© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/06 06. Oktober 2006

Marx ist tot, lang lebe Allah
Das Glas der Vernunft: Die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali wurde mit dem Kasseler Bürgerpreis ausgezeichnet
Daniel Körtel

Der Kasseler Bürgerpreis "Das Glas der Vernunft" wird jährlich an Persönlichkeiten vergeben, die sich um die aus der europäischen Aufklärung entlehnten Werte Vernunft und Toleranz verdient gemacht haben. Am vergangenen Sonntag wurde in Kassel unter massiven Sicherheitsvorkehrungen der Preis an die aus Somalia stammende niederländische Islamkritikerin und Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali überreicht, in Anerkennung für ihren Einsatz für die Befreiung und Würde der muslimischen Frau. Ali sieht die frauenfeindliche Tradition des Islam als eine zentrale Ursache für seine Rückständigkeit an. Die Laudatio hielt die Feministin Alice Schwarzer.

Schwarzer porträtierte in ihrer Rede die Preisträgerin als eine Widerständlerin, die sich für den Weg der Freiheit entschieden habe. In ihrem Kampf gegen die Frauenunterdrückung durch den Islamismus habe sie nicht nur die Muslime gegen sich, sondern auch die linken Kulturrelativisten mit ihren Rassismusvorwürfen. Hier bemerkte Schwarzer, daß in Deutschland die eifrigsten Islam-Verteidiger und muslimischen Konvertiten aus dem linken Lager kämen. Die-se hätten nach dem Verfall ihrer Götter Marx, Che Guevara und Mao in Allah einen neuen Gott gefunden.

Eine Integration der Muslime in Europa sei nur möglich in Verbindung mit der Verwirklichung des Rechts der muslimischen Frauen auf Gleichberechtigung. "Wir", so Schwarzer weiter, "dürfen diese Frauen nicht alleine lassen." In diesem Sinne forderte sie ein konsequentes Kopftuchverbot für Lehrerinnen an deutschen Schulen. Auch dürfe man nicht akzeptieren, daß Mädchen schon im Kindergarten Kopftücher tragen.

Dschihad und westliche Werte sind unvereinbar

In ihrer Dankesrede signalisierte Ali, daß sie angesichts der Bedrohung ihrer Person durch Islamisten auch weiterhin nicht zurückweichen wolle. Europa warnte sie vor einer tödlichen Ignoranz gegenüber dem schleichenden Erstarken des Islamismus und einer Beschwichtigungspolitik aus Trägheit, die diesem in der trügerischen Hoffnung auf Frieden immer mehr Freiheiten gewähre. Doch die der Selbstbestimmung des Menschen verpflichteten Werte des Westens seien mit dem Dschihad und der Scharia unvereinbar. Der Westen könne den Islamisten nur die Vernunft entgegenhalten, denn, so Ali: "Je mehr wir wegsehen, desto einfacher werden es die Islamo-Faschisten haben, um die Köpfe der Jugend zu vergiften."

Nur wenige Tage nach dem Integrationsgipfel im Kanzleramt könnte nach Karikaturenstreit und Papstrede diese Veranstaltung vielleicht der Anlaß für die nächste Empörungswelle der islamischen Welt sein.


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