© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/07 02. Februar 2007

Meldungen

EU-Osterweiterung kostet Arbeitsplätze

MÜNCHEN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hat der Ansicht von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) widersprochen, die EU-Osterweiterung schaffe wegen der Exportsteigerung per saldo Arbeitsplätze in Deutschland. Die Erweiterung bringe "eine extreme Niedriglohnkonkurrenz. Während westdeutsche Industriearbeiter 27,90 Euro pro Stunde und ostdeutsche 18,60 Euro kosten, zahlt man in Rumänien nur 2,30 Euro und in Bulgarien gerade mal 1,60 Euro", erklärte der Chef des Ifo-Instituts in der Wirtschaftswoche. "Für die große Masse derer, die nur ihre normale Arbeitsleistung anzubieten haben, sind die osteuropäischen Arbeitnehmer Substitute statt Komplemente", so Sinn. "Sie sehen sich einer Niedriglohnkonkurrenz von Menschen gegenüber, die in etwa das gleiche können und tun wollen wie sie selber. Sie gehören zu den Verlierern." Zu den schrumpfenden Sektoren gehörten "die arbeitsintensiven Vorstufen der Industrieproduktion, die ihre Arbeitsplätze unspektakulär, für die Kunden nicht erkenntlich und in der Direktinvestitionsstatistik nicht erfaßt auf dem Wege des Outsourcing ans Ausland verlieren", erläuterte der Ifo-Chef.

 

Weniger Nachwuchs durch Studiengebühren

FLENSBURG. Der Sozialwissenschaftler Gerd Grözinger hat vor den demographischen Folgen der Studiengebühren gewarnt. Es werde zwar viel über alle möglichen Auswirkungen der "Campus-Maut" diskutiert, aber ein Thema "bleibt außen vor: der Einfluß auf die Familiengründung von späteren Akademikerinnen", schrieb der Professor am Zentrum für Bildungsforschung der Universität Flensburg in der Zeit. Aus Studien wisse man, "daß Männer noch stärker als Frauen erst dann zu einer Familienbildung bereit sind, wenn sie sich ökonomisch abgesichert fühlen". Auch das Unterbrechen der Rückzahlung fürs Kinderkriegen sei wenig attraktiv, denn die Bildungsdarlehen seien - im Gegensatz zum BaföG - verzinst. Die USA machten diebezüglich bereits schlechte Erfahrungen. In den USA gebe es zwar eine viel höhere Kinderzahl pro Frau als in Deutschland. "Nur bei Akademikerinnen sind die Werte identisch gering. Studiengebühren in dieser Form scheinen ein effektives Verhütungsmittel darzustellen", meinte Grözinger.

 

Waldzustandsbericht weiterhin unverzichtbar

BERLIN. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat Bundesland­wirt­schafts­minister Horst Seehofer (CSU) anläßlich der Veröffentlichung des Waldzustandsberichtes 2006 aufgefordert, diese Studie weiterhin jedes Jahr zu veröffentlichen. "Als Gesundheitspolitiker sollte Seehofer wissen, daß der Patient Wald nicht gesünder wird, wenn man ihn nicht mehr untersucht. Nur die Abkehr vom überhöhten Energieverbrauch und die Verringerung des Schadstoffausstoßes kann den Wald retten", erklärte BUND-Waldexperte Helmut Klein letzte Woche. Wälder seien für den Klimaschutz unverzichtbar, litten aber mit am stärksten unter der Erderwärmung. Blatt- und Nadelverluste, Nottriebe, Notblüte und verstärkte Fruchtbildung seien Zeichen dafür. Bei Eichen und Buchen wiesen 83 bzw. 84 Prozent der Bäume Schäden auf. Hauptverant­wortlich seien die Luftschadstoffe, so der BUND.

 

Zahl der Woche

Bundesweit 57 Prozent der Studiengänge waren im Wintersemester 2006/2007 zugangsbeschränkt. In Berlin und Bremen waren 84 Prozent der Fächer mit einem Numerus clausus (NC) belegt, NRW lag bei 59 Prozent. In Bayern waren es nur 31 Prozent, in Thüringen sogar nur 25 Prozent.

(Quelle: Hochschulrektorenkonferenz)


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