© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/07 19. Januar 2007

Meldungen

Interkulturelles Training Polen

LÜBECK. 2007 verspricht wieder ein "schwieriges" Jahr im deutsch-polnischen Verhältnis zu werden. Da wäre es vielleicht angebracht gewesen, wenn die Lübecker Academia Baltica ihr Seminar "Interkulturelles Training Polen", das den deutschen Teilnehmern die Angst zu nehmen verspricht, im Umgang mit ihren Nachbarn "politisch unkorrekt" zu wirken, gleich zu Jahresbeginn und öfter angeboten hätte statt einmalig im Oktober. Immerhin gibt aber das gerade erschienene Tagungsprogramm 2007 auf anderen Wegen Gelegenheit, die Grenzen polnischer "Sensibilität" zu testen. So zum Beispiel auf der Veranstaltung zur Lehrerfortbildung im März über "Geschichtsbilder" in der "Zwischenkriegszeit". Ob die expansionistische polnische "Westforschung" dabei hinreichend thematisiert wird, bleibt fraglich. Wer polnische Museen zwischen Stettin und Danzig kennt, mag auch die Ankündigung einer im Juni von Dozenten der Universität Oldenburg angebotenen "Werkstatt" eher skeptisch bewerten, der zufolge man in den regionalgeschichtlichen Museen der "West- und Nordgebiete Polens" ein "neues Verhältnis zum deutschen Kulturerbe" gefunden habe.

 

Bildungsaufstieg in Immigrantenkultur

BERLIN. Für Studenten türkischer Herkunft ergeben sich aus dem anvisierten "Klassenwechsel" weniger intellektuelle Herausforderungen als soziale Probleme. Denn der Bildungsaufstieg, so faßt der Soziologe Hans-Joachim Schubert seine Studie über "Integration, Ethnizität und Bildung" zusammen (Berliner Journal für Soziologie, 3/06), erweise sich in zweifacher Hinsicht als "Motor rapider Individualisierung". Gesprengt würde die sozio-ökonomische Klassenzugehörigkeit wie die ethnische Gemeinschaftsgrenze. Dieser "Gemeinschaftsverlust" führe nicht zurück zur Restitution traditionaler Gemeinschaft, sondern es bilde sich vielfach ein "posttraditionales Gemeinschaftsbewußtsein" mit allenfalls selektiven Übergängen zu Gemeinschaften Deutscher. Deshalb hätten sich die meisten Probanden auch nicht als Deutsche oder Türken bezeichnet, sondern als "Berliner" oder "Kreuzberger", was Grundannahmen der Assimilationstheorie widerspreche. Denn ihren Bildungserfolg erzielten diese "Kreuzberger" nicht durch "Einschmelzung" in die deutsche Gesellschaft, sondern unter Bewahrung ihrer ethnischen Identität in einer mittlerweile gewachsenen deutschen "Immigrantenkultur".

 

Universität gibt jetzt "Service-Versprechen"

HOHENHEIM. Der Wettbewerb deutscher Universitäten nimmt zunehmend Gestalt an. So will Markus Voeth vom Lehrstuhl für Marketing der Universität Hohenheim mit "Service-Versprechen" über die offiziellen Verpflichtungen hinausgehen. Gebrochene Versprechen (schnelle Korrektur von Klausuren und Diplomarbeiten, täglich aktualisierte Studieninformationen etc.) will die freiwillige Selbstverpflichtung durch prompte Veröffentlichung im Internet ahnden.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen