© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/06 01. September 2006

WIRTSCHAFT
Regionen der Innovation
Jens Jessen

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat kürzlich bestätigt, was viele vermuteten: Süddeutschland liegt im Innovationsgeschehen weit vor den anderen Regionen. Das IW verglich dazu die Patentanmeldungen im Jahr 2005. Natürlich ist das nur eine Hilfsgröße, die über die Relevanz der Erfindungen wenig aussagt. Sie gibt aber einen Eindruck über die Kreativität der jeweiligen Bevölkerung. Stuttgart und München sind Forschungshochburgen. Während in Baden-Württemberg und Bayern je 100.000 Einwohner 120 bzw. 110 Patente angemeldet wurden, waren es in Hessen 56, in Thüringen 30 und in Brandenburg nur zwölf. Das IW führt den Rückstand nicht nur auf die kleinteilige Wirtschaftsstruktur in den Nord- und Ostländern zurück, sondern auch auf den ungünstigen Branchenmix. Das forschungsintensive verarbeitende Gewerbe ist gering vertreten. Aktive Patentanmelder (Automobil- und Maschinenbau, Elektrotechnik) beschäftigen hier nur wenige Arbeitnehmer.

Größere Unternehmen sind in den neuen Ländern nur die verlängerte Werkbank. Die Zentralen und die Forschungsabteilungen befinden sich im Süden und Westen Deutschlands. Dazu kommt - wie die Situation im Dresdner "Silicon Saxony" und in Jena mit der optischen Industrie deutlich macht -, daß die Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung (FuE) kein verläßlicher Gradmesser für die Anzahl der Innovationen ist. In Sachsen waren 2003 2,7 Prozent aller Beschäftigten im FuE-Bereich beschäftigt, in NRW 2,6 Prozent. Auf 100.000 Einwohner entfielen in Sachsen aber nur 20 Patente, in NRW 45. In Bremen gab es mit 3,8 Prozent FuE-Beschäftigten 26 Patente auf 100.000 Einwohner, in Hamburg mit 3,4 Prozent dagegen 53 Patentanmeldungen.


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