© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/06 01. Dezember 2006

Leserbriefe

Zu: "Unfähig zur Volkstrauer" von Michael Paulwitz, JF 47/06

Glück nur durch Selbstlosigkeit

Der Grund, weshalb wir Deutsche unseren toten Soldaten keine Ehre erweisen und um sie trauern, ist wohl der, daß wir ihren Tod nicht mehr nachvollziehen können. Wir können ihren Tod heute nicht mehr verstehen, da uns die Erkenntnis fehlt, wofür sie eigentlich gelebt haben. Sie lebten für Ideale, Werte wie beispielsweise für die Vaterlandsliebe. Dafür waren sie bereit Opfer zu bringen, ja sogar zu sterben. Das Verständnis für solche Selbstlosigkeit ist uns verlorengegangen, geradezu aberzogen worden.

In der Gegenwart lebt man eher für sich, ist konsumorientiert und materialistisch. Unser Leben besteht darin, Spaß zu haben, mit der Hoffnung, ihm dadurch einen Sinn zu geben. Einen Gedanken an einen sinnvollen Tod verschwendet man nicht. Alles dreht sich nur um das Hier und Jetzt.

Es muß uns aber wieder neu bewußt werden, daß nur ein selbstloses Leben ein wirklich erfülltes Leben ist. Dann würden wir auch den Tod unserer Soldaten verstehen und um sie trauern und sie ehren.

Jan Weremchuk, Flörsheim-Dalsheim

 

 

Zu: "Der Mann, den Markus Wolf haßte" von Peter Freitag, JF 47/06

Nach wie vor unverständlich

Sie schreiben: "Als die Verantwortlichen des Mainzer Senders im Dezember 1987 zuerst Löwenthal, wenig später das 'ZDF-Magazin' aus dem Programm kippten, sollen in der Stasi-Zentrale Sektkorken geknallt haben!" Warum nicht? Hat doch die vereinigte linke Medienwelt der Bundesrepublik dies ebenso begrüßt und nicht einmal klammheimlich.

In diesem Zusammenhang ist mir noch genau erinnerlich, wie zur Wendezeit die Süddeutsche Zeitung Markus Wolf in einer Schlagzeile auf der ersten Seite als Hoffnungsträger für eine neue "DDR" ihren Lesern wärmstens empfohlen hat.

Es ist mir nach wie vor unverständlich, mit welcher juristischen wie auch weitgehend medialen Milde dieser "praktizierende" Kommunist behandelt wurde und immer noch wird. Aber vielleicht beruht mein Unverständnis ja auf Unkenntnis der wirklichen Zusammenhänge.

Jörg Reinwein, Frankfurt am Main

 

 

Zu der Meldung "Klimawandel bedroht auch Weltkulturerbe", JF 47/06

In Schlauchbooten einkaufen

Wenn die Amerikaner an ihrer Ostküste mit Schlauchbooten in den dritten Etagen der Wolkenkratzer einkaufen müssen, werden sie sich (eventuell) überlegen, ob sie nicht auch etwas zum Umweltschutz beitragen sollten.

Ludwig Wessel, Herford

 

 

Zu: "Holt unsere Soldaten zurück!" von Gerd-H. Komossa, JF 46/06

Mit den Wölfen heulen

Als Historiker, der in der Hohmann-Affäre selbst einmal einer "Hexenjagd" ausgesetzt gewesen ist, möchte ich dies anmerken: Wenn die mediale Meute aus durchsichtigen politischen und auch kommerziellen Motiven zur Treibjagd bläst und dabei schwerwiegende, aber windige (wie besonders auch im "Fall Hohmann") Beschuldigungen erhebt, dann heult Angela Merkel, wie es scheint, fast zwanghaft mit den Wölfen. Oberlehrerinnenhaft kanzelt sie die vermeintlichen Delinquenten mit den schärfsten Verurteilungsvokabeln wie "nicht hinnehmbar", "durch nichts zu entschuldigen" ab und fordert ihre Bestrafung "mit aller Härte".

Ein nüchterner Blick auf die Fakten zeigt, daß es sich bei den aufgebauschten "Fehltritten" in Wahrheit nur um provokative Fragen (wie bei Martin Hohmann) und makabren Schabernack von Soldaten handelt, die von der Bundesregierung in den Kampf auf Leben und Tod geschickt wurden. Daran werden besonnene Juristen nichts wirklich Strafbares finden.

Hinter der vorgetäuschten Stärke von Merkel wird eine erschreckende Schwäche sichtbar. Denn von einem guten Chef erwartet man statt Aufgeregtheiten und Hektik Souveränität und Gelassenheit sowie eine vernünftige Mischung von Strenge, Güte und Fürsorge.

Indem Angela Merkel die Hysterie nicht dämpft, ihre Untergebenen in Fraktion und Bundeswehr nicht gegen maßlose Beschuldigungen in Schutz nimmt, sondern sie gleichsam den Hyänen in vorauseilendem Gehorsam zum Fraß hinwirft, hat sie bei vielen ein tiefes Unbehagen erzeugt.

Dr. Johannes Rogalla von Bieberstein, Bramsche

 

Verletzung der Menschlichkeit

Erstaunlich, daß die deutschen Soldaten in Afghanistan ihren in Bedrängnis geratenen kanadischen Kameraden nicht zu Hilfe kommen durften. Oder aber auch nicht erstaunlich, denn im Prinzip ist den Regierenden in Deutschland das Leben eines Soldaten völlig gleichgültig.

Es geht nämlich offenbar eher darum, daß die deutschen Soldaten dort wohl auch geschossen hätten und zwar auf die Terroristen der Taliban - und das wäre ja eine Verletzung der Menschlichkeit und der Humanität sowie die Mißachtung der Würde von ehrenwerten Mördern gewesen. Hätte ein deutscher Soldat den großen Zeh eines Terroristen getroffen, wäre das Geschrei groß gewesen und der Soldat hätte sich verantworten müssen.

Ernst Reich, Schönwalde

 

 

Zu: "Von der Labilität der Offiziersehre" von Günter Gillessen, JF 46/06

Völkerrechtswidriger Krieg

Das wesentliche Element wird hier völlig außen vor gelassen. Denn wir traten 1941 nicht gegen eine bürgerliche Armee, wie die französische an, sondern gegen die Rote Weltanschauungsarmee, deren politische Führung keine Genfer Konvention unterschrieben hatte.

Diese Führung mißachtete von Kriegsbeginn an das Rote Kreuz, ließ deutsche Gefangene abschlachten und ließ zudem mit dem "Fackelmännerbefehl" Stalins Sowjets in deutschen Uniformen hinter der Front Verbrechen an russischer Zivilbevölkerung begehen, um diese Verbrechen dann uns in die Schuhe zu schieben.

Deren völkerrechtswidrigen Krieg hatten unsere Soldaten vom ersten Kriegstag an zu erleiden. Das sah nicht nur Hitler voraus, sondern auch die Generale. Die Kampfesweise der Bolschewiken im Spanienkrieg und im finnischen Winterkrieg waren ihnen sehr wohl präsent. Von der "Labilität der Offiziersehre" zu sprechen ist daher - nach der Niederlage von 1945 - eine zeittypische Ignoranz unserer Militärelite. 

Dr. Albrecht Jebens, Unteruhldingen

 

Linke Volkspädagogik

Wer Günther Gillessen zum Rezensenten hat, kann sich glücklich schätzen - soviel Noblesse gegenüber einem Autor, der sich durchaus auf einem anderen Niveau bewegt, überrascht. Immerhin geht es hier wieder einmal um eine weitere Abwertung der Wehrmacht. Eine härtere Kritik hätte zum Beispiel die vom Autor zur Schau getragene Ahnungslosigkeit über die damaligen internationalen Machtverhältnisse und Machtinteressen in Frage gestellt.

Man kann den Feldzug gegen die Sowjetunion als "Weltanschauungskrieg" moralisch verurteilen - nur sollte man dann den alles Spätere verursachenden Hintergrund von 1914 und von Versailles nicht ausblenden, der den totalen Vernichtungskrieg gegen Deutschland bedeutete: militärisch wie politisch wie territorial - von den französischen Genozid-Wünschen ("Zwanzig Millionen Deutsche zuviel") ganz abgesehen. Diese sehr konkrete Erfahrung war es auch, die das Verhalten der Wehrmachtsgeneralität prägte.

Die Entgrenzung nicht nur des Krieges von allen bisher verbindlichen europäischen Normen fand schon sehr viel früher statt: Angefangen von der Strategie der "Verbrannten Erde" im amerikanischen Bürgerkrieg mit Zehntausenden Toten über die gigantischen Kolonialverbrechen bis hin zur Barbarei Englands im Ersten Weltkrieg sowie nicht zuletzt die millionenfachen Morde der Diktatur Lenins und Stallins.

All diese widerwärtigen, existenzbedrohenden Erfahrungen der damaligen Jahrzehnte waren den seinerzeit Handelnden - im Gegensatz zu heutigen Historikern - durchaus präsent. Mit "preußischen Tugenden" ("Ethos, Ehre und Ritterlichkeit eines Offiziers") war zur Abwehr der umfassenden antideutschen Vernichtungsstrategien nichts mehr zu bestellen - es sei denn bei Strafe des eigenen Untergangs.

Fazit: Wenn das Münchener Institut für Zeitgeschichte - oder auch die Bonner Bundeszentrale für politische Bildung beziehungsweise das Deutsche Historische Institut in Warschau - zum Zweiten Weltkrieg, speziell zur Wehrmacht, Stellung nimmt, dann ist dem Leser äußerste Vorsicht angeraten, will er nicht linker Volkspädagogik aufsitzen.

Dr. Carl Fricke, Bremen

 

Die andere Seite der Medaille

Was in der Rezension vermißt wird, sind die Gründe und Beweggründe, denen die hochintelligenten Soldaten gefolgt sind. Ohne die andere Seite der Medaille zu nennen und zu bewerten, erscheint ein jegliches Urteil mangelhaft. Zwar sind Vergleichsfälle angeführt, die allerdings belanglos erscheinen in Anbetracht zu den - vor allem frühzeitigen - politischen und später auch militärischen Entscheidungen der seinerzeitigen Gegner und danach Feinde.

Gerhard Mannke, Elmshorn

 

 

Zu: "Frisch gepreßt: Kulturschaffende", JF 46/06

Unwürdige Buchbesprechung

Extrem verärgert legte ich dieses Mal die JF-Literaturseiten, aus denen ich sonst etliche Anregungen erhielt, zur Seite. In überaus unwürdiger Art wurde dort nämlich ein Buch besprochen, das ich erst wenige Tage zuvor aus der Hand gelegt und mit größtem Gewinn gelesen habe.

Es handelt sich um die neue Essaysammlung von Werner Bräuninger "Ich wollte nicht daneben stehen ...", eine sauber und detailliert recherchierte sowie stilistisch brillante Arbeit des bekannten Autors, dessen nonkonforme Werke ich schon seit Jahren interessiert verfolge und die mir stets meinen Blick und den Horizont über die NS-Zeit geweitet haben.

Was sich die JF mit dieser "Hinrichtung" des neuen Bräuninger-Buches geleistet hat, ist dieser ansonsten großartigen Zeitung schlicht nicht angemessen und steht ihr schlecht zu Gesicht. Da fragt man sich als Leser schon, ob der Rezensent, der leider nicht namentlich genannt wird, wirklich das gleiche Buch gelesen hat wie ich selbst. Warum diese bösartige Demontage, statt sachlicher Kritik, die letztlich den Leser entscheiden läßt? Die JUNGE FREIHEIT sollte sich wirklich ernsthaft Gedanken machen, dem Buch nochmals eine erneute Bewertung im Literaturteil zukommen zu lassen; das wäre anständig und fair.

Peter Burke, Dreieich

 

 

Zu: "Eine hausgemachte Sauerei" von Harald Ströhlein und Jörg Fischer, JF 46/06

Menschen sind schädlicher

Was sind schon 475.000 Wildschweine gegen 6 Milliarden Menschen? Die Schäden, die Wildschweine "angeblich" anrichten, könnte man in den Griff bekommen. Die von Menschen verursachten Schäden sind erheblich gefährlicher und kaum noch zu beheben!

Marie-Thérése Matrong, Bochum

 

 

Zu: "Ausdruck der Verteidigung gegenüber den Aggressoren" von Christian Rudolf und Jörg Fischer, JF 46/06

Neues auserwähltes Volk?

Solange polnische Politiker und Professoren wie Herr Kawa sich nicht schämen, solche hanebüchenen Geschichtslügen zu behaupten und Schuld anderen zuzuweisen um das Dogma von der eigenen blütenweißen Weste zu erhalten, besteht keine Aussicht auf einen nur halbwegs leidlichen Modus vivendi zwischen ihrem und unserem Volk und Staat.

Das schlechte Gewissen der polnischen Landnehmer sieht im Angriff die beste Verteidigung und stemmt sich gegen eine Dokumentation des Geschehenen. "Die Wahrheit wird euch frei machen" - davon ist die allerkatholischste polnische Führung, die sich offenbar am liebsten mit ganz Polen samt Karol Wojtyła als das neue auserwählte heilige Volk mit selbstgebastelter Wahrheit sehen möchte, wohl noch himmelweit entfernt, so auch jene deutschen Lakaien, die solche Hybris unterstützen.

Stephanie Heidelmeyer, Alzenau

 

 

Zum Schwerpunkt "Bibel in gerechter Sprache", JF 45/06

In "selbstgerechter" Sprache

Von wo soll bei dem mit Recht beklagten Verlust von Orientierung und Substanz die geistliche Erneuerung kommen, wenn nicht aus ihrem innersten Kern des Glaubens, der Bibel, und den daraus erwachsenen Bekenntnissen aller christlichen Kirchen?

Was ist zum Beispiel aus dem "Allein die Schrift" im Diskurs um Wert und Wahrheit der Offenbarung Gottes im Alten und Neuen Testament in unserer Zeit geworden? Wird die neueste Übertragung "in gerechter Sprache" wirklich einer geistlichen Erneuerung dienen oder eher auf Irrwege und in Sackgassen führen?

Bleiben wir also mit der Luther-, Zürcher-, Elberfelder-, Einheitsbibel und weiteren Neuzeitübersetzungen auf der falschen, weil jetzt "ungerechten" Seite? Sind also nun alle anderen Bibeln in ungerechter Sprache zu lesen und zu bewerten, weil sie sich nicht dem verabsolutierten Theologie-Feminismus der Gottheit, Göttin und Geistin unterwerfen?

Was ich in Auszügen aus dem ideologisierten Zeitgeistprodukt gelesen habe, verstärkt in mir den Eindruck, daß es sich hier statt einer Bibel in "gerechter Sprache" nunmehr um eine Bibel in "selbstgerechter" Sprache handelt.

Wilfried König, Kierspe-Rönsahl

 

 

Zu: "Die letzten Opfer der Teilung" von Klaus Peter Krause, JF 45/06

Es darf nicht wahr sein

Es darf nicht sein, daß die alten SED-Bonzen einen Nachschlag von 750 Millionen von der Regierung zugesprochen bekommen, während die bei der Wende Enteigneten leer ausgehen! Die SED-Machthaber werden doch von den "verschwundenen" Stasi-Geldern gespeist, während wir, die Enteigneten, zuschauen müssen, wie das heuchlerisch verdiente Geld der Treuhand in der "Ostzone" verplempert wird.

Rigo Graf von Plauen, Eckernförde

 

 

Zu: "Es war Mord!" Interview von Moritz Schwarz mit Wolfram Baentschel, JF 44/06

Eine Rehabilitierung überfällig

Wolfram Baentsch hat recht: Das bekannte menschliche Mitläufertum, die undemokratische Übermacht der linkssozialistisch ausgerichteten Medien, sozialistischer Hochverrat und die Feigheit und Ohnmacht unserer Politiker als Folge des Zweiten Weltkrieges haben einen Unbescholtenen zum Opferlamm werden lassen! Hier wäre die Rehabilitierung Barschels durch den Bundespräsidenten längst überfällig!

Dr. med. Helmut Hoyme, Dillenburg

 

 

Zu: "Holt die Deutschen zurück" von Dieter Stein, JF 44/06

Globalisierte Welt statt Nation

Es geht unseren Politikern doch schon lange nicht mehr um die Zukunft unserer Nation. Wer sich wie Rot-Grün Jahrzehnte lang eine Wählerschaft aus dem Ausland holt, dem geht es um Machterhalt unter den Bedingungen einer globalisierten Welt, in der sich die Regierung gegebenenfalls auch ein neues Volk schafft, wenn das alte bei bankrotten Staatskassen und einer verkrusteten Parteien-Oligarchie jede Hoffnung auf Besserung aufgibt und auswandert.

Dem Wirken der Global Players steht eine souveräne Nation fundamental im Wege, solange sie als demokratisch verfaßter Staat noch Interessen des eigenen Volkes schützen will. So wird das Festhalten am "Nationalen" inzwischen auch hier durchaus als politisch inkorrekt bewertet, und darum ist auch das "Europa der Vaterländer" mittlerweile zu einer Chimäre mutiert, einem Bürokratie-Monster ohne jede demokratische Legitimation, das inzwischen die Gesetzgebung der Mitgliedsländer weitgehend übernommen und gegen Deutschland ein System des organisierten Aderlasses installiert hat, welches den Vertrag von Versailles stümperhaft aussehen läßt.

Woher soll unter diesen Bedingungen die Motivation kommen, ausgerechnet in dieses verlorene Land zurückzukehren, das den Menschen ja auch nur die Kälte eines gnadenlosen Existenzkampfes bietet? Und wie sollte man hier daran etwas ändern können, wenn sich dieses System mit Tausenden Paragraphen und einer immer perfekteren Überwachung seiner Bürger gegen jede Veränderung abschottet? Der Zusammenbruch des in seiner Endphase ähnlich entarteten Ostblocks und der DDR begann auch mit dem massenhaften Abwandern vor allem der Jungen.

Aber vielleicht schafft sich die Globalisierung ja ein neues Welt-Proletariat und bereitet sich damit selbst den verdienten Untergang, sofern nicht ein globaler Kollaps der virtuellen Finanzmärkte diesem absurden Theater ein vorzeitiges Ende beschert. 

Dietmar Fürste, Rattiszell


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