© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

Frisch gepresst

Kulturaustausch. Der von Hans-Werner Rautenberg herausgegebene Sammelband zum Thema "Wanderungen und Kulturaustausch im östlichen Mitteleuropa" (Forschungen zum ausgehenden Mittelalter und zur jüngeren Neuzeit. Oldenbourg Verlag, München 2006, gebunden, 368 Seiten, Abbildungen, 39,80 Euro) bringt den Ertrag zweier Tagungen in die Scheuer, die fast zehn Jahre zurückliegen. Drei der Beiträger, der Göttinger Mediävist Hartmut Boockmann, der polnische Historiker Zenon Hubert Nowak und sein deutscher Kollege Wolfgang Stromer von Reichenbach, sind inzwischen verstorben. Alle Beteiligten fassen die Beziehungen der "historischen deutschen Ostgebiete" (Dieter Willoweit) zu den slawischen Nachbarn ins Auge. Nicht so ganz da hinein paßt daher ein weiterer Forschungsbericht Klaus Garbers über "Alte deutsche Bücher in Bibliotheken Mittel- und Osteuropas". Hingegen bietet der aus eigenen Erfahrungen gespeiste Aufsatz Georg W. Strobels, des wohl besten deutschen Kenners der polnischen Geschichte zwischen 1918 und 1939, ein ungemein fesselndes Porträt des "multinationalen Lodz", das sich in der Schilderung des dortigen Proletarierelends mit Friedrich Engels' Sittengemälde aus dem britischen Frühkapitalismus messen kann. Demgegenüber dürfte Aufklärung über die "Rezeption nordisch-manieristischer Architektur" in Danzig oder die Aufnahme des Magdeburger Rechts in Litauen nur einem sehr überschaubaren Spezialistenkreis erwünscht sein.

Enteigneter Mittelstand. Widmete sich die Autorin Margarete von Schnehen in ihrem 2005 herausgegebenen Buch noch dem untergegangen sozio-kulturellen Schatz, den die Vertreibung ihres die Altmark prägenden gesellschaftlichen Standes für diese Region bedeutete (JF 13/05), schildert sie in ihrem zweiten Band nun auch "handfestere", sprich ökonomische Auswirkungen, die die Enteignung auch des Mittelstandes in der Zeit der sowjetischen Besatzung nach 1945 für die heutigen neuen Bundesländer zeitigt. Anhand von neun ausgewählten Betrieben, deren Konfiskation von der Bundesrepublik nach 1990 fortgesetzt wurde, wird der wirtschaftliche Verlust für die gebeutelte Region deutlich, den diese Firmen durch rechtsstaatliche Rückgabe hätten wettmachen können (Im Strom der Zeit. Vertriebener Mittelstand - verlorene Arbeitsplätze. C.A. Strake Verlag, Limburg an der Lahn 2006, gebunden, 375 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro).


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