© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/07 16. März 2007

Aufgeschnappt
Sammlungsbewegungen
Matthias Bäkermann

Als "lebendigen und kribbeligen Menschen" beschreiben Bekannte aus der Kölner St.-Theodor-Gemeinde ihren Pfarrer Franz Meurer. Auch die moslemischen Mitbürger schätzen sein "mutiges Eintreten gegen Intoleranz und Respektlosigkeit". Nun will der katholische Geistliche den anstehenden Bau einer Großmoschee im Stadtteil Ehrenfeld nicht nur mit Gebeten unterstützen, sondern sogar die Kollekte am kommenden Sonntag für das von der türkisch-islamischen Vereinigung Ditib geplante und sehr umstrittene Projekt stiften. "Die Spende soll eine Geste der Verbundenheit mit den Muslimen in Köln sein", erklärte Meurer pathetisch den Schritt, der einstimmigen Rückhalt durch den Pfarrgemeinderat und seinen Kirchenvorstand hat. Gemeindemitglieder, die skeptisch fragten, "ob das denn sein müsse", wurden von Meurer schnell umgestimmt. Denn man habe mit den Moslems zum Beispiel denselben Architekten Gottfried Böhm gemein, außerdem seien die Ditib-Imame "hochgebildete, vernünftige, liebe, menschliche Leute", von deren "toller Jugendarbeit" man lernen müsse, schwärmte der 55jährige auch im Kölner Stadt-Anzeiger.

Das Erzbistum Köln wollte die geplante Aktion nicht kommentieren. Man begrüße den Moscheebau zwar, habe aber keinen Einfluß auf Verwendungszwecke der Kollekte, darüber könnten die Pfarreien eigenständig entscheiden. Von der Kollekte muß dann nur noch ein passendes Geschenk gekauft werden. Meurer warnte bereits in seiner Gemeinde davor, Meßgegenstände, Bilder "oder sowas" für die Moschee zu verschenken: "Die beten da in ihrer Moschee eins zu eins zu Gott - die brauchen nicht so'n liturgisches Gerät wie wir."


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