© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/07 02. Februar 2007

Babystation:
Kinderkriegen macht Spaß
Christoph Martinkat

Nun ist er also vorbei, der Aufstand der Alten. Jedenfalls im Zweiten Deutschen Fernsehen. Der Sender hat mit der Doku-Fiktion "2030. Der Aufstand der Alten" eine Zukunftsvision entworfen, die alles andere als beruhigend ist. Es sagt sich so leicht dahin: in Würde altern. Wenn man den Prognosen des ZDF Glauben schenkt, werden wir im Alter noch viel ärmer und selbstverständlich noch viel kranker sein. Niemand wird uns pflegen, denn es gibt ja nur noch eine Handvoll Junger. Und die haben ganz andere Probleme. Wie wir, die wir heute noch nicht alt sind, andere Probleme haben. Da es sich mit betrüblichen Aussichten allein jedoch schwer leben läßt, schickt das ZDF nun flugs etwas tröstend Gegenwärtiges auf den Bildschirm. Willkommen also auf Deutschlands größter Babystation! Die befindet sich in Hamburg und verzeichnet immerhin 6.000 Neugeburten im Jahr.

Feiern wir den medialen Babyboom

Und da Babys so schön unser Herz erweichen können wie sonst nur lebendige Kuscheltiere, liegen Bilder aus der Babystation oder aus dem Streichelzoo voll im Trend. Eine dramaturgisch ausgetüftelte Handlung - wie in der Schreckensvision von 2030 - ist da überflüssig. Feiern wir also den medialen Babyboom in der 21teiligen Doku-Soap "Die Babystation. Die neuen Folgen" (ab 5. Januar täglich 14.15 Uhr, ZDF) - und ihr Motto "Kinderkriegen macht Spaß!" als Ereignis fröhlicher Gegenwärtigkeit. Und vergessen wir einfach, daß wir morgen die Alten sein werden und die Neuankömmlinge die Jungen, die sich dann mit uns herumzuärgern haben.


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