© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/06 06. Oktober 2006

Frisch gepresst

Frankreich. Wer eine Abrechnung mit der französischen Wirtschafts- und Finanzpolitik lesen will, wird von dem Buch nicht enttäuscht - die von den Sozialisten dominierte Linksopposition kriegt ebenso ihr Fett ab wie die bürgerliche Regierung unter Jacques Chirac. Deshalb sollte der nächste Präsident die Chancen der EU besser nutzen und einen marktliberalen Weg verfolgen, der sich Großbritannien und Skandinavien als Vorbild nimmt. François Bayrou (Chef der christliberalen UDF) sollte daher ebenso wie der nationalkonservative Philippe de Villiers auf eine erneute Kandidatur verzichten. Welcher Möchtegern-Kandidat sich hinter dem Autorenpseudonym "Catherine Médicis" verbirgt, soll erst am 5. Januar 2007 bekanntgegeben werden. Doch da wird sich wohl schon alles auf den zwischen Zweikampf Ségolène Royal und Nicolas Sarkozy konzentrieren - und in der fälligen Stichwahl dürfte "Catherine Médicis" wohl letzteren bevorzugen, denn Außenpolitik spielt in dem Buch keine Rolle (Der nächste Präsident bin ich! Eine Abrechnung mit der französischen Politik. Militzke Verlag, Leipzig 2006, broschiert, 271 Seiten, 19,90 Euro).

 

Afrika. Manche sind davon überzeugt, daß Asien zum mächtigen Kontinent des neuen Jahrhunderts aufsteigen und sowohl Europa als auch Amerika beerben wird. Nahezu alle Auguren sind sich aber einig, daß Afrika weiter auf dem Abstiegsplatz verharren wird. Der Publizist und langjährige Reporter Hans Christoph Buch schildert anhand detaillierter Lagebeschreibungen zwischen Liberia, Kongo und Darfour, daß auch der letzte Funken Hoffnung auf eine Perspektive, dessen Glimmen die postkoloniale Ära bis heute überdauerte, erloschen ist. Überschattet ist diese Mixtur aus Krieg, Elend und Niedergang von der Ignoranz der "Ersten Welt", wie sie in der naiv geglaubten Implementierung einer Demokratie im Kongo zum Ausdruck kommt, bei der die Bundeswehr Pate stehen darf. Für noch symbolkräftiger hält Buch die Black Box der 1994 abgestützten Maschine des ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana, die den Auftakt des Tutsi-Genozids markierte: Vergessen und unbeachtet verstaubte diese zehn Jahre in einem Uno-Büro in New York (Black Box Afrika. Ein Kontinent driftet ab. Zu Klampen Verlag, Springe 2006, gebunden, 159 Seiten, 16 Euro).

 

Rifkrieg. Der Historiker Dirk Sasse erschließt einen hier weitgehend unbekannt gebliebenen Krieg im nördlichen Marokko, der sich im Windschatten der "wilden Zwanziger" vollzog. Mit der Unterstützung auch deutscher Spezialisten deutete dieser Kolonialkrieg spätere Stellvertreterkriege bereits an (Franzosen, Briten und Deutsche im Rifkrieg 1921-1926. Spekulanten und Sympathisanten, Deserteure und Hasardeure im Dienste Abdelkrims. Oldenbourg Verlag, München 2006, gebunden, 432 Seiten, 49,80 Euro).


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