© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Leserbriefe

Zu: "Schicksalsfragen" von Heinz Klaus Mertes, JF 10/07

Die ehrlichste Reaktionsform

Ich danke Herrn Mertes für seinen Kommentar. Da die extreme Linke, die extreme Rechte und die "neue Mitte" sich publizistisch einig sind, daß Präsident Putin nur das Notwendige aussprach und Defensivwaffen ja die eigentliche Bedrohung seien (statt der Offensivwaffen, gegen die sie schützen sollen), markiert dieser Kommentar in der JF ein dankenswertes Gegenstück zur postulierten öffentlichen Meinung.

Schon vor 25 Jahren in meiner Grundschulzeit in der DDR wagte ich der Propaganda zu widersprechen, indem ich in kindlicher Naivität meine Lehrerin fragte, was eigentlich an Verteidigungswaffen (damals war das SDI-Programm der USA gerade aktuell) auszusetzen sei, da sie ja der Landesverteidigung dienen - etwas, was zu DDR-Zeiten besonders gewürdigt wurde, solange es natürlich das eigene Land betraf.

Natürlich verstand ich damals noch nichts vom Gleichgewicht der Kräfte und dem Kalten Krieg. Heute tue ich das, verstehe aber noch immer nicht, was die westdeutsche Linke gegen solche und ähnliche Programme auf die Straße trieb. Das heißt, ich verstehe es natürlich schon, begreife es aber nicht. Vielleicht ist die kindliche Naivität immer noch die ehrlichste Form der Reaktion.

Sebastian Buck, Stuttgart

 

 

Zur Dokumentation der Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin, JF 9/07

Putin beim Wort nehmen

Wer den ganzen Vortrag Putins gelesen hat, muß weder russophil noch amerikanophob sein, um festzustellen: Dies war wohl der umfassendste und per saldo sachlich zutreffendste Beitrag zu dem Thema "Frieden durch Dialog" der Sicherheitspolitischen Konferenz, den ein global mitverantwortlicher Politiker seit langem gemacht hat.

Doch statt die darin enthaltenen Aussagen, Fragen und Vorschläge ernsthaft zu erörtern, fiel von "westlicher" Seite der Eiserne Vorhang der Uneinsicht und Diskussionsverweigerung, ganz nach dem Motto der (noch) einzigen Supermacht "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns".

Wer Putin richtigerweise vorhält, er sei kein lupenreiner Demokrat und daher disqualifiziert, sollte sich fragen, ob denn demokratische Staatsführer, die unter falschen Vorzeichen Kriege begonnen oder geführt haben, diese Kennzeichnung verdienen. Und wer von westlichen Werten und von den in Rußland unterdrückten, in Tschetschenien sogar grob verletzten Menschenrechten spricht, muß sich fragen, wer denn das erste Menschenrecht, nämlich das auf Leben, unter der Flagge des "Kampfes gegen den Terrorismus" am gröbsten verletzt.

Welch westlicher Aufschrei wäre zu hören, wenn Rußland Raketen, und seien sie nur zur Luft- oder Raumverteidigung, in der Karibik, in Mittel- oder Südamerika stationierten, wenn es dort massiv Einfluß nehmen und Militärstützpunkte etablieren würde? Droht Putin, wenn er darauf hinweist, daß Amerika sich angesichts der mit ihm konkurrierenden riesigen Wirtschaftspotentiale übernimmt? Welch eigennützige Motive seine Aussagen auch haben mögen, sie sind sehr bedenkenswert: In seinen positiven Anregungen sollte man Putin beim Wort nehmen.

Manfred Backerra, Hamburg

 

 

Zum Schwerpunkt Preußen, JF 9/07

Der Mythos Preußen

Ihre anregenden Artikel zur Relevanz von Preußen für die heutige politische Diskussion haben bei mir einen zwiespältigen Eindruck und Ratlosigkeit hinterlassen.

Der Artikel von Eberhard Straub widerspricht in seiner Differenziertheit genau der programmatischen Überschrift, wonach "das preußische Modell" eine Lösung für die deutsche Staatskrise verspreche, obwohl andererseits völlig zu Recht deutlich darauf hingewiesen wird, daß das Zeichnen historischer Parallelen und vermeintlicher Vorbilder für den politischen Gegenwartsdiskurs nur beschränkten Wert hat.

Abgesehen von letztendlich erfolglosen idealisierenden Wiederbelebungsversuchen eines Geistes sollte bei aller Preußen-Nostalgie auch nicht vergessen werden, daß Preußen ein mit Hilfe einer gepreßten Armee zusammengestückelter Territorialstaat war, der phasenweise nur durch englische Subsidien überleben konnte, so seine vorgezeichnete Funktion im europäischen Staatensystem zu erfüllen hatte und dessen bedeutendster Herrscher die deutsche Sprache verachtete und es vorzog, Französisch zu sprechen und zu schreiben - eine Tatsache, auf die der Preußen-Nostalgiker Volker Tschapke vergißt hinzuzweisen.

Warum glaubt man also, auf Preußen rekurrieren zu müssen, wenn das, "was Preußen auszeichnete, auch andere Staaten hatten" (Straub) und das "preußische Artefakt ... unwiederbringlich vergangen" ist (Kubitschek)?

Es drängt sich mir der Verdacht auf, daß sich die JF angesichts des zunehmenden staatlichen Drucks einen geschichtspolitisch unverdächtigen Schrebergarten einrichten will, in dem auch reaktionäre Konservative, Alt-CDU-Mitglieder und tümelnde Vereinsmeier ihr Pflänzlein hegen können, ohne gleich das System in Frage stellen zu müssen. Auch Götz Kubitschek gelingt es trotz treffender Beobachtungen nicht, überzeugend zu begründen, warum die Wiederaufrichtung der deutschen Nation ausgerechnet mit dem Mythos Preußen zu beginnen habe. Wenn Kubitschek in seinen zehn Thesen das Wort "Preußen/preußisch" durch "Deutschland/deutsch" ersetzen würde, wären wir einen Schritt weiter.

Alfred Wollmann, Erding

 

Deutsche Parallelgesellschaft

Die Frage nach dem korrektem Verhalten eines preußisch Gesinnten gegenüber einem dekadenten Staatswesen beantwortet die Geschichte. Wie verhielt sich der preußische Patriot zur Zeit der napoleonischen Fremdherrschaft? Er verstand es, wie Sun Tsu sagen würde, "den Himmel täuschend das Meer zu überqueren". Er baute unter den Augen der französischen Besatzer eine preußische Parallelgesellschaft auf.

Warum sollte der Preuße von heute es ihm nicht gleichtun und ebenfalls eine deutsche Parallelgesellschaft aufbauen, der er seiner ganzen Kraft widmen kann?

Wenn die herrschende Klasse merkt, daß sie dann nicht mehr automatisch die Unterstützung dieser wahrlich gesellschaftstragenden Schicht hat, wird sie sich automatisch mehr um diese kümmern müssen! Bis heute warb man nur um die Zuwanderer, weil man sich des deutschen Michels sicher wähnte.

Rüdiger Knörig, Berlin

 

 

Zu: "Von Quote keine Spur" von Ellen Kositza, JF 9/07

Den Familienkern sprengen

Ursula von der Leyen hat einen prominenten Sozialisten, Malte Ristau-Winkler, als Spitzenberater: Das Ziel der Sozialisten war es immer, den Familienkern zu sprengen, um Zugriff und Einfluß auf die Familie zu sichern. Aber hat sich keiner darüber Gedanken gemacht, daß ein Kleinkind ein von Natur aus schutzbedürftiges Wesen ist? In den ersten sieben Jahren wird der Charakter der Kinder geformt. Soll das in der Kita passieren?

Ein französischer Präsident hat vorgeschlagen, jeder Mutter, die bereit ist, zu Hause zu bleiben und ihre Kinder selber zu erziehen, einen staatlichen Beitrag zu zahlen, der den Kosten eines Kitaplatzes entspricht. Dadurch werden die meisten Kinder ordentlich betreut und umsorgt, und es werden viele Arbeitsplätze frei!

Rigo von Plauen, Eckernförde

 

 

Zu: "Sonnengemacht" von Christian Bartsch, JF 9/07

Die Sonne als Klimafaktor

Die Erwärmung des Erdklimas gilt als sicher, da die mittleren Temperaturen in den letzten 120 Jahren um etwa 0,8 Grad angestiegen sind. Warm- und Kaltzeiten während der Erdgeschichte sind vor allem für die zurückliegenden 400.000 Jahre durch Eisbohrkerne nachgewiesen worden. Auch in der derzeitigen Warmzeit (Holozän) gibt es seit 10.000 Jahren ein Auf und Ab der mittleren Temperaturen. So zeichnen sich Römerzeit und Teile des Mittelalters durch deutlich höhere Temperaturen aus als Perioden davor oder danach. Beispielsweise führten während der "kleinen Eiszeit" zwischen 1650 und 1720 starke Temperaturrückgänge zu Mißernten und Hungersnöten.

Nach vorherrschenden Medienberichten ist für die globale Klimaerwärmung vor allem der Anstieg der Treibhausgase, insbesondere des Kohlendioxids, verantwortlich. Verschiedene Klimamodelle unterstützen diese Theorie. Neuerdings ist jedoch auch die nicht gleichmäßig strahlende Sonne als wichtiger Klimafaktor erkannt worden.

Untersuchungen des Max-Planck-Instituts für Sonnenforschung in Katlenburg-Lindau haben ergeben, daß die Sonne heute aktiver ist als in den vergangenen 10.000 Jahren. Die Magnetfelder der Sonne beeinflussen den Energietransport aus dem Sonneninnern, was durch periodisch auftretende Sonnenflecken sichtbar wird. Während der "kleinen Eiszeit" sanken die Temperaturen um mehrere Grad. In dieser Zeit waren fast keine Sonnenflecken zu beobachten. Das stützt die Annahme, daß eine geringe Sonnenfleckenzahl eine geringere Leuchtkraft der Sonne anzeigt und umgekehrt.

Es kann vorausgesagt werden, daß die gegenwärtig hohe Sonnenaktivität noch einige Jahrzehnte andauern wird, um sich dann wieder zu normalisieren. Außer Faktoren wie der langfristigen Verschiebung von Erdbahn und Erdachse, den Einflüssen der Ozeane und Meeresströmungen muß die schwankende Leistung der Sonne zur Erklärung einer globalen Erwärmung des Erdklimas herangezogen werden. Die Treibhausgase als überwiegende Begründung für die Klima-Erwärmung dürften ein zu einfaches Modell und ein Politikum sein.

Dr. Günther Riedel, Heidelberg

 

 

Zu: "Hypermoral und Weißwäscher" von Dieter Stein, JF 9/07

Auf den Punkt gebracht

Für Dieter Stein ist die NPD "ein politischer Gegner". Das keinesfalls überraschende Credo äußerte er auf dem 13. Berliner Kolleg des Instituts für Staatspolitik am 17. Februar.

Nun charakterisiert sich die Gefolgschaft der JUNGEN FREIHEIT mehrheitlich durch graue Schläfen, die man bei der NPD eher ausnahmsweise findet. Die einen militärischen Kurzhaarschnitt bevorzugenden jungen Nationalisten (für die JF "desorientierte Jugendliche aus mitteldeutschen Problemgebieten") geben der Partei ein jugendliches Erscheinungsbild, dessen Gegensatz zu den konservativen Repräsentanten einer bereits untergegangenen Bundesrepublik kaum größer sein kann.

Hier liegt auch eine Antwort auf die von Stein während der Veranstaltung gestellte Frage, weshalb es angesichts der Krise des Parteienstaates "zum Aufstieg ausgerechnet der NPD" habe kommen können. Über den gegen die Nationaldemokraten ins Feld geführten Hauptvorwurf, die Nähe zum Nationalsozialismus, kann man freilich streiten. Unstrittig ist indes, daß der NPD weniger an der Erneuerung der Bundesrepublik im Adenauerschen Geiste als vielmehr an einem neuen Deutschland gelegen ist. Hier, zwischen reaktionärem "Zurück" und revolutionärem "Vorwärts", scheiden sich die Geister, was Herr Stein mit seiner aktuellen Feindbestimmung ganz richtig auf den Punkt gebracht hat.

Berthold Lauterbach, Dresden

 

 

Zu: "Schwarzlackierte Sozis" von Michael Paulwitz, JF 9/07

Gegengewichte schaffen

Nach der "Vereinigung" von SPD und CDU zur CDSP, mit dem Ziel, machterhaltend bis 2009 durchzuregieren, ist insbesondere bei der CDU keine überzeugende Identität einer konservativen Partei mehr zu entdecken. Freunde von mir und ich selber sind uns dahingehend einig, daß eine Wahl der CDU nur dann für uns noch in Frage kommt, wenn die CDU definitiv und verbindlich vor der Wahl 2009 erklärt, daß sie unter keinen Umständen eine Verlängerung der Koalition mit der SPD einzugehen beabsichtigt.

Wenn diese Erklärung der CDU nicht erfolgt, werden wir eine derjenigen Partein wählen, die den Machthabern unserer "Demokratur" den meisten Verdruß bereitet. Der Inhalt der Parteiprogramme dieser Parteien spielt für uns dabei zunächst einmal eine untergeordnete Rolle. Es geht für uns darum, Gegengewichte zu schaffen.

Armin Migod, Wattenheim

 

 

Zu: "Antifa spielt den Zensor" von Christian Dorn, JF 9/07

Eine "tolerante" Gesellschaft

Ein Pressefachgeschäft symbolisiert einen der wichtigsten Grundpfeiler unseres Grundgesetzes: die Meinungs- und Pressefreiheit. Allerdings sieht die Realität anders aus: Zwar kann in dieser "toleranten" Gesellschaft ohne Angst vor Repressalien eine jüdische neben einer arabischen Zeitung publiziert werden - aber eine rechts-konservative, den Maximen und Gesetzen unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung loyal verbundene Zeitung nicht.

In Hamburg mußte ich eine Ausgabe der JF so erwerben als ob ich eine "Schmuddelzeitschrift" kaufen wollte: Erst nach hartnäckiger Nachfrage, mit despektierlichen Blicken der Verkäuferin wurde die JF aus der letzten Ecke unter dem Verkaufstresen hervorgeholt!

Es ist doch kein Wunder, daß ein konservativ-demokratisch denkender junger Mann wie ich in die rechtsradikale Ecke gedrängt wird, wenn im Internetforum "Mut gegen Rechts" die Leser der JF als "Ultrarechte" tituliert werden!

Für die Herausgeber dieser Propaganda eine kleine Information zu meiner "ultrarechten" Person: Ich lebe seit vier Jahren glücklich mit meiner Verlobten zusammen - sie ist im Besitz einer ehemals jugoslawischen Staatsangehörigkeit und des moslemischen Glaubens; sie betet zu Allah, ich zu Gott!

Peter Massau, Oldenburg

 

 

Zum Leserbrief "Die Aussicht auf Kindergeld" von Charlotte Brinkmann, JF 9/07

Elitäres Lobbygruppendenken

Den Leserbrief von Charlotte Brinkmann halte ich vom Inhalt her für sehr bedenklich. Man könnte nach dem Inhalt schließen, daß sie Empfängern von Arbeitslosengeld II/Sozialhilfe das Kinderkriegen verbieten möchte, und zwar aus dem Grund, weil deren Kinder nutzlos und nichts wert seien. So scheint es mir jedenfalls. Aber weiß Frau Brinkmann, wie es ist, Sozialhilfeempfänger zu sein?

Außerdem veranschaulicht ihr Leserbrief mit dem Satz "Nutznießer bekommen mehr Kinder" ein Problem der Konservativen in Deutschland: Es wird ein elitäres Denken verbreitet, mit dem der Normalbürger nichts anfangen kann.

Schade ist es allerdings, daß die JF gerade diesen Satz "Nutznießer bekommen mehr Kinder" als Überschrift für das Leserforum gebraucht hat. Damit unterstützt die JF nämlich Lobbygruppendenken, da die sogenannten "Nutznießer" nicht zur elitären Lobbygruppe gehören.

Ich dachte immer, man müßte das ganze Volk im Auge behalten - sozusagen als Schicksalsgemeinschaft. Aber da dies nicht getan wird, werden die Konservativen in Deutschland weiterhin keine Chance haben. 

Marcus Stiller, Berlin

 

 

Zu: "Sehnsucht nach Cordoba" von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 8/07

Altbekanntes neu präsentiert

Weil Geschichte von uns allen geschrieben wird, ist jeder für sie verantwortlich. Zwölf Jahre Hitler-Faschischmus liegen hinter uns, haben wir daraus gelernt? Die Zukunft liegt vor uns, deshalb sollten wir bedenken, daß Altbekanntes sich oft neu präsentiert: aufgemotzt in frischer Farbe, in anderen Figuren und Konstellationen. Wenn wir nicht aufpassen, werden sich zukünftige Generationen eines Tages im Exil fragen: Wie nur konnte aus Deutschland ein islamischer Staat werden?

Roland Heinrich, München

 

 

Zum Porträt: "Der Fürst" von Klaus Peter Krause, JF 8/07

Ein Deutsch-Böhme

Klaus Peter Krause schreibt in seiner Kolumne über Fürst Karl zu Schwarzenberg, den neuen tschechischen Außenminister, daß er seit seiner Geburt in Prag 1937 Tscheche sei. Das kann wohl nicht stimmen. Er ist als tschechoslowakischer Staatbürger deutscher Nationalität (also als Deutscher oder Deutsch-Böhme) zur Welt gekommen, denn die Schwarzenbergs sind ein aus Franken zugewandertes Geschlecht, was der Autor übrigens selber erwähnt.

Was er nicht erwähnt hat, ist, daß Fürst Karl zu Schwarzenberg in einem Interview kurz nach seiner Ernennung in der ORF-Sendung "Zeit im Bild 2" sich auf Nachfrage ausdrücklich dazu bekannte, in der Causa "Beneš-Dekrete" (und Temelín) den Standpunkt der Regierung zu vertreten. Und das, obwohl seine Familie 1948 selber aus Böhmen flüchten mußte.

Roland Berthold, Berlin


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