© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/07 16. Februar 2007

Trauma Dresden
Gegen Krieg und Gewalt: Eine Gemeinschaftsausstellung in der Kreuzkirche
Thorsten Thaler

Kein Ort könnte für diese Ausstellung besser geeignet sein als die Dresdner Kreuzkirche. Durch den alliierten Bombenangriff 1945 stark beschädigt, nach dem Krieg erneut aufgebaut und 1955 wieder eingeweiht, fand hier jedes Jahr am 13. Februar ein Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer der verheerenden Luftangriffe statt. Seit dem Forum "Frieden für die Jugend" von 1982 versammelten sich immer mehr Menschen nach dem Gottesdienst an der Ruine der benachbarten Frauenkirche, die zur Kirchengemeinde der Kreuzkirche gehört, erst Hunderte, dann Tausende, um schweigend mit Kerzen in der Hand der Toten zu gedenken.

An diesem symbolträchtigen Ort nun ist im Rahmen der Gemeinschaftsausstellung "Gegen Krieg und Gewalt" erstmals auch das Triptychon "Trauma Dresden" des bei München lebenden Malers Helmut Bruchner (61) zu sehen. In neoexpressivem Stil drückt es das Entsetzen über die sinnlose Vernichtung der Stadt aus. Es zeigt im ersten Bild die Silhouette von Dresden; am leuchtend gelben Himmel darüber kreisen Fledermäuse und künden vom nahenden Unheil. Im mittleren Bild verglühen die Frauenkirche und andere das Antlitz Dresdens prägende Kulturbauten im Flammenmeer; die Barockstadt stirbt im Feuersturm. Auf dem dritten Bild überragt die rußgeschwärzte Ruine der Frauenkirche die Trümmerwüste der Stadt. Der Himmel ist diesig-düster, eine Sonnenfinsternis verstärkt die gespenstische Atmosphäre. Unter den Trümmern greifen Hände ins Leere; ein Engel ist zu Boden gestürzt, ein Flügel abgebrochen.

Formgebung und Farbwirkung bei Bruchner verdichten sich zu einer eindeutigen Bildsprache. So läßt sich das Triptychon in Erinnerung an christliche Altarretabeln, in deren Zentrum die Kreuzigung steht, deuten als Ausgestaltung eines modernen Jüngsten Gerichts.

Die Ausstellung ist noch bis zum 4. März in der Dresdner Kreuzkirche täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen.

Mittlerer Teil des Triptychons von Helmut Bruchner: Elbflorenz versinkt im Flammenmeer


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