© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/06 29. September 2006

Meldungen

Steuergutschrift besser als Mindestlöhne

REGENSBURG. Der Unternehmer und Theologe Ulrich Hemel hat sich gegen gesetzliche Mindestlöhne ausgesprochen und statt dessen die Einführung einer "negativen Einkommensteuer" gefordert. Die Folge von Mindestlöhnen wäre, daß Arbeitsplätze ins Ausland abwanderten, erklärte der Professor für Katholische Theologie an der Uni Regensburg letzte Woche im Deutschlandfunk. Das ließe sich verhindern. Wenn man beispielsweise Verpackungsarbeiten in Tschechien für drei Euro Stundenlohn erledigt bekomme, werde man in Deutschland nicht acht bis zehn Euro dafür bezahlen. Dann dürfe man als Gesellschaft aber nicht bürokratisch prüfen, "ob die Tante noch etwas auf dem Sparbuch hat, oder ob Kinder da sind, die unterhaltspflichtig sind, oder, oder", meinte Hemel. Sondern man müsse sagen, unser Lebensstandard fängt bei zehn Euro Stundenlohn an - "also wir zahlen eine negative Einkommensteuer". Das hieße, der Staat bezahlt etwas drauf. Man zahlt keine Steuer, sondern bekommt ein Steuerguthaben, "auf die drei Euro zum Beispiel fünf Euro drauf", so Hemel. "Damit würden wir sehr viele bürokratische Probleme lösen, und wir geben den Menschen auch die Würde für die Arbeit zurück."

 

Globalisierung: Vorbild skandinavische Länder

NEW YORK. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat sich gegen den Vorwurf verwahrt, er gehöre zur Bewegung der Globalisierungsgegner. Er sei hingegen der Ansicht, "daß in der Globalisierung enormes Potential steckt - solange man sie richtig gestaltet". Aber "wachsende Ungleichheit in den Industrieländern ist eine seit langem prognostizierte, aber selten öffentlich dargestellte Folge der Globalisierung. Vollständige Wirtschaftsintegration bedeutet auch weltweite Angleichung der Löhne für unqualifizierte Arbeitskräfte", schrieb der US-Ökonom von der Columbia University in der Financial Times Deutschland. Die skandinavischen Länder zeigten, daß es auch anders gehe. "Investitionen in Bildung und Forschung können zusammen mit einem starken sozialen Netz zu einer produktiveren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft führen, wobei größere Sicherheit und ein höherer Lebensstandard allen zugute kommen." Das soziale Netz und "eine Wirtschaft mit annähernder Vollbeschäftigung bieten allen, Arbeitern, Investoren und Unternehmern, ein gedeihliches Umfeld, in dem sie Risiken eingehen können", erläuterte Stiglitz.

 

BUND: "Rettungsnetz für die Wildkatze"

ERFURT. Das vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Thüringen betreute "Rettungsnetz für die Wildkatze" ist inzwischen seit zwei Jahren aktiv. Ein Herzstück dieses Projektes ist ein "grüner Korridor", der den im Städtedreieck Eisenach-Mühlhausen-Bad Langensalza gelegenen Nationalpark Hainich mit dem Thüringer Wald verbinden soll. Perspektivisch soll sich der Biotopverbund vom Harz bis zum Spessart und vom Hainich bis in den Kellerwald erstrecken, um der bedrohten Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris) ausreichenden Lebensraum zu geben. Am 30. September um 13.55 Uhr zeigt das ZDF den Dokumentarfilm "Wildkatzen - Rückkehr auf leisen Pfoten" über das BUND-Wildkatzenprojekt. Näheres findet sich im Internet: www.wildkatze.info .

 

Zahl der Woche

Von 121.000 auf 68.000 ist in den letzten zehn Jahren die Zahl der ausländischen Lehrlinge in Deutschland zurückgegangen. Fertigungsberufe waren mit einem Rückgang von etwa 41.000 Auszubildenden am stärksten betroffen. In Dienstleistungsberufen waren es nur 11.000 weniger.
(Quelle: Statistisches Bundesamt)


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