© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/07 02. März 2007

Aufgeschnappt
Bettel für deine Bildung!
Matthias Bäkermann

Ganz oben auf der Prioritätenliste stand bei der Hauptstadt-SPD im Wahlkampf 2006 die Bildungspolitik. Auch wenn die Zahl der Lehrer nun doch nicht zunimmt und die Schulen weiter verrotten, ist man einer anderen zentralen Absicht nähergekommen: „Wir wollen eine Schule, in der Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und ihre Kinder gemeinsam Verantwortung tragen.“ Hierzu solle insbesondere das Engagement der Eltern „unterstützt und eingefordert“ werden.

Für die Initiative „Tulpen für Tische“ war jedoch eher „völlig veraltetes Schulmaterial, marodes Inventar, kaputte Tische und Stühle auf Sperrmüllniveau, unzureichende Reinigung, stinkende Klos, Raumnot, bauliche Mängel etc.“ als das Wahlprogramm der Regierungspartei der entscheidende Impuls für ihre Tätigkeit. So sind nicht wenige Berliner erstaunt, Tulpen verteilende ABC-Schützen im Straßenbild anzutreffen, die damit um Spenden für ihre Schultische bitten. Die von „besorgten Eltern“ um die Architektin Astrid Lohss zur „Verbesserung des Lernumfeldes“ ins Leben gerufene Aktion (www.tulpen-fuer-tische.de) kann zwar kaum den auf 1,6 Milliarden Euro bezifferten Sanierungsbedarf der Berliner Lehranstalten beheben, aber für 60 Euro (Schultisch) und 35 Euro (Stuhl) will man die schlimmste Not lindern. Bisher hat die Aktion 2007 bereits einen Erlös von 6.500 Euro eingebracht, der den Schulen für Ausstattung und Reparaturen direkt weitergeleitet wurde. Gemäß der Helmut-Kohl-Devise „Entscheidend ist, was hinten ‘rauskommt“ können nun Klaus Wowereit und sein Bildungssenator Jürgen Zöllner dem Vorwurf leerer Wahlversprechen gelassener entgegentreten.


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