© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/07 5. Januar 2007

UMWELT
Mit "Gen-Milch" ins neue Jahr
Volker Kempf

Der "Ernährungspapst" Max Otto Bruker hatte einmal die Faustregel aufgestellt: Wer Nahrungsmittel, die die Werbung anpreist, nicht kauft, der lebt schon halbwegs gesund. Wer macht schon Werbung für Mohrrüben oder Getreidekörner? Niemand. Milchprodukte, riet Bruker, sollten allenfalls sparsam konsumiert werden. Der übermäßige Konsum von tierischem Eiweiß verursache oder begünstige eine Reihe von Zivilisationskrankheiten wie etwa Parkinson. Aber Milch schmeckt nun einmal, bringt die Werbung den Konsumenten bei - angeblich speziell die Müller-Milch. Doch Greenpeace will es sich nicht nehmen lassen, die bayerische Molkereigruppe als Produzent von "Gen-Milch" beim Namen zu nennen. Das Futter für die Milchkühe sei schließlich genmanipuliert.

Müller-Milch will lieber nur die Eigenwerbung an den Mann oder die Frau gebracht wissen und zog vor Gericht. Seit Mai 2004 streiten sich beide Parteien. Zwei einstweilige Verfügungen gegen Greenpeace wurden schon negativ beschieden. Noch kurz vor Weihnachten wies das Oberlandesgericht in Köln die Klage des Milchkonzerns zurück. Für Müller-Milch kein gutes Vorzeichen für das Jahr 2007. Wenn die Meinungsfreiheit die Oberhand behält, ist das nicht für alle Beteiligten angenehm. Aber es steht Müller-Milch frei, genmanipuliertes Futter für seine Produktion nicht mehr einzusetzen und dann von Greenpeace zu verlangen, auch nicht mehr von "Gen-Milch" zu sprechen. Dieser Weg wäre zwar nicht bequem, aber erfolgversprechender, als möglicherweise in die Revision zu gehen. Mit genmanipuliertem Futter erzeugte Milch muß nun einmal nicht jeder gut finden und kurz als "Gen-Milch" kritisieren dürfen. Als was denn sonst?


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