© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/07 02. Februar 2007

Ulrich Junghanns
Der Nachfolger
von Ronald Gläser

Am treffendsten hat Ulrich Junghanns sich selbst beschrieben, als er nach seiner Wahl zum neuen Chef der Brandenburger CDU am Samstag in Frankfurt an der Oder sagte: "Ich habe die Wahl gewonnen, aber ich bin noch nicht Sieger über die Dinge, die noch kommen werden."

Und auf den brandenburgischen Wirtschaftsminister kommt jetzt einiges zu: eine Kommunalwahl im nächsten, Landtags- und Bundestagswahl im übernächsten Jahr. Das alles mit einem Landesverband, der ihm nur halbherzig folgt: Gerade für zwei Stimmen Mehrheit hat es nach einem erbitterten innerparteilichen Konkurrenzkampf gereicht.

Der 50jährige gebürtige Thüringer ist kein erklärter Konservativer wie sein Vorgänger, Innenminister Jörg Schönbohm, sondern ein Pragmatiker, ein Parteisoldat. Das war er schon als Kader in der DDR-Bauernpartei (DBD). Die Bauernpartei, deren letzter Vorsitzender Junghanns war, galt für viele als willkommene Möglichkeit, dem Werben der SED zu entgehen.

Oder war Junghanns vielleicht doch mehr als ein Mitläufer? Gegner kritisieren seine "steile Funktionärskarriere" ausgerechnet als Staatswissenschaftler an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft "Walter Ulbricht" in Potsdam und haben einen entsprechenden Eintrag im Internetlexikon Wikipedia vorgenommen - sehr zum Mißfallen der CDU-Parteiführung.

Die zwei Jahre ältere Angela Merkel war da vorsichtiger: Sie hatte sich nicht so weit mit dem Regime eingelassen - und doch Karriere gemacht. Das hat sie aber nicht daran gehindert, Junghanns nach Kräften zu unterstützen.

Ansonsten gleichen Junghanns und Merkel sich: Auch Junghanns wirkt spröde, wenig medienaffin. In Frankfurt/Oder, wo der Parteitag stattgefunden hat, wollte er 1993 schon mal Bürgermeister werden. 12,5 Prozent der Frankfurter fanden die Idee damals gut. Junghanns ist kein "Selbstinszenierer" wie Sven Petke, sein parteiinterner Erzrivale, der ihm mit seinen Anhängern wohl auch in Zukunft das Leben schwermachen wird.

Ist Junghanns also wirklich der Richtige, um als Gegenspieler von Ministerpräsident Matthias Platzeck anzutreten? Was ihm damals wie heute an Ausstrahlung fehlt, kann auch seine Minister-Bilanz nicht ersetzen. In Brandenburg heißt "Wirtschaft" - allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz - immer noch "Subvention vom Staat". So entstehen Subventionsruinen à la Cargolifter oder steuergeldfinanzierte Luxusbadeanstalten für eine wegziehende, aussterbende Bevölkerung.

In seiner Parteitagsrede kam Junghanns darauf, was ihm besonders wichtig ist: der "Kampf gegen Rechts". Das kommt immer an, dachte er sich wohl. "Ich stärke allen den Rücken, die sich dem Extremismus von rechts entgegenstellen", bekundete er vorauseilend. Konkurrent Petke verzichtete auf solche politischen Korrektheiten.

Ob CDU-Rechtsaußen Jörg Schönbohm, der Junghanns protegiert hat, wohl gestutzt haben mag?


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