© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/06 08. September 2006

Götz Kubitschek
Der Revolutionär
von Bernd Rabehl

Über die Linie - dort steht der echte Revolutionär: jenseits der Welt des Etablierten, inklusive ihrer lizenzierten Opposition. Dort stand mein Jugendfreund und Weggefährte Rudi Dutschke, und dort sehe ich auch Götz Kubitschek. Der junge Verleger, 1970 in Ravensburg geboren, fordert mit seinem kleinen, aber exquisit gegenkulturellen Verlag Edition Antaios, in dem nun auch der von ihm verfaßte Jubiläumsband "20 Jahre JUNGE FREIHEIT" erschienen ist, die Kumpanei aus politisch-korrektem Zeitgeist und Intelligenzbetrieb unserer Gegenwart heraus wie kein Zweiter. Kein Wunder, daß ihn die Zeitbrüche und das Aufbegehren von 1968 gegen den alltäglichen Opportunismus - gedeutet aus konservativ-revolutionärer Sicht - interessierten und in unserer Zusammenarbeit in Gestalt der stark befehdeten Antaios-Studie "Rudi Dutschke. Revolutionär im geteilten Deutschland" (2002) mündeten.

Der Kulturrevolutionär Götz Kubitschek will ansprechen, was außerhalb unserer verwalteten und eingeschüchterten Intelligenz steht. Er erinnerte an die frühen Versuche in den sechziger Jahren, jenseits des Betriebes von Schulen und Universität so etwas einzurichten wie einen Ort von Widerwort und Kritik. Und er geht darüber hinaus: Bis 2002 als Aktivensprecher der bündisch-studentischen Deutschen Gildenschaft, seit 2000 mit dem von ihm zusammen mit dem Göttinger Historiker Karlheinz Weißmann gegründeten Institut für Staatspolitik (IfS) will er junge Leute erreichen und sie formen. Die halbjährlichen, mehrtägigen Akademien des Instituts haben sich zum Geheimtipp der unter 35jährigen konservativen Nachwuchsintelligenzler Deutschlands entwickelt.

Kubitschek will ausbrechen aus der Litanei von Frage und Antwort unserer Medien, Politik und politischen Wissenschaft, die Kritik nur simulieren, weil sie ohne Konsequenz bleibt. Über die Lancierung von Themen wie Nation, Volk, Religion, Krieg und der Besetzung der Kategorien Staat und Kultur, auch über die seit 2003 erscheinende IfS-Zeitschrift Sezession will er die Tabus aufbrechen, in die die etablierten Kräfte unser Land eingemauert haben. Zuweilen gelingen ihm dabei erstaunliche Geländegewinne.

Das Soldatische und Männliche, das bei Kubitscheks öffentlichen Auftritten sichtbar wird und das sowohl Teil seiner Gegenkultur wie Stilmittel der Provokation ist, enthält keinerlei Parodie auf die Heldengesänge der Vergangenheit: Hier ist jemand am Werk, der sich unterscheiden will! Die ihm eigene Kombination von Intelligenz, Durchsetzungswillen und Verantwortung sind Kriterien für die zukünftige Elite, die unsere Gesellschaft vor dem Kollaps bewahren könnte. Sie muß sich herausbilden im Widerspruch zum Zeitgeist und zur alltäglichen Feigheit. Persönlichkeiten wie Götz Kubitschek werden daran Anteil haben.

 

Prof. Dr. Bernd Rabehl, 68, trat gemeinsam mit Rudi Dutschke dem SDS bei, später Bundesvorstandsmitglied. Er lehrte Soziologie an der FU Berlin.


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