© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/07 16. Februar 2007

Unter Kontrolle:
Letzter Ausweg Wilder Westen
Christoph Martinkat

Von wegen, das Medienzeitalter sei besonders schnellebig. Pustekuchen! Ein flüchtiger Blick in das aktuelle TV-Programm genügt, um vom Gegenteil überzeugt zu sein. Comedian Oliver Kalkofe hat bei seiner Einschätzung des Fernsehjahrs 2006 von "nur furchtbar" gesprochen und einen Befund gleich mitgeliefert: Allenthalben herrsche "kreative Querschnittslähmung" vor. Nach dem Motto: Wer nur schnell genug stillstehe, sehe fast so aus, als würde er sich bewegen. In der Tat: Spätestens seit der Erfindung der Doku-Soap oder Reality-Show scheint sich das kreative Potential vollends erschöpft zu haben. Seither dürfen wir täglich daran teilhaben, wie TV-Teams in die Wohnungen braver Bürger einfallen, um deren vier Wände wohnlich, deren Haustiere stubenrein, deren Söhne gesellschafts- und deren Töchter heiratsfähig zu machen. So etwas läßt sich ohne größeren Aufwand produzieren und kommt in einer neurotischen Gesellschaft offenbar ganz gut an.

Schwererziehbare Jugend auf einer Ranch in Utah

Besonders RTL tut sich als Schauplatz pädagogischer Lebenspraktiken seit Jahren hervor. Seit langem schwingt dort "Super Nanny" Katharina Saalfrank mit strenger Hand und mehr als 15 Prozent Marktanteil zur besten Sendezeit die Zuchtrute. Nun soll die siebenteilige Doku-Soap "Teenager außer Kontrolle - Letzter Ausweg Wilder Westen" (ab 21.02., 20:15 Uhr, RTL) diese Quote noch steigern. Die Helden der Soap sind sechs schwererziehbare Jugendliche, die auf eine einsame US-Ranch nach Utah geschickt werden, um sich dort einer "erlebnispädagogischen Verhaltenstherapie" zu unterziehen. - Auf geht's, Cowboys!


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