© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/07 16. Februar 2007

Gott als Henne
von Wolfgang Fenske

Erinnern Sie sich noch an die "Bibel in gerechter Sprache"? Das war im Herbst letzten Jahres der Versuch, Männlein und Weiblein, Christen und Juden, Kern- und Randgruppen der Gesellschaft in der Bibel "Gerechtigkeit" widerfahren zu lassen. "Pharisäerinnen" gab es da plötzlich und einen Gott, der sich als "du Ewige" titulieren lassen mußte. Das politisch korrekte Elaborat fiel praktisch überall durch, im Kirchenvolk ebenso wie in den Feuilletons.

Augenscheinlich unbeeindruckt von allem Widerspruch hat die Evangelische Kirche im Rheinland nun die zweite Stufe im Gerechtigkeitskampf gezündet: Nach der "Bibel" soll jetzt auch ein "Gottesdienst in gerechter Sprache" her. In einer Handreichung, die an alle Gemeinden ausgesandt wurde, geht man noch über die "gerechte Bibel" hinaus: Nicht in der Ergänzung oder dem Austausch männlicher Begriffe durch weibliche sucht man nun das Heil, würde das doch die "stereotypen Rollenmuster" von Mann und Frau nur bestätigen. Nein, "neue Bilder für Gott" sollen es ermöglichen, "neue Bedeutungen und Seiten an ihm/ihr" zu entdecken. Gender-Mainstreaming läßt grüßen.

"Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens" hieß es in der Alten Kirche. Wenn Gott in der rheinischen Landeskirche künftig als "Stillende" oder "Gebärende", als "Bäckerin" oder als "Henne" angebetet wird, dann darf man das als authentischen Ausdruck des dortigen Glaubenslebens ernst nehmen: Eine Kirche, die in ihren Gottesdiensten zur Henne statt zu Gott betet, ist keine Kirche mehr.


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