© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/06 24. November 2006

Leserbriefe

Zu: "Die Kollegen hinter Gittern" von Andreas Wild, JF 46/06

Schutz der Meinungsfreiheit

Ich teile die Meinung von Andreas Wild, daß der PEN-Club seine Hilfsmaßnahmen überdenken muß, denn zu oft schützen wir nur die politisch-korrekten Opfer und vergessen die inkorrekten wie David Irving. Unsere Arbeit hat wenig Glaubwürdigkeit, wenn wir schweigen, als Historiker wie David Irving inhaftiert werden.

Es geht nicht darum, ob wir mit einem bestimmten Schriftsteller einverstanden sind oder nicht, sondern lediglich darum, ob er ein Recht auf Meinungsfreiheit hat.

Das einschlägige österreichische Strafgesetzt (wie übrigens das deutsche auch) ist menschenrechtsfeindlich und inkompatibel mit Artikel 19 des UN-Paktes über bürgerliche und politische Rechte. Aber nicht einmal der UN Menschenrechtsausschuß wagt es, diese Feststellung zu treffen. Auch der MRA muß seine oft feige, politisch-korrekte Haltung überdenken.

Prof. Dr. Alfred de Zayas, Genf, Schweiz, Präsident des PEN-Zentrums suisse Romande, ehemaliger Sekretär des UNO- Menschenrechtsausschusses

 

 

Zu: "Die Asozialisierung des Delinquenten" von Thorsten Hinz, JF 46/06

Gefühl der Machtlosigkeit

Ihre Artikel zum Thema Volksverhetzung haben mich wieder zur Weißglut gebracht. Sind wir eigentlich noch ein Rechtsstaat, wenn unsere Politiker die Grundrechte unseres Grundgesetzes mit solchen Paragraphen wie dem 130 aushebeln? Ich fühle mich machtlos, da CDU und SPD hier am gleichen Strang die Meinungsfreiheit aufhängen. Ich bin nur gespannt, welche der beiden Parteien zuerst den Antrag einbringt, das Lied zu verbieten: "Die Gedanken sind frei!" Bitte bringen Sie weiterhin Artikel zu diesem Problem. Vielleicht wachen ja auch andere Zeitungen mal auf - Journalisten sind doch sonst immer so mutig. 

Huwald Becker, Neumünster

 

Die Würde des Menschen ...

Sie schildern anschaulich, wie grausam der soziale Tod für das einzelne Individuum trotz aller Unschuldsvermutung sein kann. Ihre rechtlichen Ausführungen sind aber meiner Meinung nach zu ergänzen. Hinzuweisen ist nämlich auf Artikel 1 des Grundgesetzes (Die Würde des Menschen ist unantastbar). Das Ineinander von juristischen und polizeilichen, also hoheitlichen Zwangsmaßnahmen ist real und verletzt die Menschenwürde des Opfers in gravierender Weise, so daß hier der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel (auch ein Verfassungsgrundsatz) nicht beachtet wurde. Es sollte Rudolf empfohlen werden, nach Ausschöpfen des Instanzenweges Verfassungsbeschwerde zu erheben. Vielleicht hat er Erfolg wie die JF mit ihrer Beschwerde. Anschließend käme gegebenenfalls auch noch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Frage.

Hasso Wedel, Hamburg

 

 

Zu: "Von der Labilität der Offiziersehre" von Günther Gillessen, JF 46/06

Soldaten sind keine Politiker

Ohne Ihrem Rezensenten in der Tendenz widersprechen zu wollen, scheinen mir zwei ergänzende Bemerkungen nötig zu sein: Die Einstellung der meisten hohen Offiziere der Wehrmacht, Soldaten sollten sich nicht in Sachen des Politikers einmischen, ist eine logische Folge des politischen Einflusses mit negativer Wirkung, den hohe Militärs im Kaiserreich bis 1918 hatten.

Dieser Einfluß ging so weit, daß die Politik weitgehend von Militärs bestimmt wurde, was bis zur Absetzung mißliebiger Politiker (Reichskanzler von Bethmann-Hollweg) führte. Den Ersten Weltkrieg verlor Deutschland bekanntlich, und die unpolitische Haltung des Offizierskorps ab 1919 ist nichts als die konsequente Lehre aus dieser Niederlage, die Politik den Politikern zu überlassen und sich ausschließlich auf das Kriegshandwerk zu konzentrieren.

Ein weiterer Punkt, der nicht genügend in Betracht gezogen wird, ist die wechselseitig zunehmende Radikaliserung des Krieges im Laufe der Kampfhandlungen im Sommer 1941 in Rußland. Mochten möglicherweise noch eine Reihe von Wehrmachtsbefehlshabern wegen Hitlers verbrecherischen Befehlen zum zumindest passiven Widerstand dagegen entschlossen gewesen sein, schwand diese Haltung, nachdem mehr und mehr die Kampfesweise der Roten Armee bekannt wurde: Taktik der verbrannten Erde ohne Rücksicht auf die eigene Zivilbevölkerung, sich versteifender, durch Kommissare angeheizter Widerstand auch in aussichtslosen Situationen, Folterungen, Verstümmelungen und Ermordung von in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten, einsetzender Partisanenkrieg umd so weiter.

Mancher Militär wird zu dem Schluß gekommen sein, daß es sich gezeigt habe, der Führer habe wieder einmal recht gehabt: Dies sei ein Krieg, der mit herkömmlichen Mitteln und alten Moralvorstellungen nicht gewonnen werden könne.

Olaf Haselhorst, Hamburg

 

Ein Problem der Hierarchie

Günther Gillessen hat einen nicht unwesentlichen Gesichtspunkt unerwähnt gelassen: Es fällt generell auf, daß es den gegen Hitler opponierenden, zur Tat drängenden jüngeren Offizieren in der Regel nicht gelang, ihre dienstlichen Vorgesetzten oder ranghöhere Offiziere für die aktive Teilnahme an der Verschwörung zu gewinnen. Das brachte die Jüngeren schier zur Verzweiflung. Doch die zahllos überlieferten Äußerungen ihres Unmuts, daß "die Herren" trotz besserer Einsicht nicht bereit seien zu handeln, lassen bei genauem Hinsehen unschwer ein grundsätzliches Problem der hierarchischen Struktur einer jeden Armee erkennen.

Alle aus diesen vielfachen Unterredungen berichteten Vorbehalte der Ranghöheren geben sich als Vorwände zu erkennen. Denn ein zur Entscheidung befugter Vorgesetzter konnte zwar sich selbst zum Ungehorsam entschließen (wofür es während des Krieges in der deutschen Wehrmacht Beispiele gibt). Er durfte sich aber den Ungehorsam nicht von Untergebenen anraten lassen, mit dem Ergebnis, entsprechende Befehle zu erteilen. Der für den Ungehorsam seiner Befehle verantwortliche Offizier hätte dann nicht aus eigenem Entschluß gehandelt und damit die Disziplin seiner Truppe selber in Frage gestellt.

Ein solcher Offizier hätte sich seiner Autorität begeben und konnte keinen unbedingten Gehorsam seiner Soldaten mehr erwarten. Der Anfang vom Ende jeder soldatischen Disziplin, nicht nur in der deutschen Wehrmacht, und es war diese Selbstverständlichkeit, die jedesmal unüberwindlich im Hintergrund stand, wenn die vielfach anschließend dafür gescholtenen Generale sich auf ihren Eid beriefen. Sie wußten, auf eine Truppe mit gebrochener Disziplin war militärisch kein Verlaß mehr, erst recht nicht im Falle eines Staatsstreichs, den die Frondeure ihnen andeuteten.

Die nicht selten in erregter oder auch lautstarker Zurückweisung endende Auseinandersetzung über die Zumutung des ihnen von den Jüngeren angeratenen Ungehorsams hatte freilich für die "jüngeren Kameraden" nur sehr selten persönliche Konsequenzen. Sie für ihr Aufbegehren zu maßregeln, lag dem Ehrempfinden ihrer altgedienten Vorgesetzten absolut fern, was hieß, daß die Frondeure von seiten ihrer Vorgesetzten wissentlich nicht gehindert wurden, die Verschwörung fortzusetzen und voranzutreiben.

Dietrich Schmidt-Hackenberg, Berlin

 

 

Zu: "Wir leben hier seit Generationen" von Christian Rudolf und Jörg Fischer, JF 46/06

Kleine Verständnisfrage

Wie kann ein Land (Polen), daß am Sonnabend (30. August 1939), die Generalmobilmachung ausgerufen hat, am Montag "überfallen" worden sein?

Volkhard Thom, Hamburg

 

 

Zu: "Unsere Schwäche, ihre Stärke", Interview mit Klaus-Reiner Latk, JF 46/06

Es gab auch Protest

"Wenn sich die Evangelische Kirche zu Zeiten des Nationalsozialismus dem Zeitgeist angepaßt hat ...", beginnt eine Frage an Klaus-Reiner Latk. Bei allem Versagen könnte das zu pauschal sein: Innerhalb von Wochen nach Übernahme des "Arierparagraphen" sammelten sich 1933 rund 40 Prozent aller landeskirchlichen Pastoren aus Protest dagegen im Pfarrernotbund. Und die weitestgehende Entmachtung von diktaturunterstützten Kirchenleitungen durch die Bekenntnisgemeinden gelang vielerorts.

Und nur einseitig muß auch das Urteil des engagiert katholischen Ex-Reichskanzlers Brüning von 1935 nicht sein: "Nur die Bischöfe von Berlin und Münster, Preysing und Galen, hielt er für klarblickend und kampfbereit, aber sie seien hoffnungslos in der Minderheit ... Die anderen Bischöfe gäben in nahezu allen Punkten nach, 'das Volk' schaue 'mit Bewunderung auf die Vertreter der protestantischen Kirche, die alles wagten für ihre Überzeugung." (Klaus Scholder: "Die Kirchen und das Dritte Reich", Bd 2, Seite 227)

Ulrich Motte, München

 

 

Zu: "Frisch gepreßt: Heldenverehrung", JF 46/06

27 Ritterkreuzträger

In diesem Beitrag ist Ihnen leider ein kleiner Fehler unterlaufen. Es gab im Zweiten Weltkrieg 27 Träger des Ritterkreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten und nicht nur 26, wie im Artikel beschrieben.

Kai Erler, Crimmitschau

 

 

Zu: "Darmstädter Signal" von Felix Krautkrämer, JF 46/06

Schlicht unverständlich

Die Existenz des "Darmstädter Signal" (DS) zeigt deutlich, daß die Zweite Weltkrieg-Generation abgetreten ist und daß keine der gegenwärtigen Führungspersönlichkeiten willens ist, die Ziele dieser Gruppe einer gründlichen Lagebeurteilung zu unterziehen, deren Gedanken zu analysieren und wirkungsvolle Maßnahmen umzusetzen, um weiteren Schaden von der Bundeswehr abzuwenden.

Nur eine Armee, die auf Befehl und Gehorsam aufgebaut ist, kann sich im Kampf bewähren. Im Soldatengesetz sind ohnehin Grenzen aufgezeigt, die bei verbrecherischen Befehlen eine Verweigerung zur Pflicht machen. In keinem anderen Land versuchen Leute, die nie gedient haben, mit solcher Akribie, Millionen von Soldaten der Deutschen Wehrmacht laufend zu diffamieren und auch das Andenken Gefallener zu beschädigen. Es ist mir unverständlich, wie die Soldaten, die dem DS angehören, gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen und sich damit gegen den größten Teil ihrer Kameraden stellen, vor ihrem Gewissen bestehen können.

Gerd-Joachim Kalkowski, Hildesheim

 

Nicht so wie früher

Verwundert erfahre ich als Reserveoffizier von dieser kritischen Einrichtung. Nun habe ich seit Ende des Kalten Krieges mit der Bundeswehr zu tun und hatte nie den Eindruck, es fehle dort an demokratischen Gesinnungen. Die Bundeswehr war stets eine solide, mit ausreichender Disziplin geführte Institution. Aber eben genau wie unsere Wertegesellschaft zu einer Ruine verkommt, ist diese Armee auch nicht mehr so, wie es noch vor 15 Jahren war.

Nach Forderung des "Darmstädter Signal" sollen Psychologen und das Gebot der Nächstenliebe in der Waffen- und Geräteausbildung Einzug erhalten. Ich werde hoffentlich nicht mehr miterleben, wenn der Muezzin zum Feldgottesdienst schreit.  

Stefan Wagner, München

 

 

Zu: "Was ist die richtige Religion?", Interview mit Brigitte Boehme, JF 45/06

Mehr als humane Werte

Die Frage "Was ist die richtige Religion?" vernimmt man aus dem Munde einer Dame, die einer der evangelischen Kirchen in Deutschland als Präsidentin vorsteht. Jede Religion hat bei ihr, erfuhr man dann weiter, ihre Berechtigung, wenn sie denn humane Werte vertrete. Auf Nachfrage räumt sie immerhin gnädig ein, daß diese im Christentum am ehesten verwirklicht seien.

Daß das Christentum "humane Werte" hervorgebracht hat, wird wohl niemand bestreiten. Aber die christliche Botschaft darauf zu reduzieren, ist doch sehr mit Fragezeichen verbunden. Humane Verhaltensregeln haben auch die Philosophen zu allen Zeiten an die Menschheit herangetragen. Dazu bedurfte es keines gekreuzigten und auferstandenen Heilands. Sind dieser Frau die Kernaussagen des Neuen Testamentes überhaupt bekannt, die von der einzigartigen Erlösung des Menschen durch Christus sprechen? Oder selektiert sie so, wie das bei vielen zeitgenössischen Vertretern der EKD üblich ist: Nur was dem Zeitgeist in den Kram paßt, wird übernommen. Wie soll eine Kirche, deren Vertreter sich von ihrer ursprünglichen Botschaft derart weit entfernt haben, in Zukunft überleben? Und wie soll dort "Mission" aussehen?

Margret Bröker, Bad Salzulfen

 

Was ist Gerechtigkeit?

Wenn die Bremische Kirchenpräsidentin Brigitte Boehme feststellt, daß "Gerechtigkeit" für sie "ein ganz wesentliches Kriterium für das Christentum" sei, hört sich das gut an. Zu prüfen ist jedoch, welcher Sinn dem Wort "Gerechtigkeit" unterlegt ist: ein irdischer, zum Beispiel im Hinblick auf "Armut und Reichtum", oder ein christlicher, das heißt ein auf den Glauben bezogener.

Wird unter "Gerechtigkeit" nicht die Gerechtigkeit Gottes und damit diejenige, die aus dem Glauben resultiert, verstanden, sondern eine "Gerechtigkeit" im Sinne von "sozialer" und "Geschlechtergerechtigkeit" oder eine "Gerechtigkeit im Hinblick auf den christlich-jüdischen Dialog", so zielt dieser Begriff auf rein irdische, in diesem Fall auf gesellschaftspolitische Belange. In einem solchen Kontext gewinnt ein Projekt wie die "Bibel in gerechter Sprache" eine gewisse Logik: Mit der vorliegenden Neufassung der Bibel will man den genannten Zielgruppen "gerecht" werden - jegliche Art von "Diskriminierung" vermeiden. Wie sich herausgestellt hat, konnte dieses Ziel nur mittels Verfälschung des biblischen Textes erreicht werden. Für eine vermeintlich "gerechte" Ideologie wurden Überlieferung, Tradition und biblische Wahrheit geopfert. Damit aber kann diese "Bibel" nicht mehr den Anspruch erheben, das inspirierte Wort Gottes, also Heilige Schrift zu sein.

Arno P. Müller, Bad Rodach

 

 

Zu: "Luthers verspieltes Erbe" von Karlheinz Weißmann, JF 45/06

Eine welke Kirche

Kirche lebt aus der Lebenserfahrung, daß Grenzsituationen nur durch Glauben menschenwürdig zu bestehen sind. Davon kam wenig rüber in den Antworten der Kirchenpräsidentin. Meine Familie ist seit 1525 ununterbrochen lutherisch. Luther selbst hat meinen Urahn, den entsprungenen Abt des Augustinerchorherrenstift zu Sagan, mit einer entsprungenen Novizin getraut. Das war eine Kirche der Kinderreichen und Kampfstarken. Selbst mit der Sanktion der Schwulenehen wird sie das kaum wieder werden. Nur die Hoffnung auf eine halbwegs vernünftige Regeneration dieser welken Kirche hält mich noch darin.

Gottfried Lemberg-Gödel, Gaiberg

 

 

Zum Leserbrief "Zinsnehmen unmöglich machen" von Dr. Gerhardus Lang, JF 45/06

Ohne Zinsen geht es nicht

Wenn man davon ausgeht, daß jeder Arbeitslose dem Staat zusätzlich zur expliziten Staatsverschuldung Kosten verursacht, frage ich mich, inwieweit und vor allem wie man die arbeitslosen Banker, die durch eine Null-Zins-Politik entstünden, in die Arbeitslosenunterstützung einfließen lassen könnte, ohne das der Staat zusätzlichen Schaden nähme. Oder verkraftet Deutschland dies ohne weiteres? Wohl kaum, wenn man bedenkt, daß die explizite plus die implizite Verschuldung nach Schätzungen im Jahr 1994 bei unvorstellbaren 7,2 Billionen Euro gelegen hat und schon damals die Zinslast der expliziten Schuld alleine 2.660 Euro Neuverschuldung pro Sekunde verursacht hat!

Außerdem stellt sich ohne Zinszahlungen die Frage nach der Bereitschaft, Geld zu verleihen, was nicht nur weniger Industrieinvestitionen, sondern auch verminderte private Investitionen und Ausgaben in wirtschaftsschädigender Weise zur Folge hätte. Dies alleine läßt schon den Gedanken an eine bedarfsorientierte Zinspolitik mit einer Aussetzungsklausel für Notfälle aufkommen und schließt eine Verallgemeinerung der Zinspolitik sowie ein stures Abschaffungsszenario von vornherein aus.

Egger Kurt, Ferndorf, Österreich


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