© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/06 08. Dezember 2006

Frisch gepresst

Multikulti. Bereits 2003 hatte der Bremer Politologe Stefan Luft, damals noch stellvertretender Sprecher des Senats der Hansestadt, in seinem faktengesättigten Buch "Ausländerpolitik in Deutschland. Mechanismen, Manipulation, Mißbrauch" die bis dahin von den "demokratischen Parteien" weitgehend ignorierten oder verschwiegenen Mißstände in der "Einwanderungsgesellschaft Bundesrepublik" benannt. Die Zuspitzung der kritischen Situation in der Integrationspolitik, nicht zuletzt durch Kapitulationserklärungen von Politik (Berlin-Neuköllns Bürgermeisters Heinz Buschkowsky in der JF 11/05) und Bildung (Rütli-Schule) haben aufgezeigt, daß Lufts politisch inkorrekte Analyse die Lage alles andere als dramatisierte. Nun legt er in einem ebenso umfang- wie inhaltsreichen Werk nach. Wie der Titel "Abschied von Multikulti" (Wege aus der Integrationskrise. Resch Verlag, Gräfelding 2006, 477 Seiten, broschiert, 19,90 Euro) ankündigt, räumt er endgültig mit dem mittlerweile selbst von seinen früheren grünen Apologeten kaum noch ernstfach vertretenen Idyll des Multikulturismus auf, um auf die noch anstehenden Probleme der immer wahrhaftiger zutage tretenden Parallelgesellschaften hinzuweisen. Die von Luft aufgezeigten "Wege aus der Integrationskrise" erscheinen jedoch in Hinblick auf die zu erwartenden demographischen Verschiebungen zugunsten der Migranten etwas sehr zweckoptimistisch.

Nidden. Manche Bücher wirken so unscheinbar, erblicken zudem das Licht der Welt an abgelegenen Orten, daß sie schon nicht mehr "frisch gepreßt" sind, wenn sie an dieser Stelle präsentiert werden können. So ergeht es Jörg Barfods Monographie "Nidden. Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung" (Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2005, 155 Seiten, Abbildungen, 14,95 Euro), die auch eine verspätete Geburtsanzeige unter allen Umständen verdient. Denn Barfod ist mit diesem Band ein landeskundliches Taschenlexikon über die Kurische Nehrung gelungen, wie es über eine ostpreußische Region inzwischen nur noch selten erscheint. Fast durchgehend farbig illustriert, schildert Barfod die im 19. Jahrhundert einsetzende touristische Erschließung und die im Fischerdorf Nidden konzentrierte künstlerische Prägnanzbildung, die die "Hohe Düne", den Keitelkahn und den Elch zu Sinnbildern Ostpreußens werden ließen. Ein Verzeichnis von über 200 Kurzbiographien der "Nehrungskünstler" rundet das Bändchen ab.


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