© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema "Wohin driftet die Kirche?", JF 11/07

Das Fundament wurde zerstört

Die Ursache des Zerfalls innerhalb der evangelischen Kirche rührt daher, daß sie ihr Fundament, was Martin Luther als "Sola Scriptura" (allein die Schrift) bezeichnete, verlassen hat. Anstatt konsequent sich auf die Bibel zu berufen, wurde Kritik an ihr geübt (zum Beispiel "Bibel in gerechter Sprache"). Und so revidierte man sich selbst, denn das Fundament, auf dem diese Kirche steht, wurde zerstört. Die Führung des Heiligen Geistes wurde dem liberalen Druck des Zeitgeistes geopfert. Ihre Zeitlosigkeit wurde nun durch ein zeitlich befristetes Dasein ersetzt, da man sich dem vergänglichen Zeitgeist anbiederte und von ihm absorbiert wurde.

Jan Weremchuk, Flörsheim-Dalsheim

 

Wohin driftet die JF?

Die Frage sollte vielmehr lauten: Wohin driftet die JF? Legt man diese Ausgabe (JF 11/07) zugrunde, dann wohl kaum in Richtung einer JUNGEN FREIHEIT, sondern eher in eine alte Abhängigkeit. Anders kann man die geballte und einer Kirchenzeitung gemäße Thematik kaum verstehen.

Die JF wird doch von den meisten nur deshalb gelesen, weil sie - zumindest bisher - Gegenpositionen zur grassierenden Selbstfellachisierung formuliert. Die Bedrohung durch Hedonismus und Islam wird nicht dadurch abzuwenden sein, sich spiegelgleich wieder einer Religion zu verschreiben, von deren geistigen, menschlichen und politischen Zumutungen wir uns erst nach einem jahrhundertelangen Kampf befreien konnten und die heute nur noch geistiges "Appeasement" zu bieten hat. Statt also auf ein sinkendes Schiff zu springen, sollte das Bemühen vielmehr die wirklichen geistigen Tiefenstrukturen Europas freilegen und für die aktuellen Herausforderungen nutzbar machen.

Günter Gottschlich, Tübingen

 

 

Zu: "Dramaturgische Nebelwände" von Michael Hofer, JF 10/07

Muß es mehr sein?

Der Film "Die Flucht" zeigt in hervorragender Beispielhaftigkeit am Zeitabschnitt des Lebens einer Familie auf, was Menschen jeglichen Alters und jeglicher Schicht in dieser Zeit erlitten haben. Muß es mehr sein?

Ich brauchte hier keine historischen Fakten - der Film zeigte mir die menschlichen Dimensionen in jeglicher Bandbreite auf: absoluter Gehorsam einem Staat gegenüber und Taten des Widerstandes, Vorgesetzter sein im preußischen Sinn und Sorge für die Untergebenen zu tragen, durch Freitod auf immer mit der Heimat verbunden zu bleiben oder als junger Mensch die Hoffnung auf Rettung des Lebens in der Fremde zu hegen, in Hoffnungslosigkeit Fehlentscheidungen zu treffen oder klar kleine Ziele zu verfolgen, dabei nicht das absolute Bewußtsein zu haben, wer für alles verantwortlich zu machen ist, das Leben von einer Stunde auf die nächste bestehen zu müssen.

Gerade an dem Beispiel jedes einzelnen Menschen in diesem Film wird dem Zuseher eine umfassende Dimension von Flucht und Vertreibung deutlich. Für den empathischen Zuschauer sind Nebelschwaden und sonstige äußere Attribute im Film erkennbar, jedoch völlig unwichtig im Urteil über die Qualität des Films. Menschliche Ebenen, Gefühle, Handlung, Gesichtsausdruck, Zeitgeist, Landschaftsbilder, dies alles ergab zusammen ein eindeutiges Bild.

Es konnte beim Zuseher keine Frage aufkommen bezüglich der Ungerechtigkeit, die den Millionen von Menschen in Flucht und Vertreibung widerfahren ist, es wurden gezeigt: Vergewaltigung, Erfrierung, Verhungern, Erschießung, Verlust des Verstands, Fehlentscheidung, Zerwürfnis in der Familie, Ehrbegriff, Verantwortung, Umgang mit Feindbildern, Begegnung mit Kriegsgefangenen und vieles mehr. Selbst ein Blick in die Zukunft der Vertriebenen wurde geleistet, nämlich Unerwünschte im eigenen Land zu sein.

Deshalb wirkt es auf mich nahezu gemein (im eigentlichen Wortsinn), den Film im gleichen Atemzug mit "Lindenstraße" und "Tatort" zu nennen. Aufgabe jedes Historikers ist es, sachlich einwandfrei die Frage zu klären, wie es zu all den Vorgängen überhaupt kommen konnte. Schuldfrage, das Zustandekommen eines Kriegs, die Folgen daraus, Auswirkungen bis in unsere Zeit zu beantworten, kann ein Film nur ansatzweise leisten, was in der Tat gelungen ist.

Evelyn Pfleghar, Sipplingen

 

 

Zu: "Es war einmal das Volk" von Michael Hofer, JF 11/07

Keine fiktive Figur

Es scheint sich der Kenntnis des Rezensenten Michael Hofer zu entziehen, daß die "Heldin von Danzig" keine fiktive Figur des Filmregisseurs Schlöndorff ist, sondern die Verkörperung der in ganz Polen bekannten ehemaligen Kranführerin der Danziger Lenin-Werft Anna Walentynowicz, die heute noch lebt.

Als sie im Januar 1980 wegen ihres unerschrockenen Auftretens auf einen weit entfernten Arbeitsplatz strafversetzt werden sollte, traten achtzig von hundert Beschäftigten ihrer Werkhalle in einen dreistündigen Streik und erzwangen ihre Rückkehr. Obwohl sie maßgeblich zum Erfolg des Danziger Abkommens beigetragen hatte, wurde sie in der Folgezeit nicht zuletzt von Walesa völlig in den Schatten gestellt. Nicht von ungefähr soll Walesa sich zu dem Film in dem Sinne geäußert haben, daß er ihm "als Elektriker" gefallen habe, während er "als Präsident" besser dazu schweige.

Monika Tantzscher, Berlin

 

 

Zur Dokumentation des Peter Gauweiler/ Willy Wimmer-Schreibens, JF 11/07

Vorstoß gegen Grundgesetz

Der Versuch der Unions-Abgeordneten Gauweiler und Wimmer, den vom Bundestag gebilligten Tornado-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan als rechtswidrig zu entlarven, weil das ein verteidigungsfremder Kriegseinsatz sei, ist rührend.

Wer trotz der dort fortgesetzten Bodenkämpfe so argumentiert, kann rechtlich leicht irren. Das vorhersehbare Scheitern der beiden Herren Rechtsanwälte vor dem Bundesverfassungsgericht schon aus formalen Gründen macht das Bemühen obendrein peinlich. Im übrigen haben die beiden offenbar übersehen, daß keineswegs erst der befürchtete kriegerische Kampfeinsatz rechtlich fragwürdig wäre, sondern bereits der militärische Friedenseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan und anderswo als Vorstoß gegen Artikel 87a unseres Grundgesetzes schreiend rechtswidrig bleibt.

Helmut Weiß, Berlin

 

 

Zu: "Kampf um das Völkerrecht" von Dieter Stein, JF 11/07

Demokratie von innen bedroht

Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich als Student der siebziger Jahre Vorlesungen schwänzte, um wichtige Bundestagsdebatten (zum Beispiel zum Thema Notstandsgesetze oder Ostverträge) am Fernsehgerät verfolgen zu können. Die Redebeiträge befanden sich überwiegend auf hohem Niveau, und es wurde leidenschaftlich und kontrovers diskutiert. Auch damals verliefen die Meinungsgegensätze oft quer durch die Fraktionen, aber die Standpunkte der einzelnen Abgeordneten wurden von allen als deren persönliche Meinung akzeptiert.

Heute werden politische Entscheidungen zwischen den Spitzenfunktionären der Parteien im stillen Kämmerlein ausgekungelt. Debatten im Bundestag finden kaum noch statt und sind nur noch abgesprochene Scheingefechte. Abweichler werden von ihren "Parteifreunden" nicht selten als Schweine oder Verrückte bezeichnet. Fraktionschef der Sozialdemokraten Peter Struck hat die Gegner der Gesundheitsreform in seiner Partei ins Gebet genommen. Ein Recht auf Gewissensfreiheit der Abgeordneten gebe es in diesem Fall nicht, stellte er fest, und einen solchen Fall von Gefolgschaftsverweigerung würde er in Zukunft nicht mehr dulden.

In der CDU kommt die Meinungsdiktatur der Spitzenfunktionäre weniger lautstark zum Ausdruck. Man bevorzugt es hier (siehe die Fälle Hohmann und Nitzsche), diejenigen, die sich auf ihre Überzeugungen und ihr Gewissen berufen, zu diffamieren, rauszumobben und aus der Partei auszuschließen.

In allen Parlamenten in Deutschland - vom Gemeinderat bis in den Bundestag - ist jeder Abgeordnete ausschließlich seinem Gewissen gegenüber verantwortlich. Nicht seiner Fraktion, nicht seiner Partei und nicht einmal seinem Wähler. Und jeder Versuch, ihn an dieser Gewissensentscheidung zu hindern, ist nicht nur sitten-, sondern verfassungswidrig. Demokratie und Parlamentarismus in Deutschland werden heute von innen und nicht von der Straße bedroht.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

 

Zu: "Am Volk vorbei" von Josef Hämmerling, JF 11/07

Mütter werden bestraft

Die Oberschicht-Feministin Ursula von der Leyen orientiert sich einseitig an der Minderheit der städtischen Karrierefrauen. Ihre Kleinkinder will sie zu deren Lasten in Kitas unterbringen und der nebenberuflichen Mutter wegnehmen wie der Sozialismus nach George Orwell der Henne die Eier.

Ob man damit die Geburtenrate hochbringt, statt das Einkindsystem zu verfestigen, ist unsicher. Da in unseren Städten häufig ein Kinderanteil mit "Migrationshintergrund" von zwanzig, dreißig, vierzig Prozent und mehr vorliegt, sollte die Familienministerin endlich einmal zu den die Eltern umtreibenden Detailfragen Stellung nehmen. Ist sie so naiv zu glauben, daß in "Rütli"-Kitas, wo viele Türkisch reden und ethnische Rangeleien zu befürchten sind, eine auch nur halbwegs optimale Förderung für die Kinder gewährleistet werden kann?

Ohne Zweifel müssen die Betreuungs-angebote verbessert werden. Während meine Frau und ich noch für die Betreuung unserer Kinder finanziell bluten mußten, sollte jetzt freilich nicht eine staatliche Kita-Zwangsbeglückung organisiert werden. Vielmehr müßten Gutscheine ausgegeben werden, damit zwischen Tagesmüttern und - auch freien - Anbietern mit unterschiedlichem Profil tatsächlich frei ausgewählt werden kann.

Ein Problem ist die Würdigung der von den Emanzen diskriminierten "Nur"-Mutter. Es erhebt sich hier auch der Verdacht, daß an kinderreichen Migrantenfamilien gezahlte Erziehungsgelder tatsächlich oft zweckentfremdet werden. So betrachtet, würden hauptberufliche deutsche Mütter, die mit der Sozialisation unseres Nachwuchses wertvollste Arbeit leisten, dafür bestraft werden, daß wir mittlerweile in einem Vielvölkerstaat leben.

Dr. Johannes Rogalla von Bieberstein, Bramsche

 

 

Zu: "Wie im Mittelalter" von Doris Neujahr, JF 9/07

Liberales Denken fremd

Für einen Liberalen ist das Unbehagen in der Tat groß, wenn in einem Rechtsstaat die Leugnung einer historischen Tatsache unter Strafe gestellt werden soll. Wer allerdings die Diskussion in Frankreich um das neue französische Gesetz zur Leugnung des ersten großen Genozids des 20. Jahrhunderts an den Armeniern verfolgt, wird nicht finden können, daß Doris Neujahr die Argumente vollständig abgewogen hätte.

Bernard-Henri Lévy prüft in seinem Beitrag in Le Monde vom 2. Februar unter anderem die Tragfähigkeit des zentralen Argumentes: Pourquoi ne pas laisser la verité se défendre seule? Ist die Wahrheit denn nicht selbst stark genug sich zu verteidigen? Lévy kommt zu dem Schluß, daß der Negationismus (négationnisme) unbedingt zu bekämpfen sei, da die Spurenbeseitigung immer Teil des Verbrechens sei und daher die Leugnung beziehungsweise Marginalisierung tatsächlich das letzte Stadium eines jeden Massenmordes darstelle. Außerdem möchte man Frau Neujahr fragen, wieso eigentlich das kontinentale Europa, dem das liberale Denken immer fremd geblieben ist, ausgerechnet in dieser Sache so erwachsen tun soll.

Ralf-D. Baier, Grevenbroich

 

 

Zu: "Sonnengemacht" von Christian Bartsch, JF 9/07

Ein Zeugnis von Unkenntnis

Forschung bedeutet stets, möglichst zuverlässige Kenntnisse über bisher Unbekanntes zu erlangen; dazu ist etwas mehr nötig, als wenn ein Zeitungsschreiber über Dinge schreibt, von denen er vielleicht einmal etwas gelesen hat. Wer wirklich mit Forschung befaßt ist, der weiß, wann Resultate nach bestem Wissen mit welcher Wahrscheinlichkeit angegeben werden können. Nur Denkunfähige oder -unwillige können diese in den exakten Wissenschaften unerläßliche Ehrlichkeit dahingehend diffamieren, daß man sich angeblich "eine Tür offen" gelassen habe.

"Wissenschaftler und Politiker" dabei in einen Topf zu werfen, zeugt von völliger Unkenntnis wissenschaftlicher Arbeit, und nur aus ideologischer Verblendung heraus kann jemand behaupten, daß die einschlägigen Forschungsergebnisse von einer "Gesinnung" abhingen. Schließlich ist es gerade wegen der Widerlichkeit der Political Correctness eine bodenlose Frechheit, verantwortungsbewußte Haltung als "Ecological Correctness" verächtlich machen zu wollen.

Nun, wenigstens leugnet der Autor nicht, daß nach den von ihm abgelehnten Forschungsergebnissen die Wahrscheinlichkeit für den anthropogenen Anteil des Klimawandels neunzig Prozent beträgt. Daß auch andere Einflüsse als die anthropogene Überlastung am Klimageschehen mitwirken, bestreitet doch niemend. Nur Leute wie Ihr Autor bestreiten, daß die Überlastung unseres Planeten mit der weit überhöhten Anzahl und den weit überhöhten Ansprüchen unserer eigenen Species "Mensch" etwas zu tun hätte, wie sein Halbsatz "gleichgültig, ob der Mensch viel oder wenig CO2 in die Atmosphäre entläßt" zeigt.

Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit weit weniger als neunzig Prozent betrüge, wäre es unser Lebensraum wert, alles für seinen Schutz zu unternehmen, was in unserer Macht steht. Hierbei ein vermeidbares Risiko einzugehen, ist krankhaft verantwortungslos und destruktiv. Ein Maß für ein Risiko erhält man, indem man die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadensfalls mit dem Schadensausmaß bei seinem Eintritt multipliziert. Es wäre eine lohnende Hausaufgabe für Sie, sich das einmal mit Bezug auf unsere Erde durch den Kopf gehen zu lassen.

Prof. Dr. Dietrich Schwägerl, Ottobrunn

 

 

Zu: "Mehr Eltern braucht das Land" von Michael Paulwitz, JF 7/07

Den Nutzen haben Kinderlose

Ihrer Darstellung kann ich nur voll zustimmen. Die Steuer- und Sozialpolitik der Bundesrepublik führt dazu, daß selbst recht gut verdienende Familien mit Kindern unter die Armutsgrenze absacken. Den Nutzen haben die Kinderlosen.

Sie haben in Ihrer Darstellung nur die Steuerpolitik angesprochen. Gleiches gilt aber auch für die Sozialpolitik. Die Beiträge zur Rentenversicherung müssen nach der Zahl der Kinder gestaffelt werden. Sonst werden Familien mit Kindern doppelt belastet zugunsten der Kinderlosen. Rechnet man die Sachkosten und den Betreuungsaufwand für Kinder zusammen als Beitrag für die Rentenkasse und stellt die Zahlungen der Kinderlosen dagegen, so kann man errechnen, daß Kinderlose nach dem heutigen Rentensystem nur ein Drittel der Rente bekommen dürften, die sie heute erhalten. Eltern mit Kindern erhalten dagegen eine viel zu geringe Rente.

Ergänzt man die von Ihnen geforderte Steuerpolitik um einen gerechten Rentenbeitrag, so müßten Kinderlose einen doppelt so hohen Beitrag leisten. Bedauerlich ist es, daß die Krankenversicherung von einer Familienversicherung auf eine Personenversicherung umgestellt wird. Hier wird ein Solidarbeitrag der Kinderlosen abgeschafft. Es wäre sinnvoll, auch diesen Gesichtspunkt in der Ihnen so gut gelungenen Form zu veröffentlichen.

Prof. Dr. Hans-Günter Appel, Schortens

 

 

Zur "JUNGEN FREIHEIT" allgemein

Freude am Donnerstag

Ich freue mich jede Woche auf den Donnerstag. Da bekomme ich die JUNGE FREIHEIT - die mit Abstand beste Wochenzeitung Deutschlands!

Harald Schröter und Dietrich Schröter, Hauzenberg

 

Christen kommen zu Wort

Ihre Zeitung ist nicht nur die beste säkulare Zeitung Deutschlands, sondern darüber hinaus eine christliche; denn bei Ihnen kommen noch Leute wie Peter Hahne, Klaus Motschmann und andere entschiedene, das heißt wiedergeborene, Christen zu Wort. Niemals findet man solche Berichte in anderen säkularen Zeitungen. Im Gegenteil: In diesen wird über den christlichen Glauben gespottet, während der durch Christenverfolgung nur so strotzende Islam überall in Deutschland gelobt wird.

Baron Axel Freiherr zu Krumau de Vere Peratoner, Wietzenbruch


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