© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

Gewaltbereit
Thüringen: Verdi-Funktionär schießt auf Demonstranten
Marcus Schmidt

Ein Funktionär der Gewerkschaft Verdi hat in der vergangenen Woche in Erfurt während einer Kundgebung mit einer Schreckschußpistole auf einen mutmaßlichen Rechtsextremisten geschossen. Der Mann wurde dabei nach Polizeiangaben im Gesicht verletzt.

Der Vorfall ereignete sich während einer Demonstration des linken "Bündnisses für Gerechtigkeit". Etwa 30 Rechtsextremisten hatten dabei einen Stand des Bündnisses bedrängt, teilte die Polizei mit. Daraufhin zog der Verdi-Funktionär Angelo Lucifero eine Waffe und eröffnete das Feuer. Lucifero, gegen den nun wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt wird, bekannte sich in einer E-Post dazu, mit einer Schreckschußpistole dreimal auf einen vermeintlichen Rechtsextremisten geschossen zu haben. In seiner Stellungnahme beklagte sich Lucifero, der auch für die linksextremistischen Antifaschistischen Nachrichten geschrieben hat, über die seiner Meinung nach falsche Reaktion der Polizei, die ihn festgenommen und durchsucht habe.

Die Gewerkschaft zeigte Verständnis für Lucifero. Dieser sei "mehrfach Opfer rechtsextremer Drohungen und Übergriffe geworden", sagte Verdi-Landesbezirksleiter Thomas Voß. Daher sei es durchaus denkbar, daß er sich "auch hier in einer Bedrohungssituation gesehen hat". Verdi unterstütze alle Gewerkschafter in ihrem antifaschistischen Engagement. "Das muß aber im rechtlich einwandfreien Rahmen erfolgen", dagte Voß

Der Erfurter CDU-Landtagsabgeordnete Michael Panse attestierte dem Gewerkschaftsfunktionär angesichts des Vorfalles ein zweifelhaftes Demokratieverständnis. Panse kündigte eine Anfrage seiner Fraktion im Landtag an, um den Vorfall aufzuklären.


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