© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/07 26. Januar 2007

Schweizer Vorbilder:
Mit Kräutern und Käse aus der Krise
Christoph Martinkat

Damit haben vor Jahren nur die kühnsten Optimisten gerechnet: Immer mehr Menschen kaufen im Bio-Laden. Die Wachstumsraten der zumeist regional erzeugten Lebensmittel liegen im zweistelligen Bereich. Die steigende Nachfrage jedoch stellt die Branche vor ernsthafte Probleme. Die Anzahl der Bio-Bauern in Deutschland ist einfach zu klein, um dem wachsenden Bedarf Rechnung zu tragen. Die Folge: Große Mengen Öko-Produkte aus Argentinien, Kanada oder Südafrika überschwemmen den deutschen Markt, während das Bauernsterben weitergeht, zahlreiche Landstriche veröden.

Der Globalisierung Paroli bieten

Daß es auch anders geht, zeigt die Dokumentation "Mit Kräutern und Käse aus der Krise" (Mo. 29. Jan., 23.10 Uhr, 3sat). Sie zeigt die Erfolgsgeschichte von Isidor Kunz, einem Bauern aus Hergiswil in der Schweiz, der mit Kollegen die Napfmilch AG gründete, um die hergestellten Bio-Produkte selbst zu verarbeiten. Sie spürten Nischen auf und produzieren seitdem Bio-Milch, Kräuterfrischkäse und Panna Cotta. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 18 Mitarbeiter. Erstmals seit über 60 Jahren steigt auch die Einwohnerzahl in Hergeswil wieder, in einer Bergregion des Luzerner Hinterlands, die noch vor Jahren als abgeschrieben galt. Der Film zeichnet das kleine Wirtschaftswunder nach. Er stellt neben dem Erfolgsbauern Isidor Kunz weitere Menschen des Berglands vor, die bleiben und die weit abgelegenen Höfe nicht einfach aufgeben wollen. Ein Mikrokosmos, in dem sich die Menschen mit Risikobereitschaft und Kreativität den Herausforderungen einer globalisierten Welt gewachsen zeigen.


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