© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

Wissen, was wir wollen
von Detlef Kühn

Die Debatte über das von den USA geplante Raketen-Abwehrsystem gibt wieder einmal Anlaß, über eigene nationale Interessen in der Außen- und Sicherheitspolitik nachzudenken. Andere tun das auch. Die USA möchten von "Schurkenstaaten" nicht erpreßt werden. Polen und Tschechien sehen in ihren Ängsten vor den immer noch gefürchteten Nachbarn Rußland und Deutschland Chancen, die USA dauerhaft auf ihre Seite zu ziehen und damit ihre eigene Position in Europa und der Nato zu stärken. Putins Rußland wiederum befürchtet durch die Installation einer wirksamen Raketenabwehr in Europa eine Entwertung seiner eigenen noch aus Sowjetzeiten stammenden Angriffswaffen. Das wäre zwar noch keine Bedrohung Rußlands, aber immerhin eine Einschränkung seiner strategischen Möglichkeiten.

Was ist demgegenüber das deutsche Interesse? Auch wir möchten nicht erpreßt werden, weder von islamistischen Feinden unserer Kultur und Gesellschaftsordnung noch von europäischen Nachbarn, die beispielsweise entscheiden wollen, ob und wie wir Deutschen um unsere Toten im Zweiten Weltkrieg trauern. Erst recht natürlich nicht von Rohstoff-Lieferanten, von denen wir - zum Teil durch eigene Schuld - etwa in der Energiepolitik hoffnungslos abhängig sind.

Es kann nicht schaden, die Diskussion über diese Fragen in die Nato zu tragen, ein Bündnis, das jahrzehntelang die Sicherheit der alten Bundesrepublik gewährleistet hat. Wir müssen nur wissen, was wir wollen, sonst machen die anderen mit uns, was sie wollen.


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