© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/06 15. September 2006

Meldungen

Frankfurter Buchmesse so groß wie nie

FRANKFURT/MAIN. Mit Ausstellern aus über 100 Ländern sowie mehr als 350.000 Büchern und anderen Medien präsentiert sich die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr vom 4. bis 8. Oktober ihren Besuchern. Wie Messedirektor Juergen Boos vergangenen Donnerstag erklärte, sei man zuversichtlich, das Rekordergebnis von 7.200 Ausstellern aus dem vergangenen Jahr zu erreichen. Inhaltliche Schwerpunkte der 58. Auflage der Messe seien neben der Präsentation des Gastlandes Indien der Themenkomplex Digitalisierung und digitale Medien sowie die Zukunft der Bildung. Indien ist nach 1986 als erstes Land überhaupt bereits zum zweiten Mal Gastland der Buchmesse. Besucher könnten in der Gastland-Halle verschiedene Facetten Indiens auf 2.500 Quadratmetern erleben, darunter auch indische Speisen, Tänze und kulturelle Vorführungen, sagte Nuzhat Hassan, die für den Gastauftritt Indiens verantwortliche Direktorin des nationalen Buchverbandes. Rund 150 indische Verlage und mehr als 50 Autoren werden ihr Land in Frankfurt repräsentieren. Bei den heimischen Verlagen, die die mit Abstand größte Ausstellergruppe stellen, verzeichneten besonders kleine und mittelgroße einen starken Zuwachs. Die fünftägige Fachmesse, die ihre Tore an den letzten beiden Tagen auch für die Allgemeinheit öffnet, bietet den Besuchern auch in diesem Jahr wieder ein breit angelegtes Programm mit Lesungen, Diskussionen, Vorträgen und künstlerischen Darbietungen.

 

Gauck: Leben in der DDR nicht schönreden

MarieNBERG. Gegen ein Schönreden der Verhältnisse in der ehemaligen DDR hat sich der frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Joachim Gauck, gewandt. Wie er bei einer Veranstaltung des Johann-Amos-Comenius-Clubs Sachsen Anfang September in Marienburg sagte, sei bereits der Begriff des "DDR-Bürgers" eine Lüge gewesen. Ein Bürger habe Bürgerrechte, zum Beispiel das Wahlrecht, das die DDR-Führung der Bevölkerung nicht zugestanden habe. Auch das Bürgerrecht der Reisefreiheit sei in der DDR nicht gegeben gewesen. Gauck: "Man müßte also eher von Staatsinsassen als von Staatsbürgern sprechen." Gehorsam und Anpassung seien in beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts - im Nationalsozialismus wie im Kommunismus - die einzigen Teilhabemöglichkeiten gewesen, erklärte der frühere Pfarrer. "Wer nicht in der Partei war, bekam keine Führungsposition." Die verschiedenen Lebensformen in beiden Teilen Deutschlands hätten unterschiedliche Mentalitäten hervorgebracht. Es werde mit Sicherheit noch einige Jahre dauern, bis diese Unterschiede überwunden seien. Zugleich zeigte sich Gauck überzeugt davon, daß Westdeutsche unter den Bedingungen einer zweiten Diktatur eine ähnliche Mentalität entwickelt hätte. Joachim Gauck, 1940 in Rostock geboren, war von 1991 bis 2000 Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. (idea)


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