© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/07 19. Januar 2007

UMWELT
Agrarpolitik auf Abwegen
Volker Kempf

Der Biomarkt ist wie leergefegt. Fragt sich, warum es dennoch zu wenige Biobauern in Deutschland gibt. Die rot-grüne "Agrartendenzwende" - mehr war das nicht - wurde von Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) zurückgefahren. Doch besonders für Betriebe in Umstellung ist eine Überbrückung finanzieller Engpässe wichtig, um dann als Bio-Bauernhof voll anerkannt zu werden. Problemlos errichten in Deutschland hingegen holländische Investoren gigantische Schweinemastfabriken mit über 80.000 Tieren.

In Holland ist das inzwischen verboten. Denn solche Anlagen belasten die Umwelt mit Gestank und Gülle, was dem Trinkwasser und dem Wald zusetzt. Statt für die Schäden aufzukommen, können diese Schweinefabrikanten noch mit EU-Agrarsubventionen rechnen. Es wird in der EU auch alles versucht, gegen den Widerstand der Mehrheit der Bauern und der Bevölkerung den Konzernen, die unsere Landwirtschaft mit genmanipulierter Produktion überschwemmen wollen, in Deutschland eine Spielwiese zu bereiten. Mit heimlichen Freisetzungsversuchen hat dieses Kapitel begonnen, und neben Gen-Äckern kann Bio-Anbau nicht existieren. Ein weiterer Bio-Sargnagel war letztes Jahr die verfehlte Vogelgrippe-Politik, die fast zum Aus der Freilandhaltung von Geflügel geführt hätte - obwohl als Entstehungsherd des betreffenden Virus nur intensive Massentierhaltungen mit ihren leidenden Insassen in Frage kommen. Es wird die Chance gezielt vertan, im eigenen Land durch Bio-Produktion Arbeitsplätze zu schaffen und die Umwelt zu schonen. Agrarlobbyisten bestimmen mit freundlicher Unterstützung insbesondere der Unionsparteien die Agrarpolitik und schaden dem Gemeinwohl.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen