© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/06 01/07 22./29. Dezember 2006

Selbstachtung bewiesen
von Thorsten Hinz

Mit dem Austritt aus der CDU hat der Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche seine Selbstachtung verteidigt. Die CDU, statt ihn gegen die Kampagne des politischen Gegners in Schutz zu nehmen, wollte ihn zur Selbstkritik nötigen. Diese Prozedur, die einst der Reinigung der kommunistischen Parteien von Abweichlern diente, ist zum typischen Unterwerfungsritual des bürgerlichen Lagers geworden. Nitzsche sollte die Existenz des deutschen "Schuldkults" leugnen und damit sich entweder zum Dummkopf, Lügner oder zum Feigling stempeln. Entschuldigen sollte er sich auch für die Aussage, "Multi-kulti-Schwuchteln" hätten das Land auf den Irrweg geführt. Das ist deftige Wahlkampfpolemik, sicher, aber nicht so diffamierend wie der Totschlagbegriff "Neonazi". Welches Wort wäre denn besser geeignet, um beispielsweise den verkrachten Studenten, Ex-Schwulenfunktionär und Multikulturalisten Volker Beck, der zum Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen aufgestiegen ist, auf seinen unwesentlichen Kern zu reduzieren? Beck bedient sich eines aggressiven, tuntigen Jammertons, um sich als Angehöriger einer historischen Opfergruppe unangreifbar und durch moralische Erpressung wettzumachen, was ihm an Sachkompetenz fehlt.

Der sächsische CDU-Generalsekretär Kretschmer erklärte, Nitzsches Äußerungen lägen außerhalb "des Unions-Denkens". Doch wann hätte die CDU zu denken begonnen? Der politische Gegner bestimmt, was sie sich zu sagen getraut. Sie ist der pluralistische Vorwand, den andere sich leisten.


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