© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

Reife, Freude und Hingabe
Katholische Kirche: Papst Benedikt XVI. gibt in seinem Apostolischen Schreiben "Sacramentum Caritatis" Orientierung
Paola Bernardi

Papst Benedikt XVI. hat ein Apostolisches Schreiben unterzeichnet, das die Ergebnisse der letzten Bischofssynode im Oktober 2005 zusammenfaßt und einige grundlegende Orientierungslinien formuliert, die der Kirche einen neuen eucharistischen Impuls geben sollen. Das 130 Seiten umfassende Dokument wurde unter dem Titel "Sacramentum Caritatis" (Sakrament der Liebe) in Rom veröffentlicht.

In dem Schreiben fordert der Papst die katholische Kirche auf, dem Lateinischen und dem gregorianischen Gesang wieder mehr Raum im Gottesdienst zu geben. Dies gelte besonders bei internationalen Treffen, bei denen die Einheit der Kirche auch in der lateinischen Liturgiesprache deutlich werden müsse. An die katholischen Priester appellierte der Pontifex, beim Gottesdienst mehr Achtung vor dem Ritus zu zeigen. Benedikt XVI., der am 16. April seinen achtzigsten Geburtstag feiern kann, ermahnte die Priester, sie sollten besser predigen, das "Gespür für das Heilige" fördern und "unangebrachte Geltungssucht" vermeiden.

Zudem mahnte er, den Priesternachwuchs sorgfältiger auszuwählen und auszubilden. Gleichzeitig bestätigte der Papst in seinem Apostolischen Schreiben auch den Priesterzölibat. Dieser dürfe nicht nur "unter rein funktionalen Gesichtspunkten verstanden werden". Er stelle vielmehr "eine besondere Angleichung an den Lebensstil Christi selbst dar". "In Einheit mit der großen kirchlichen Tradition, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und meinem Petrusamt bekräftige ich die Schönheit und die Bedeutung eines im Zölibat gelebten Priesterlebens als ausdrucksvolles Zeichen der völligen und ausschließlichen Hingabe an Christus, an die Kirche und an das Reich Gottes und bestätige folglich seinen obligatorischen Charakter für die lateinische Tradition. Der in Reife, Freude und Hingabe gelebte priesterliche Zölibat ist ein sehr großer Segen für die Kirche und für die Gesellschaft selber."

Einen großen Abschnitt widmete der Pontifex der Eucharistie und Ehe. In diesem Kontext bekräftigt das Schreiben die Praxis der Kirche, wiederverheiratete Geschiedene nicht zu den Sakramenten zuzulassen, beschreibt ihre Situation jedoch einfühlsam und spricht die möglichen pastoralen und kirchenrechtlichen Hilfen für Menschen aus gescheiterten Ehen an.

Offensichtlich mit besonderem Blick auf Italien, wo derzeit ein Kulturkampf tobt - hier streiten Abgeordnete über eine Gesetzesvorlage, in der unverheirateten und homosexuellen Paaren mehr Rechte zugestanden werden sollen -, hat sich der Papst erneut gegen die Heirat von Homosexuellen ausgesprochen. Werte wie der Respekt vor dem menschlichen Leben, dem natürlichen Tod und der Ehe zwischen Mann und Frau seien für die katholische Kirche nicht verhandelbar, heißt es in dem Apostolischem Schreiben. Alle Gläubigen müßten diese fundamentalen Werte verteidigen. Katholische Politiker hätten überdies die moralische Pflicht, gegen Gesetze zu stimmen, die homosexuelle Ehen, Abtreibung oder Sterbehilfe erlaubten, schreibt der Papst. Es sei aber "nicht eigene Aufgabe der Kirche, den politischen Kampf an sich zu reißen".


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