© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/06 15. September 2006

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Erol Stern

Jeder kennt das Phänomen: An Silvester, nachdem man seine ganzen Knaller und Raketen auf pyrotechnischem Wege entsorgt hat, besinnt man sich schlagartig seines gesamten Freundes- und Bekanntenkreises und beginnt, ihnen wie wild Kurzmitteilungen (SMS) zu senden oder - noch besser - sie gleich anzurufen. Das führt dann zum regelmäßigen (sprich alljährlichen) Kollaps des Mobilfunknetzes, nichts geht mehr. Im fernen Indien ist dieses Phänomen jedoch bereits ein Dauerzustand. Denn trotz emsigen Netzausbaus wächst die Zahl der Nutzer laut der indischen Regulationsbehörde TRAI schneller als die Netzkapazitäten. Vereinfacht ausgedrückt dürfen die dortigen Mobilfunkbetreiber in diesem Jahr etwa genauso viele Neukunden verzeichnen, wie es in Deutschland insgesamt an Mobilfunknutzern gibt. Vor allem die erheblichen Zuwachsraten bei urbanen Jugendlichen sorgen für eine Massenbewegung, für die das Wort Boom eine überaus krasse Untertreibung darstellt, zumal diese im Durchschnitt sehr rege das Handymodell wechseln. Der landesweite Mittelwert liegt bei achtzehn Monaten. Ob dort dann auch fliegende Händler in die Restaurants, Kneipen und Cafes kommen und die Frage der Fragen stellen: "Wollen Handy kaufen?", hinderfragt Euer Erol Stern


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