© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/07 26. Januar 2007

Aufgeschnappt
Schulungen in Kreativität
Matthias Bäkermann

In einem "aktionsorientierten Workshop" wollte das Jugendumweltnetzwerk Niedersachsen e.V., kurz Janun, Schüler in Hannover "zur Partizipation an politischen Prozessen" anleiten, um "sich kreativ in die demokratischen Proteste rund um den Gipfel einzubringen", womit der G8-Gipfel im mecklenburgischen Heiligendamm vom 6. bis zum 8. Juni gemeint ist. Zwecks Schulung dieser "Kreativität" mietete sich Janun am 13. und 14. Januar für 1.600 Euro die Integrierte Gesamtschule (IGS) im Stadtteil Linden. Wie Reporter der regionalen Presse berichteten, sah das aber mehr aus wie ein Wehrsportlager für Berufsdemonstranten: In Rollenspielen wurde Schlagstockabwehr oder die Verhinderung des Auflösens von Straßenblockaden trainiert, an Bäumen wurden Kletterübungen vollzogen, um das Anbringen von Transparenten oder das Überwinden des Schutzzaunes beim G8-Gipfel einzuüben. Präventiv gab es auch gleich einschlägige juristische Beratung.

Nun regt sich politischer Widerstand: Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) zeigt sich entsetzt: "Solche Nutzungen städtischer Schulen sind nicht erwünscht", posaunt er in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Dabei wurden in Linden "mit städtischem Geld Jugendliche zu zivilem Ungehorsam angeleitet", wie FDP-Fraktionschef Winfried Engelke beklagt. Auch für 2007 hat das Janun-Regionalbüro bereits 66.000 Euro öffentliche Fördergelder beantragt, die Mark Bindert, Jugendbildungsreferent und Grünen-Ratsherr, auch gern bewilligen würde. Ebenso wie Janun ist er überzeugt, daß man doch "nichts Verbotenes" mache. Das "Aktionstraining bewahre junge Menschen" sogar vor einem "Schritt in die Illegalität".


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