© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/06 13. Oktober 2006

Frisch gepresst

Dynamit. Diese Lektüre ist Arbeit. Jeder Text muß wenigstens zweimal gelesen werden, mit dem Bleistift in der Hand. Aber wenn dann der Groschen pfennigweise zu fallen beginnt, kann es einem schon entfahren: "Mein lieber Scholli!" Peter Furth, 1957 promoviert mit einer Untersuchung über die damals als NSDAP-Nachfolgerin frisch verbotene Sozialistische Reichspartei, nachhaltig sozialisiert im "Westberliner" Milieu der APO-Zeit, seit 1973 in den ultralinken Gefilden der Freien Universität auf einen sozialphilosophischen Lehrstuhl gehievt und dort stets als "einer von uns" gehandelt, legt zehn Jahre nach der Emeritierung die wichtigsten seiner seit 1981 publizierten Aufsätze vor (Troja hört nicht auf zu brennen. Aufsätze aus den Jahren 1981 bis 2004, Landt Verlag, Berlin 2006, 420 Seiten, gebunden, 29,90 Euro). Die Ankündigung auf dem Titel, daß Helmut Fleischer die Einleitung besorgt hat, führt bereits zu ersten, neugierig machenden Irritationen: ebenjener Darmstädter Marxismus-Experte, der nach 1986 entschieden für Ernst Nolte Partei ergriff (JF 22/06). Wem es dann dämmert, daß hier etwas vorliegt, das Dynamit enthält - etwas, das niemals in der von Habermas getränkten "Suhrkamp culture" erschienen wäre -, der sollte sich sogleich Furths Aufsatz "Schuld und Zivilreligion in Deutschland" (2004) zu Gemüte führen. Soviel Bewußtseinserweiterung vermag kein LSD-Experiment zu verschaffen.

Lacher. Auch nach seinen Tod im Januar 2005 erscheinen noch Bücher des fleißigen Humoristen Ephraim Kishon (bis heute über fünfzig Titel). Nach "Allerbeste Geschichten" im Oktober 2005 legt sein Verlag nun die um ein Nachwort seines deutschen Verlegers Herbert Fleissner ergänzten Lebenserinnerungen "Nichts zu lachen" als Neuauflage vor. Doch selbst wenn er sich fest vorgenommen haben sollte, angesichts seiner bitteren Lebensgeschichte ernst zu bleiben: Kishon wäre nicht Kishon, ginge das Schmunzeln und Lachen nicht schon nach den ersten Seiten los. In den Zauber seiner Milde getaucht und dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - so anrührend schildert er seinen Leidensweg durch den Holocaust, der aus dem kleinen 1924 in Budapest geborenen Ungarn Ferenc Hoffman den Israeli Ephraim Kishon machte. Es gelingt ihm das Kunststück, weder je humorlos noch unernst zu werden (Ephraim Kishon: Nichts zu lachen. Die Erinnerungen. Langen Müller, 278 Seiten, gebunden, 19,90 Euro).


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