© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/07 23. Februar 2007

Im Walde 297
Ehrendes Andenken: Die Grabstätte Moeller van den Brucks in Berlin benötigt Mäzene
Wolfgang Fenske

Wer in diesen Tagen den Parkfriedhof Lichterfelde am Thuner Platz besucht, sich schon am Eingang - unmittelbar hinter der Kapelle - nach rechts begibt und den langen, herbstlich durchfluteten Weg entlangschreitet, um nach etwa 150 Metern links in einen - zunächst unübersichtlichen - Weg einzuschlagen, gelangt alsbald zu einer Grabstelle 'Im Walde 297', die versteckt hinter einer Wegbiegung und verborgen durch ein Halbrund von Bäumen liegt. Es ist die Ruhestätte Arthur Moeller van den Brucks."

Mit diesen Worten begann im Oktober 1993 ein Beitrag in der JUNGEN FREIHEIT, in dem zu Spenden für den Erhalt der Grabstätte Arthur Moeller van den Brucks (1876-1925) aufgerufen wurde. Als Haupt der "Jungkonservativen" in der Weimarer Republik bot Moeller van den Bruck den Machern der soeben auf wöchentliches Erscheinen umgestellten Zeitung vielfältige Bezugspunkte: Konservativ fühlte und dachte man - und jung war man sowieso. Unverstanden, ungleichzeitig, unterrepräsentiert - die Lage der außerparlamentarischen, intellektuellen Rechten der Weimarer Republik schien der eigenen bis aufs Haar zu gleichen.

In den Jahren nach der Wiedervereinigung gewannen Moeller van den Brucks Werke ungeahnte Aktualität. Der Titel seines Buches "Der preußische Stil" (1916) wurde zum Schlagwort in der Debatte um die architektonische Gestaltung der vereinigten Hauptstadt. Und auch die Vision eines alle gesellschaftlichen Gegensätze überbrückenden, im Metaphysischen wurzelnden "Reiches", wie sie Moeller 1923 formuliert hatte, schien angesichts der pragmatischen Staatspolitik der Ära Kohl verheißungsvoll. Rußland, das junge Leute im Kalten Krieg weithin nur in der Fratze der Sowjetunion wahrgenommen hatten, erhielt nun durch die in den zwanziger Jahren von Moeller van den Bruck erstmals in deutscher Sprache edierte Dostojewskij-Gesamtausgabe ein Gesicht. Der Antiquariatsmarkt hatte das steigende Interesse an Moeller alsbald registriert: Die Preise zogen merklich an, die guten Stücke wurden seltener.

Auch unter den Lesern der JUNGEN FREIHEIT war der Zuspruch groß. Binnen weniger Wochen gingen für Pacht und Bepflanzung der Grabstätte über 6.000 Mark ein, so daß der Bestand der Grabstätte - rückwirkend ab 1990 - für 15 Jahre sichergestellt werden konnte.

Diese 15 Jahre sind 2005 abgelaufen. Die JF wendet sich deshalb abermals an ihre Leser mit der Bitte, den Erhalt der Grabstätte auch künftig sicherzustellen. Während die Pacht aufgrund einer geänderten Gebührentafel künftig preiswerter möglich sein wird, soll - sofern die Spenden dies zulassen - nun über eine professionelle gärtnerische Pflege der Grabstätte nachgedacht werden, die bislang nur auf freiwilliger Basis und in den vergangenen Jahren gar nicht mehr erfolgen konnte. Unsere Leser werden wir über den Fortgang der Aktion selbstverständlich auf dem laufenden halten. (JUNGE FREIHEIT Verlag, Postbank Berlin, BLZ 100 100 10, Konto 25 26 27-101, Stichwort "Moeller-Grab") 

Foto: Wartet auf Frühling: Moeller-Grab


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