu bedienen, wenn sie beispielsweise im Buhlen um die Stimmen der nicht zu den Leistungsträgern zählenden Wählermassen bewußt den Eindruck erwecken, sie würden den Wert des Menschen nicht aus seinem Beitrag zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung bemessen. Wer so agiert und agitiert, könnte auch einmal auf die Idee kommen, zu meinen, daß das Leben, für das man an Schule und Hochschule lernt, gar nicht nur das Berufsleben sein sollte.

Darüber hinaus müssen sich die Unternehmen die grundsätzliche Frage stellen, ob es überhaupt rational ist, in Universitäten zu investieren, zumal es viele andere Möglichkeiten gibt, an einem positiven Image zu arbeiten. Müssen sie nicht befürchten, die Ausbildung von Menschen zu verbessern, die später in der Mehrheit für die Konkurrenz tätig werden? Auch das Argument, es stehe ein Mangel an gut ausgebildetem wissenschaftlichen Nachwuchs ins Haus, sticht nicht. Dies mag in Deutschland der Fall sein, nicht jedoch im globalen Maßstab. Die Unternehmen müssen daher gar nicht frühzeitig die Fühler zu den Köpfen von morgen ausstrecken. Diese werden von selber kommen.


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