© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/06 17. November 2006

Leserbriefe

Zu: "Frontalangriff auf die Überlieferung" von Wolfgang Fenske, JF 45/06

Ein Koran in gerechter Sprache

Eine derartige Bibel "in gerechter Sprache" ist eigentlich ein Schlag in das Gesicht eines jeden Christen, da durch sie das Fundament unseres Glaubens unglaubwürdig gemacht wird. Doch es ist auch verhältnismäßig einfach, jemanden ins Gesicht zu schlagen, der dazu angehalten wird, die andere Wange hinzuhalten.

Wenn es diesen sogenannten Theologen aber wirklich um die Gerechtigkeit geht, dann können sie das beweisen, indem sie den Koran in gerechter Sprache herausgeben. Denn in dem Koran stehen auch einige Verse, die einer neuen, toleranten Interpretation bedürfen. Hier ein Beispiel in bezug auf die Geschlechterrolle: "Die Männer stehen über den Frauen, weil Allah die Männer bevorzugt hat und wegen der Ausgaben für die Frauen, die sie von ihrem Vermögen gemacht haben." (Sure 4; Vers 34) Dieser Vers würde dann wahrscheinlich so lauten: "Die Männer und Frauen sind vor Allah gleichgestellt, da sie keinen bevorzugt, denn sowohl die Frauen wie die Männer sind berufstätig und verdienen ihr Geld, von dem sie sich jeweils untereinander abgeben."

Nun noch ein Beispiel im Hinblick auf das Verhältnis zu den Christen: "Die Christen sagen: Christus ist der Sohn Gottes. So etwas wagen sie offen auszusprechen. Diese von Allah verfluchten Leute. Allah schlage sie tot. Wie können die nur so verrückt sein!" (Sure 9, Vers 30) Dieser Vers würde dann bestimmt so lauten: "Die Christen sagen: Christus ist das Kind Gottes. Dies sagen sie sehr offen. Und sowohl die Christen wie auch wir sind ebenfalls Kinder Allahs, und deshalb sind wir Brüder, und so segne Allah die Christen." So eine Übersetzung wäre doch viel akzeptabler und könnte vielleicht auch positiv zum interreligiösen Dialog beitragen.

Jan Weremchuk, Flörsheim-Dalsheim

 

 

Zu: "Die Kirche muß mehr Mut haben" von Anni Mursula, JF 45/06

Ein Unikat

Herzlichen Dank für die Berichterstattung über "meine" St. Johannis-Gemeinde in Hamburg. Sie haben vollkommen recht, Pastor Rüß ist schon ein Unikat und sucht seinesgleichen in der evangelischen Kirche. Seine Predigten sind immer ein Genuß.

Hartwig Benzler, Hamburg

 

 

Zu: "Luthers verspieltes Erbe" von Karlheinz Weißmann, JF 45/06

Schwächung des Christentums

Es darf nicht sein, daß evangelische Bischöfe dazu nicht Stellung nehmen, wenn sich ihre Kirche einseitig in eine bestimmte weltanschauliche Richtung begibt - wie jetzt mit der erneuerten Bibelübersetzung. Oder sollten diese evangelische Bischöfe sogar an dieser "Bibel in gerechter Sprache" mitgestrickt haben?

Mit der neuen Bibel besteht die Gefahr einer Trivialisierung und damit einer Herabsetzung von Luthers Werk. Mit so einer geistigen Einstellung könnte eine Schwächung des gesamten Christentums noch verstärkt werden. Die Kirche muß absolut neutral und frei von Ideologien sein, wenn sie glaubwürdig bleiben will. Auch der Hinweis auf Vielfalt und Liberalität entbindet sie nicht von dieser Verpflichtung. Luthers Bibelübersetzung ist als Pfeiler des Protestantismus gar nicht wegzudenken. Der Papst mit seinem Kampf und seinem Einsatz für das gesamte Christentum könnte hier als Vorbild dienen.

Inge Würker, Ratingen

 

Angriffe auf Pfadfinder

Eine Wochenzeitung ohne Maulkorb der politischen Korrektheit, dafür aber von so exzellentem Niveau wie die JF entdecken zu dürfen, war bereits außerordentlich befreiend und beruhigend. Leitartikel wie "Luthers verspieltes Erbe" stellen in ihrer Treffsicherheit jedoch die oft zitierten "Sahnehäubchen" dar.

Als sich weiland in einer oberschwäbischen Kleinstadt einige Mitglieder der evangelischen Gemeindejugend zu einer traditionell orientierten Pfadfindergruppe formierten, ließen Hohn und Spott nicht lange auf sich warten. "Wehrsportgruppe B..." lautete die gängige Form der Verunglimpfung. Die pauschale Gleichsetzung von gelebten Gruppenwerten wie Ordnung, Disziplin und Kameradschaft mit "rechtsextrem" zeugt von wenig Vertrauen in die Tüchtigkeit eigener Gedanken und unabhängigem Urteilsvermögen, läßt aber dafür um so mehr die altbekannte Voreingenommenheit des einseitig-linkslastigen "Gutmenschentums" erkennen.

Einige Zeit zuvor hatte das katastrophale Wirken der 68er-Chaoten meinen alten Pfadfinderbund BDP (Bund Deutscher Pfadfinder) derart ruiniert, daß er schlußendlich zerfiel. Signifikanterweise ging dann auch ein Aufheulen durch die Reihen der linksalternativer Hobbypädagogen des größten Nachfolgeverbands, als ihnen Reinhard Schmoeckel mit seinem Buch "Strategie einer Unterwanderung, vom Pfadfinderbund zur revolutionären Zelle" den Spiegel vorhielt. Ihr Credo lautete daher auch erwartungsgemäß, wir Ewiggestrigen hätten die jurtenfernen Reformen eben in unseren Wäldern verschlafen.

Auch unsere eigenen Kinder tragen "Jujas", also Jungenschaftsjacken, denn zum Glück gibt es sie noch, die traditionsbewußten, wertorientierten Bünde, - auch hier in Bayern.

Max Schels, Eurasburg

 

 

Zu: "Ausdruck der Ohnmacht" von Götz Kubitschek, JF 45/06

Lesen wir dann von Helden?

Wohltuend, weil sachlich und dem Ereignis angemessen kommentiert, hebt sich der Beitrag von Herrn Kubitschek von der üblichen hysterischen Medienlandschaft ab. Die Verblödung unserer politischen und gesellschaftlichen Schichten scheint unaufhaltbar. Im vorauseilendem Gehorsam, wem gegenüber auch immer, windet sich das offizielle Deutschland bei jeder Kleinigkeit in Selbstbezichtigung und biedert sich entschuldigend bei jedermann an.

Soldaten lernen ein grausames Handwerk. Was geschieht, wenn deutsche Soldaten ein afghanisches Dorf zerstören, weil angeblich, vermutet oder tatsächlich ein Beschuß stattfand? Tote und verletzte Kinder, Frauen, Männer, Alte und Junge - totale Zerstörung? Lesen wir dann von jubelnden Helden, von pflichtbewußten Soldaten, von stolzen Deutschen?

Gunther Daumenlang, Moosburg

 

Schwächen der Bundeswehr

Götz Kubitschek hat eine ausgezeichnete und an Trefflichkeit nicht zu überbietende Wertung der Ereignisse vorgenommen. Ein Rückblick sei vorab erlaubt: zum Jahreswechsel 1996/1997 die Aufgeregtheiten im Zusammenhang mit "rechtsradikalen Tendenzen" in der Bundeswehr, zum Jahresende 2004 reißerische Medienberichte über "Schinderei in der Bundeswehr". Und nun die "Skandalfotos" von Soldaten bei Auslandseinsätzen. Neuerdings gab es auch "Entrüstung" über Palmen an KSK-Fahrzeugen. Diese Bundeswehr scheint nicht zur Ruhe zu kommen.

Bleibt folgend die nüchterne Feststellung, daß wieder einmal auf dem Rücken von untergeordneten Chargen die Schwächen des Inneren Gefüges ausgebügelt werden! Der Bundeswehr fehlen nach wie vor ein inneres Selbstverständnis, tragende Traditionen und vor allem eine nationalere Orientierung. Sie wartet wohl immer noch auf einen neuen Scharnhorst.

Johann Troltsch, Kempten

 

Wer hat sie hingeschickt?

Was haben wir doch für "betriebsblinde" Politiker und Medien, die die Ursachen der Probleme nicht antasten. Muslimische Afghanen haben primär die Totenschändung begangen, indem sie die Gebeine der Toten ausgegraben und herumliegen lassen haben, wo sie von den deutschen Soldaten gefunden wurden. Warum wird diese primäre Totenschändung nicht auch verurteilt? Was die deutschen Soldaten damit gemacht haben, ist zwar verwerflich, doch wer hat sie so unvorbereitet dahin geschickt? Werden diese Personen auch zur Rechenschaft gezogen?

Jürgen Listing, Braunschweig-Volkmarode

 

Lediglich Bürger in Uniform

Bevor man sich über die geschmacklosen Fotos ereifert, sollte man folgendes wissen: Hierbei handelt es sich nicht mehr um selbstbewußte, disziplinierte Soldaten eines selbstbewußten, disziplinierten Staates, sondern lediglich um "Bürger in Uniform", die in der "westlichen Wertegemeinschaft" aufgewachsen sind.

Ullrich Großmann, Ebersdorf

 

Die Pflicht der Kanzlerin

Nach drei Jahren findet jemand ein paar Bilder, auf denen Soldaten einen gefundenen Totenkopf vorzeigen. Er gibt diese Bilder an die Presse, und sie werden veröffentlicht: Die Bundesregierung ist empört. Aber sie beschuldigt nicht die Presse, die so etwas druckt. Nein, die Kanzlerin geht an die Öffentlichkeit und erzählt, wie abscheulich die Soldaten sich benommen haben. Dabei wäre es doch ihre oberste Pflicht, sich erst einmal vor ihre Truppe zu stellen, um sie zu schützen.

Anton Schneider, Rottweil

 

 

Zu: "Ins Gebet genommen" von Christian Dorn, JF 45/06

"Miß nach, ehe du schneidest"

Falsches wird durch ständige Wiederholung nicht richtig. Das betrifft auch das berüchtigte "Opium", das hier sogar gleich zwei Fehler auf einmal enthält: Es stammt erstens nicht von Lenin, sondern von Marx, der eine Formulierung Heines aufgegriffen hat, und es lautet zweitens richtig "Die Religion ist ... das Opium des Volkes", und das macht gegenüber "fürs Volk" einen wesentlichen Bedeutungsunterschied aus, über den nachzudenken sich lohnt.

Ein gut hierhin passendes russisches Sprichwort lautet: "Miß siebenmal nach, ehe du einmal schneidest!"

Dr. Erhard Glier, Löbejün

 

 

Zu: "Der nette Spion von nebenan" von Lubomir T. Winnik, JF 45/06

Keine Division Brandenburg

In diesem an sich interessanten Artikel ist ein Irrtum zu berichtigen. Es ist dort von einem "SS-Sonderjagdverband der Division Brandenburg" die Rede, der eine Ortschaft in der Tschechei im April 1945 eingeäschert haben soll. Eine Division "Brandenburg" gab es jedoch innerhalb der Waffen-SS niemals.

1939 entstand auf Betreiben des bekannten Admirals Canaris die Bau-Lehr-Kompanie z.b.V. 800 als "Abwehrtruppe"; später erhielt sie den Namen "Division Brandenburg". Sie bestand vorwiegend aus Auslandsdeutschen, die die Sprachen ihrer Herkunftsländer glänzend beherrschten, und wurde für offiziell kaum erwähnte Sondereinsätze verwandt.

Als solche sich der Lage wegen im Herbst 1944 erübrigt hatten, wurde die Division umgegliedert in eine normale Panzergrenadier-Division des Heeres und dem Panzerkorps Großdeutschland unterstellt als Schwesterdivision der Panzergrenadier-Division Großdeutschland, die aus dem ehemaligen Wachtbataillon Berlin entstanden war. Ende April 1945 war sie im Raum Sachsen/Lausitz im Einsatz.

Lediglich ein kleiner Teil der "Brandenburger" Spezialisten, war im Herbst 1944 von den Jagdkommandos des Waffen-SS-Führers Skorzeny (Mussolini-Befreier) erfaßt worden; sie hatten seither nichts mehr mit der Panzergrenadier-Division zu tun und trugen auch nicht deren Abzeichen.

Will Seelmann-Eggebert, Ahlhorn

Anmerkung der Redaktion: Herr Seelmann-Eggebert hat recht. Wir entschuldigen uns für den unterlaufenen Fehler. (www.bundesarchiv.de/foxpublic/D67A4F490A06221200000000F74687C0/findmittel.jsp)

 

 

Zu den Meldungen "Stasi: Streit um Unterlagengesetz" und "DDR-Spitzenverdiener erhalten Nachschlag" JF 45/06

Das Recht auf dem Kopf gestellt

Schäuble und seine Ministerialbürokraten hätten seinerzeit nur bei der Ausarbeitung des Einigungsvertrages die Stasi zur kriminellen Vereinigung erklären und deren Helfershelfern Polizei, Volksarmee, Parteigenossen und Zuträgern dieser Verbrecherorganisation jegliche finanziellen Ansprüche aberkennen müssen. Damit wären gerechterweise die Opfer dieses Regimes automatisch rehabilitiert worden.

Statt dessen hat die "Frieden um jeden Preis"-Politik das Recht auf den Kopf gestellt und dazu geführt, daß diese unsäglichen üblen Charaktere durch Medien und erpreßbare Politiker schnell hoffähig gemacht wurden und nun an gleichen oder höheren politischen Stellen nur mit anderen Uniformen und Deckmänteln weiter agieren können. So ist es auch nicht verwunderlich, daß von diesen Herrschaften ständig Vorstöße ausgehen, einen Schlußstrich unter das Kapitel Stasi-Verbrechen zu ziehen.

Mit Zivilcourage und Redlichkeit der Politiker und Gerichtsbarkeiten hätten wir nicht diesen zu hohen Preis schreienden Unrechts für eine friedliche Revolution bezahlen müssen!

Irmgard Urban-Gräger, München

 

 

Zum Fragebogen von Rolf Sauerzapf, JF 45/06

Weniger wäre enttäuschend

Ich gratuliere zum Fragebogen von Rolf Sauerzapf! Endlich die Spitze unter den wenigen überhaupt lesbaren Antworten dieser Spalte. Endlich ein gestandener Mann, der weiß und sagt über sich, was die Vernunft eigentlich jedem Menschen mitgeben sollte und wozu der Mensch überhaupt Herz, Leib, Leben und Seele hat. Damit scheint mir eine Steigerung im Fragebogen nicht mehr möglich, und weniger wäre immer enttäuschend.

Monika Guddas, Berlin

 

 

Zu: "Alle waren dabei" von Christian Vollradt, JF 41/06

Waren alle auch wirklich dabei?

Seit Jahren taucht im Zusammenhang mit dem kleinen Kreis der Weißen Rose der Name Hildegard Hamm-Brücher auf, so auch in dem neu bei Rowohlt erschienenen Band "Die Weiße Rose, Zeitzeugen erinnern sich" von Sibylle Bassler.

Man muß den Begriff Zeitzeuge schon sehr weit fassen, wenn Frau Hamm-Brücher darunter fallen soll. Es ist zu lesen, daß sie mit Hubert Furtwängler befreundet war, der wiederum mit Alexander Schmorell befreundet war. Und daß sie beide Scholls nicht näher kannte, daß sie ein Flugblatt erhielt und es sofort in die Toilette wandern ließ.

Ist es zulässig, daß jemand, der in der tragischen Geschichte keinen Finger gerührt hat, immer wieder seinen Namen ins Spiel bringt beziehungsweise bringen läßt?

Frau Hamm-Brücher hat durchaus Verdienste als Beraterin von Franz J. Müller, der den Verein Weiße Rose e.V. gegründet und jahrelang geleitet hat, einen Verein, dem aber nur ein Teil der Gruppe angehört hat und der deshalb trotz seiner Verdienste von Beginn an fragwürdig war. Es wäre nicht schwer, die ursprüngliche Gruppe aus dem Jahr 1942/1943 und den späteren Verein ab 1987 sauber auseinander zu halten.

Die Opfertat der jungen Leute 1943 war so groß, daß eitlem Liebäugeln nicht stattgegeben werden sollte. Es ist nur peinlich und geschmacklos.

Susanne Zeller-Hirzel, Stuttgart (ehemaliges Mitglied der weißen rose)

 

 

Zu: "Erziehungsdiktatoren" von Doris Neujahr, JF 40/06

Falsche Begriffe

So sehr der Kommentierung zu dem Verhalten der etablierten Parteien gegenüber der Nationaldemokratische Partei Deutschlands im übrigen volle Zustimmung gebührt, eines übersieht die Autorin, wenn sie "demokratische" von "demokratisch gewählten" Parteien unterscheidet.

Den Begriff der "demokratischen Parteien" gibt es in der Gesetzessprache nicht, weder im Grundgesetz noch im Parteiengesetz. Er ist vielmehr von den Etablierten (mit Hilfe gleichgeschalteter Medien) dazu erfunden worden, sich anmaßend gegenüber sogenannten rechtsextremen Parteien hervorzuheben. Das Gesetz kennt nur "die Parteien", die freilich ihrer inneren Ordnung nach "demokratischen Grundsätzen entsprechen müssen" (Art. 21 I GG), ansonsten ein "notwendiger Bestandteil der freiheitlichen demokratischen Grundordnung" (§ 1 I PartG) sind.

Die ganz andere Frage, ob eine Partei "verfassungswidrig" - übrigens nicht "verfassungsfeindlich" - ist, haben nicht die "demokratischen Parteien", sondern das Bundesverfassungsgericht zu entscheiden. 

Dr. Albrecht Giese, Emmelshausen


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