© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/07 5. Januar 2007

Leserbriefe

Zu: "Ich habe meine Ideale gerettet", Interview mit Henry Nitzsche, JF 52/06-1/07

Hexenjagd auf Nitzsche

Schon seit längerem beobachte ich mit Empörung eine regelrechte Hexenjagd auf Henry Nitzsche. Ursache sind seine unabhängigen Meinungsäußerungen zu Themen, die einen Großteil der Bevölkerung und sicher auch viele Parteimitglieder bewegen. Statt seine Bedenken ernst zu nehmen, wird Front dagegen gemacht.

Ich glaube kaum, daß es einer Partei guttut, unterwürfige Parteisoldaten heranzuzüchten, die nur eine politisch korrekte Haltung einnehmen, statt sich verantwortungsbewußt zu brennenden Fragen der Zeit zu äußern. Folgende Zeilen Albert Einsteins charakterisieren diese gegenwärtige Tendenz deutlich: "Um ein würdiges Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein." Jedenfalls wünsche ich mir keinen zweiten "Fall Hohmann" und Herrn Nitzsche trotz der heftigen Anfeindungen weiterhin Standfestigkeit.

Helga Petrick, Gröditz

 

 

Zu: "Die Leichen, die Stadt und der Tod" von Anni Mursula und Christian Rudolf, JF 51/06

Wo bleibt der Aufstand?

Ihre Reportage über das Treiben des Leichenschaustellers von Hagens hätte auch von Stephen King stammen können, aber das ist wohl in dieser drastischen Form nötig. Wie verkommen ist eine Gesellschaft, die so etwas duldet? Jeder dieser industriell verarbeiteten Menschen ist einst mit Hingabe großgezogen worden, die mit Kunststoff präparierte Haut wurde von Händen liebender Menschen berührt. Man muß also noch nicht einmal religiös sein, um sich von dieser Menschenschändung beleidigt zu fühlen.

Jedem, der daran denkt, sich diese Schau anzusehen, sei empfohlen, Einsicht in bestimmte Fotos aus dem KZ Buchenwald zu nehmen. Die Verarbeitung von Menschen in Fabriken wiederholt sich, wo bleibt der "Aufstand der Anständigen"?

Karsten Wild, Bonn

 

 

Zu: "Bildet die deutsche Elite" von Wolfgang Fenske, JF 51/06

Kein Fortschritt für die Uni

Ich kann Wolfgang Fenske nur zustimmen. Der Bachelor wäre im Grunde das ideale Betätigungsfeld für die Fachhochschulen. Im Grunde war ein Fachhochschulabsolvent immer schon ein Bachelor, aufgrund seiner oft praxisbezogenen Lehre und der Ingenieurarbeit als Abschluß sogar ein ganz hervorragender, selbst wenn der graduierte Ingenieur bislang nicht Bachelor genannt wurde. Aber auf englisch wird offenbar alles besser. Nur übersetzen darf man den Ausdruck Bachelor nicht, der (Jung)Geselle erscheint dann nicht mehr als Fortschritt, der Meister ebenfalls nicht.

Nun zu den Diplom-Studiengängen. Selbst wenn in Deutschland zum Beispiel der Verlust des Diplom-Studienganges nicht bedauert werden würde, wird man ihm vielleicht in den USA nachtrauern. In den Naturwissenschaften, zum Beispiel der Chemie, ist es häufig der Fall, daß promovierte Dipolm-Chemiker nach ihrer Promotion einen Forschungsaufenthalt in den USA absolvieren. Sie werden dort mit Kußhand genommen. Entsprechend häufig sieht man auf Veröffentlichungen amerikanischer Arbeitskreise deutsche Namen. Man wird sehen, ob es in Zukunft dabei bleibt.

Dr. Wilhelm Herdering, Hamburg

 

 

Zu: "Der Herr Assessor gerät aufs Abstellgleis" von Arnold Steiner, JF 51/06

Harte Arbeit von Anfang an

Ohne einen Qualitätsverlust ist die von Arnold Steiner vorgeschlagene Verkürzung der Juristenausbildung nicht zu haben. Die Ansicht, ein Jurist könnte mit dem Kenntnisstand des ersten Staatsexamens in einer Kanzlei oder Behörde loslegen, ist absurd; wenn die Österreicher hier ein Geheimrezept haben, hätte Steiner es darlegen sollen. Wenn man das Referendariat streicht, müßte man die dort vermittelten, verfahrensrechtlichen Kenntnisse und Fertigkeiten ins ohnehin schon überfrachtete Studium verlagern. Sie sind unentbehrlich; ein Verwaltungsbeamter hat immer auch zivilrechtliche Fälle zu bearbeiten, ein Rechtsanwalt wird von seinen Mandanten auch in Verwaltungs- oder Strafverfahren bemüht. Ein Amtsrichter kann heute Ehescheidungen, morgen Räumungsklagen und übermorgen Strafverfahren bearbeiten. Und schließlich liegt der internationale Wert eines deutschen "legal consultant" immer auch darin, daß er mit jeglichen deutschen Behörden kundig korrespondieren kann.

Das Ausbildungsziel muß daher der umfassend ausgebildete Volljurist bleiben. Die zum Vergleich herangezogenen teuren und verschulten angloamerikanischen "law schools" fordern von ihren Studenten härtesten Fleiß bei hervorragender Einzelbetreuung und führen so in acht Semestern zum "Master of law". Wer also eine kürzere Ausbildungsdauer wünscht, kommt vor allem um eines nicht herum: harte Arbeit ab dem ersten Semester. Das hilft auch gerade den Orientierungslosen, denn besser kann man ein Fach und sich selbst nicht kennenlernen.

Florian Wolfrum, Göttingen

 

 

Zu: "Kampf gegen das Recht" von Klaus Motschmann, JF 50/06

Abdriften in den Totalitarismus

Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt gehören wesentlich zu einer funktionierenden Demokratie. Wenn nun das rechte Meinungsspektrum indiziert und zensiert wird, ist das ein direkter Angriff auf die Demokratie, der in letzter Konsequenz in Totalitarismus endet. Wenn dieser Prozeß weitergeht, bleibt am Ende nur eine erlaubte Meinung übrig. Und dann ist genau der politische Zustand - nämlich die Zerstörung der Demokratie - erreicht, den die linken Weltverbesserer durch ihren Kampf gegen Rechts verhindern zu wollen vorgeben.

Rudolf Schaefers, Köln

 

 

Zu: "Ein neues Jena und Auerstedt", Interview mit Reinhard Günzel, JF 50/06

Justiz noch die "dritte Gewalt"?

Diesen und den Artikel "Von der Labilität der Offiziersehre" von Günter Gillessen (JF 46/06) habe ich mit großem Interesse gelesen. Was den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr betrifft, vermisse ich auch bei der heutigen Generalität wie seinerzeit im "Dritten Reich" den Mut, sich völkerrechtswidrigen Anordnungen zu widersetzen. Bei der Bundeswehr gilt heute zwar kein "Kommissarbefehl" zur Behandlung gefangener "Terroristen". In Afghanistan ist gleichwohl angeordnet, Gefangene nicht selbst in (menschenwürdigem) Gewahrsam zu behalten, sondern an die afghanischen Behörden zu überstellen, die wie die US-Streitkräfte, was jederman weiß, wegen praktizierter Folter kriegsvölkerrechtlich unzuverlässig sind. Nach einer parlamentarischen Auskunft der Bundesregierung wird nicht einmal eine Statistik über Gefangene der Bundeswehr geführt.

Solche "Gefangenenabsteuerung" ohne Schutzklausel verstößt gegen die Pflicht zur menschenwürdigen Behandlung von Gefangenen, wie Pahl in einem Aufsatz "Deutschland wird am Hindukusch verteidigt - Juristische Fragen zum Antiterrorkampf der Bundeswehr" dargelegt hat (Soldat im Volk, Nr. 2/2006). Als Rechtsanwalt habe ich daraufhin gegen den Generalinspekteur Schneiderhan als hauptverantwortlichen militärischen Vorgesetzten der Bundeswehr Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Völkerstrafgesetzbuch gestellt, das seit dem 26. Juni 2006 in Deutschland gilt und auch Gefangene vor unmenschlicher Behandlung schützt. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe hat es mir gegenüber aber abgelehnt, auch nur Strafermittlungen aufzunehmen. Aus diesem Umstand mag ein jeder sich selbst sein Urteil über die Wirksamkeit der Justiz als sogenannte "dritte Gewalt" zur Verteidigung unseres Rechtsstaats bilden.

Dr. Wolfgang Stauf, Runkel/Lahn

 

Verteidigung in fremden Händen

Wenn General a.D. Reinhard Günzel am Ende des Interviews auf ein neues "Jena und Auerstedt" zu "hoffen" scheint, damit sich am miesen, weil im Grunde genommen unsoldatischem Zustand der Bundeswehr etwas ändern möge, so hofft er damit wohl auch auf einen neuen Scharnhorst, Gneisenau und Boyen. Wahrscheinlich aber werden sich eher die Grünen, FDP und immer größer werdende Teile der SPD mit ihrer Forderung nach Abschaffung der Wehrpflicht und Einführung einer Berufsarmee durchsetzen. Eine solche wird, siehe USA und Großbritannien, leichter überall und jederzeit einsetzbar sein. Dies wird um so mehr gelten, wenn auch dort der Anteil der Soldaten mit "Migrationshintergrund" steigen wird; eine logische und absehbare Folge der bevölkerungspolitisch von "oben" forcierten Entwicklung der kommenden Jahre und Jahrzehnte.

Gleichzeitig werden wohl immer weniger "echte" Deutsche die Uniform anziehen. Langfristig gesehen würde dies dazu führen, daß sich die Deutschen die bewaffnete Macht aus den Händen nehmen lassen. (Dies gilt übrigens nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere europäische Staaten in ähnlicher Situation.) Was passiert, wenn ein Volk seine Waffen in die Hände von Fremden legt und diesen seine Verteidigung überläßt, kann man zum Beispiel an der Geschichte West- und Ostroms sehen.

Ingo Landsmann, Münster

 

Verstandene Geschichte

Ich gratuliere der JUNGEN FREIHEIT zu dem Interview mit General a. D. Reinhard Günzel. Es ist beeindruckend, wie er in einem kurzen Interview seine glasklaren Gedanken zu den Perspektiven der Bundeswehr knapp und präzise formuliert. Da zeigt sich der Historiker, der Geschichte nicht nur studiert, sondern auch verstanden hat. Eine wohltuende Stellungnahme, so sehr sie einen schrecken mag, im Gegensatz zu der verantwortungslosen, historisch ignoranten Kraftmeierei unserer Politiker, die obendrein noch weitgehend Wehrdienstverweigerer sind.

Claus Mahler, Neuhaus/Oste

 

 

Zu: "Diese Forderung ist für Polen beleidigend" von Lubomir T. Winnik, JF 50/06

Gleichsetzung nicht möglich

Was die Vertreibung von Polen und Deutschen nach dem letzten Krieg angeht, wird in Polen oft verharmlosend als Bevölkerungsverschiebung beider Völker bezeichnet. Die vom britischen Außenminister Curzon während der Versailler Verhandlungen der Siegermächte nach umfangreichen Volkszählungen und dem Mehrheitsprinzip festgelegte polnische Ostgrenze, der sogenannten Curzon-Linie von Grodno über Brest-Litowsk bis westlich Lembergs, wurde von Polen 1919/20 in einem mit französischer Waffenhilfe geführten Eroberungskrieg während des russischen Bürgerkrieges zwischen den kommunistischen Rotgardisten im Norden und den ukrainischen Weißgardisten im Süden weit nach Osten verschoben. In diesem Gebiet lebten aber unter einer Mehrheit von acht Millionen Ukrainern und Weißrussen nur circa 2,5 Millionen polnischer Abstammung, so daß Stalin 1945 mit einem gewissen Recht darauf pochen konnte, diese Gebiete zurückzubekommen.

Von diesen 2,5 Millionen polnischer Abstammung ließen sich knapp zwei Millionen in die ehemals deutschen Ostgebiete umsiedeln und wurden dort mit deutschen Hinterlassenschaften entschädigt. Der Rest, vorwiegend die bäuerliche Landbevölkerung, nahm die russische Staatsbürgerschaft an. Die Zahl der vor dem russischen Militär flüchtenden und danach von der polnischen Regierung vertriebenen Deutschen beläuft sich aber auf mehr als neun Millionen. Viele davon starben noch in den von Polen übernommenen ehemals deutschen Konzentrationslagern. Eine Gleichsetzung der beiden Vorgänge, wie sie immer wieder gemacht wird, läßt sich wohl schwerlich rechtfertigen.

Prof. Dr. Friedrich Haferland, Hannover

 

 

Zu: "Ein Prophet des Kapitalismus" von Hans-Peter Müller, JF 48/06

Ehre, wem Ehre gebührt!

Die "Erkenntnisse" des verstorbenen Milton Friedman über das Geld und seine überragende Bedeutung für die Wirtschaft dürfen für Kenner der Wirtschaftslehre des Silvio Gesell ein alter Hut sein: Er hatte sie hundert Jahre vorher und hat sie 1916 in seinem grundlegenden Werk "Die natürliche Wirtschaftsordnung" dargelegt. Verantwortliche Notenbankpräsidenten halten sich mit ihrer Geldausgabepolitik schon lange daran. Nur spricht keiner dabei von Silvio Gesell. Ich meine, Ehre, wem Ehre gebührt! Es würde der JUNGEN FREIHEIT gut anstehen, wenn sie in einem Betrag an den großen deutschen Kaufmann, Wirtschaftskenner und scharfsinnigen Denker erinnern würde.

Martin Kaffanke, Maple Ridge, Canada

 

 

Zu: "Zweifelhafte Mitstreiter" von Felix Krautkrämer, JF 48/06

Diffamierung durch Braun

Am 12. September 2006 schrieb ich an den Landtagsabgeordneten Stephan Braun einen kurzen Brief mit folgendem Inhalt: "Sehr geehrter Herr Braun, ich abonniere seit einigen Jahren die JUNGE FREIHEIT und bin keineswegs mit allen Artikeln einverstanden - was auch für andere Zeitungen gilt, die ich lese. Aber die Meinungsfreiheit sehe ich nicht durch die JUNGE FREIHEIT gefährdet, vielmehr sehe ich in ihr ein notwendiges Korrektiv in einer durch political correctness überaus bedrohten Freiheit des Denkens, Sprechens und Schreibens. Abweichende politische Meinungen als 'unmoralisch' oder 'unanständig' abzuqualifizieren, ohne sich inhaltlich mit ihnen auseinanderzusetzen ist leider eine lange und üble Praxis gerade bei der Linken in Deutschland. Daß Sie sich dieser Praxis anschließen, finde ich im höchsten Maße bedauerlich: Sie schaden dadurch der politischen Kultur in unserem Lande."

Herr Braun hat nun etliche Namen ins Internet gestellt, darunter auch meinen, mit der Bemerkung: "Appell, der auch von Rechtsradikalen unterzeichnet wurde".

Was von dieser Reaktion zu halten ist, kann man sich an folgendem Beispiel klarmachen: Daß Herr Braun die JF ablehnt, ist sein gutes Recht. Was würde er aber sagen, wenn jemand öffentlich bekunden würde, daß er seine Ablehnung mit linken Gewalttätern und anderen Kriminellen teilt? Nun, vermutlich würde Herr Braun, gesetzt er hat noch alle Sinne beisammen, eine derartige Diffamierung als Lumperei und den Autor der Diffamierung als Lumpen bezeichnen. Damit hätte er ganz recht. Die Anwendung dieses Beispiels mag Herrn Braun selbst überlassen bleiben.

Dr. Dieter Freihoffer, Tiefenbach

 

 

Zu: "Die Lebensfahrt in den Tod" von Manfred Müller, JF 47/06

Es bleibt ein Kopfschütteln

Walter Flex hätte eine verständnisvollere Interpretation seines Werkes verdient. Es fällt schwer, einem Exkurs zu folgen, der den Textsatz "Die Welt ist voller Morden" mit der Aussage "Soldaten sind Mörder" assoziiert. Ist es eine Reverenz an die Political Correctness, wenn Sie mit dem Vorbehalt arbeiten, der heißt: "sofern diese ehrenhaft gekämpft haben" ? Es bleibt nur ein Kopfschütteln. Jochen Bauer,

Puerto de Mazarron, Spanien

 

 

Zu: "Von der Labilität der Offiziersehre" von Günter Gillessen, JF 46/06

Ziel des Kommunismus

In Ergänzung der Leserbriefe, die sich um die Erklärung des Verhaltens der deutschen Generalität hinsichtlich des Rußlandfeldzuges von 1941 bemühen, ist auf den Kriegsschuldanteil Rußlands am Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit seinem zigmillionenfachen Leid sowie das Verhalten der russischen Soldaten in Ostpreußen 1914/15 hinzuweisen. Das Verhalten der Roten Armee und anderer kommunistischer Verbände im russischen Bürgerkrieg und danach, der Komintern (nicht nur) in Deutschland, der "roten" Kräfte in Spanien, Finnland, den baltischen Staaten und so weiter ist ebenfalls in Erinnerung zu rufen. Faktisch war und ist die "Vernichtung" aller Bevölkerungsgruppen bis auf die "Klasse" der Arbeiter das Ziel des Kommunismus.

Wilhelm K. Eilers, Albstadt

 

Zum Thema illegale Einwanderung

Grenzen nach Westen offen

Nachdem der große Strom von illegalen afrikanischen Einwanderern zu den Kanarischen Inseln nicht abreißt, geht Spanien im Interesse der inneren Sicherheit dazu über, Haftanstalten auf einigen der Inseln zu bauen. Aber das gleiche Schicksal könnte letzten Endes auch Deutschland ereilen, wenn im nächsten Jahr die armen südosteuropäischen Staaten Bulgarien und Rumänien der EU beitreten, wo die Grenzen nach dem "goldenen Westen" für sie dann offen sind.

Georg Kitowski, Bochum


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