© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/06 11. August 2006

Leserbriefe

Zu: "Verbundenheit zum Provisorischen" von Thorsten Hinz, JF 31-32/06

Coburger Convent als Ausnahme

Die der "Stunde Null" folgende Orientierungslosigkeit der Deutschen bezüglich ihrer nationalen Zukunft und das Auseinanderleben der beiden von den jeweiligen Besatzern kolonialisierten deutschen Rest-Teilstaaten ist in dem Beitrag treffend analysiert. Es sollte aber nicht vergessen werden, daß es zumindest Minderheiten gab, die an den Fortbestand einer deutschen Nation glaubten, sich dabei allerdings ständig als "Ewiggestrige" und "Revanchisten" gegen Verdächtigungen - nicht nur von ganz links - zur Wehr setzen mußten.

So hat der Verband studentischer Korporationen, dem ich angehöre, der Coburger Convent (CC), seit 1951 die Wiedervereinigung angemahnt und der durch Stacheldraht, Minen und Mauern von uns getrennten Deutschen in Fackelzug, Mahnstunde und Großem Zapfenstreich gedacht, gesamtdeutsche Tagungen veranstaltet und an die deutschen Hochschulgründungen im Osten erinnert. Schon Pfingsten 1990 gehörten dann auch wiedergegründete Korporationen aus Jena, Leipzig, Halle, Rostock und Greifswald zum CC. Man hat es uns oft schwergemacht, aber wir blieben standhaft im Glauben an die Einheit der Nation! 

Prof. Dr. med. Peter Carl, Deggendorf

 

 

Zu: "Der geheime Held" von Karlheinz Weißmann, JF 30/06

Mindestens um ein Jahr zu spät

Es erscheint zweifelhaft, daß Graf von Stauffenberg je einen Platz als Held "im nationalen Gedächtnis" der Deutschen einnehmen wird. Der Attentatsversuch kam mindestens um ein Jahr zu spät; zwar hätte des Gelingen unendlich viel Leid bei Freund und Feind erspart, aber das Schicksal Deutschlands wäre nicht anders gewesen, als es dies nach 1945 erleben mußte: Die Alliierten wollten keineswegs nur den Nationalsozialismus besiegen!

Dr. jur. utr. Rudolf Rahlves, Murnau

 

 

Zu: "Der archimedische Punkt" von Dieter Stein, JF 30/06

Nicht besonders geschmackvoll

Man kann also jedes Abendessen "sprengen", wenn man das Thema Nahost anspricht! Eine nicht besonders geschmackvolle Bemerkung, denn da liegt das Problem: Männer, Frauen und Kinder, die andere Männer, Frauen und Kinder in die Luft sprengen. Das wird dann als Freiheitskampf bezeichnet und ist doch nur religiöser Fanatismus. Auch nach Jahrzehnten dieses "Freiheitskampfes" sind die Palästinenser der Freiheit nicht näher gekommen. Nur ein radikales Umdenken auf arabischer Seite und ein Entzug der Unterstützung der Terrorgruppen würde die Region dem Frieden näherbringen. Hamas, Hisbollah usw. profitieren von der derzeitigen Situation wie Armut und Hoffnungslosigkeit und tun deshalb alles, um die Lage beizubehalten oder zu verschlimmern.

Zum Iran: Atomwaffen in der Hand der Mullahs sind nicht nur eine Gefahr für Israel, sondern auch für uns, denn der heilige Krieg im Namen Allahs richtet sich gegen alle "Ungläubigen". Was also sollte vom Einsatz der Waffen abhalten? 

Thorsten Seeling, Bergkamen

 

 

Zu Pro&Contra: "Familien- statt Ehegattensplitting?", JF 30/06

Verwunderliche Position

Auf der Tagung des "Freundeskreises Christa Meves" (15. Juli) hat Paul Kirchhof sich vehement für die Beibehaltung des Ehegattensplittings ausgesprochen. Immerhin haben 90 Prozent der Ehepaare ein oder mehrere Kinder, und wenn die Kinder aus dem "Nest" fliegen, werden die Eltern beim Familiensplitting bis zum Ende ihres aktiven Lebens aus dem Splitting ausgestoßen, mit Kinderlosen gleichgestellt, für ihre generative Leistung für die Allgemeinheit vom Staat auch noch bestraft. Die Zerstörung der Ehe wird fortgesetzt. Daß die JUNGE FREIHEIT (28/06) mit dem Titel "Neuer Mut zum Wir" von Ellen Kositza sich einseitig für das Familiensplitting eingesetzt hat, ist verwunderlich.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Die richtige Lösung" von Richard Hausner, JF 30/06

Nicht der zehnte Bundestrainer

Ich widerspreche der Behauptung, daß für Jürgen Klinsmann stets das Eigen- vor dem Gemeinwohl gestanden habe. Gleichwohl, auch ich halte Jogi Löw für die "richtige Lösung" als Nachfolger von Klinsmann. Aber es stimmt nicht, daß er der zehnte Bundestrainer ist, er ist der elfte.

Der erste war Julius Keyl (Fränkische Landeszeitung, Pfingsten 2006). Er war in den 20er Jahren eine "schillernde und vor allem hochtalentierte Sportpersönlichkeit". Er nahm im Jahr 1900 an den Olympischen Sommerspielen in Paris teil, wo er im 110-Meter-Lauf in der Qualifikation scheiterte. 1902 und 1904 wurde er über diese klassische Sprinterstrecke Deutscher Meister. 1904 verbesserte er den Deutschen Rekord im 110-Meter-Hürdenlauf auf 16 Sekunden. Als Turner hat er bei den nordamerikanischen Meisterschaften in Indianapolis Platz eins belegt. Einen Trikottausch hat es bei Julius Keyl nicht gegeben, wer das machte, wurde für die Nationalmannschaft nicht mehr nominiert. Das waren andere Zeiten.

Prof. Dr. iur. Wolfgang Klatt, Oberkirch

 

 

Zu: "Staatstreu" von Jörg Bernhard Bilke, JF 30/06

Alleinherrschaft der Madjaren

Zum Streit um das Bild von Werner Tübke gilt es darauf hinzuweisen, daß es beim Aufstand 1956 nicht nur um die Befreiung von der sowjetischen Besatzung ging. Dagegen hätten auch die nichtmadjarischen Minderheiten nichts einzuwenden gehabt. Als aber der Schriftstellerverband die Abschaffung ihrer ohnehin bescheidenen Kulturautonomie verlangt hatte und die demonstrierenden Studenten eine neue Regierung "ohne Juden und ohne Schwaben" gefordert hatten, da ist das bisher im Hintergrund gehaltene eigentliche Ziel, die Wiederherstellung der Alleinherrschaft der Madjaren in Ungarn, jedermann blitzartig klargeworden. 

Franz Wesner, Dortmund

 

 

Zu: "Deutschland geht in Rente" von Jost Bauch, JF 30/06

Darstellungen nicht hilfreich

Was soll uns dieser Beitrag sagen? Ich verstehe ihn als eine wissenschaftsbasierte Beurteilung der Lage, die in furchterregende Voraussagen ausartet und eine apokalyptische Zukunft weissagt. Woher weiß Professor Bauch das alles, um daraus apodiktische Aussagen zu treffen, die er am Schluß mit der Aussage "Natürlich kann auch alles ganz anders werden" selbst widerruft? Solche Darstellungen sind nicht hilfreich, zumal der Konjunktiv vermieden wird, Lösungsmöglichkeiten nicht dargestellt werden, der Anschein professoraler Allwissenheit mehr verwirrt als erhellt und so eher Zukunftsängste als Zuversicht verbreitet werden. Ist dies die Absicht der JF? Bisher habe ich die Grundtendenz Ihrer Werthaltungen eher als positiv verstanden.

Dieter Franke, Bremen

 

 

Zu: "Pankraz, C. Knobloch und der neue Satanskult", JF 29/06

Golo Mann ganz falsch bewertet

Pankraz bezweifelt, daß Knoblochs Wunsch, "Holocaust" in Deutschland als Schulfach einzuführen, verwirklicht wird. Leider ist dieses Fach seit Jahrzehnten schon in den amerikanischen Schulen und Universitäten eingeführt. Gänzlich falsch ist seine Bewertung von Golo Mann als "großem neuzeitlichen Geschichtsforscher". Golo Mann war der Begründer der geradezu wissenschaftsfeindlichen "Volkspädagogik", als er bei der Erforschung des Reichstagsbrands erklärte, die Alleintäterschaft des Holländers van der Lubbe sei ihm "sozusagen volkspädagogisch unwillkommen". Gegen Diwalds Buch "Geschichte der Deutschen" ließ er sich zu einer lächerlichen Attacke hinreißen, wobei sich zeigte, daß er das Buch gar nicht gelesen hatte.

Ingeborg Pohl, Kleinmachnow

 

Behandelt, was die PC verbietet

Wieder einmal hat Pankraz ein Thema aufgegriffen, das zu behandeln die Political Correctness eigentlich verbietet. Er konstatiert zu Recht, daß der Sinn und das Interesse für historische Forschung (auf dem Gebiet der jüngeren Geschichte) vollkommen verkümmert ist. "Endgültig erforscht" heißt das geflügelte Wort in Kreisen der etablierten Historiker. Unter dieser Fixierung sollen nach der Knoblochschen Intention speziell getrimmte Lehrer den Nationalsozialismus zu einem eigenen Schulfach machen. "Abgeschlossene Forschung", die das neue Unterrichtsfach ausfüllen soll, hat aber mit Wissenschaft überhaupt nichts zu tun, denn Forschung ist ein immerwährender Prozeß, der nie zu einem Ende kommt.

Was Wissenschaft wirklich bedeutet, hat der Autor des Buches "Deutsch und anders - die Sprache im Modernisierungsfieber" Dieter E. Zimmer überzeugend dargelegt. In einem Kapitel über Politische Korrektheit heißt es u.a. (S. 105 ff.): "Die Wissenschaft ist überhaupt kein bestimmter Wissensbestand. Sie ist ein Prozeß der Erkenntnisgewinnung, und zwar ein offener Prozeß, der keinem bestimmten Ziel zustrebt und an keinem Ende ankommt. Dieser Prozeß wird von einigen einfachen Regeln gesteuert, die keine Ausnahme zulassen. Sie lauten: Jede Idee ist willkommen. Jede Idee muß sich jederzeit der Kritik stellen. Jede Idee gilt nur so lange, bis eine überzeugendere Idee sie überwunden (oder absorbiert) hat. Also gibt es in der Wissenschaft keine absoluten Wahrheiten: Alles, was für wahr gehalten werden will, muß auf den Tisch und stellt sich einer allgemeinen Debatte. (...) Eine Behauptung muß in sich logisch widerspruchsfrei und sie muß falsifizierbar sein - das heißt, sie muß die systematische Suche nach Gegengründen zulassen und aus dem Text unwiderlegt hervorgehen." Weiter heißt es: "Eine wissenschaftliche Erkenntnis verschwindet nicht durch Zensurmaßnahmen, und seien diese noch so moralisch motiviert. Eine wissenschaftliche Erkenntnis verschwindet nur, wenn sie widerlegt wird. Was an ihr richtig ist, bleibt es auch, wenn es mit vernichtenden Epitheta wie 'faschistisch' bedacht wurde." Diese Auszüge aus dem Buch von Dieter E. Zimmer müßten eigentlich jedem einleuchten, der noch ideologiefrei denken kann. 

Paul Nettesheim, Köln

 

 

Zu: "Ein Krieg aller gegen alle" von Eberhard Straub, JF 29/06

Dank europäischer Christenheit

Es fehlt in dieser Betrachtung zum Spanischen Bürgerkrieg der Hinweis, daß die vorgeblichen Kämpfer für die Republik einen bolschewistischen Terrorstaat errichten wollten, in dessen Rahmen nicht nur die Intelligenz, sondern auch die Vertreter der Kirchen, Nonnen und Geistliche mit nie dagewesener Grausamkeit ermordet wurden. Es fehlt der Hinweis, daß ohne den Kampf Francos, der von Deutschland und Italien unterstützt wurde, Spanien bereits 1936 eine Sowjetrepublik stalinistischer Prägung geworden wäre. Es ist heute noch Franco zu danken, daß dieses Regime rechtzeitig beseitigt werden konnte, bevor noch weitere Spanier dem bolschewistischen Mordwahnsinn zum Opfer gefallen sind. Es ist ein Übel unserer Zeit, die fürchterliche Zeit des Rotfrontkampfes in Spanien zu bagatellisieren. Verschwiegen wird in dem Artikel, daß die gesamte europäische Christenheit Gott dankte, als es gelang, die Raub- und Mordbanden Stalins in Spanien zu beseitigen.

Manfred Lüttke, Rheinstetten

 

 

Zu: "Vermittler zwischen Brüssel und Moskau" von Anni Mursula, JF 28/06

Kein normales Selbstbewußtsein

Daß Deutsch nicht längst offizielle Arbeitssprache der EU-Administration ist, haben sich die Deutschen selbst zuzuschreiben. In keinem anderen europäischen Land als dem unsrigen begegnen seine Stammbewohner der eignen Muttersprache mit einer derart geringen Wertschätzung. Idealisten, die gegen die anglizistische Überfremdung des Deutschen ("Engleutsch") Sturm laufen, bilden eine verschwindend kleine Minderheit und werden zudem als "Deutschtümler" verspottet. Seine politische "Elite" lehnt es bislang ab, die deutsche Sprache unter gesetzlichen Schutz zu stellen (wie unter anderem Frankreich und Polen). Deutsche Beamte in den EU-Institutionen bedienen sich oft lieber des Englischen, auch wenn ihr nichtdeutscher Gesprächspartner des Deutschen mächtig ist. Besäßen die Deutschen respektive ihre Vertreter in der EU ein normales kulturelles Selbstbewußtsein, wäre Deutsch Amtssprache.

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Von Marx zu Marcuse" von Paul Belien, JF 28/06

Schon Papst Leo XIII. warnte

Was die postmarxistische Linke - sprich: die Frankfurter Schule - mit ihrem "social engineering" angerichtet hat (wobei im Mittelpunkt die Zerstörung der traditionellen Familie mit allen darum herum gruppierten moralischen Prinzipien stand), davor hat schon Papst Leo XIII. 1884 in seiner gegen die Freimauerei gerichteten Enzyklika "Humanum Genus" eindringlich gewarnt. Darin heißt es zum Beispiel: "so haben sich (...) Leute gefunden, die öffentlich den Vorschlag machten, planmäßig und mit Bedacht dahin zu wirken, daß eine grenzenlose Zügellosigkeit in allen Lastern unter der Menge verbreitet werde; denn dadurch würde dieselbe ihnen ganz eigen und willenlos bereit zu jedem künftigen Frevel." Und an anderer Stelle: Wenn danach getrachtet würde, "die Fundamente zu zerstören, auf denen jegliche Gerechtigkeit und Sittlichkeit ruht, uns sich auf die Seite derer zu stellen, die jede tierische Lust für erlaubt erklären möchten, so ist dies nichts anderes, als dem Menschengeschlechte den Untergang in Schmach und Schande zu bereiten". Das führe dazu, daß "die Frau ihre Würde verliert und den Kindern weder ihre Interessen noch die Zukunft mehr gesichert sind".

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: "50. Todestag Gottfried Benns" (Doppelseite), JF 28/06

Gottfried, Gottfried, Gottfried

Im Grunde habe ich mir vorgenommen, keine Leserbriefe mehr zu schreiben, aber für Benn soll es wohl sein. Und für seine Frau Ilse, der ich einmal von Friedrich Sieburg vorgestellte wurde, als ich Volontärin bei Christ und Welt war. Ihre Doppelseite war eine Ehrung für diesen großen Dichter, wo gibt es Verse wie seine? 

Georgine Offermann, Misano Adriatico / Rimini

 

 

Zur Meldung: "Holocaust-Mahnmal: Thierse tritt zurück", JF 27/06

Peinlichkeit für uns Schlesier

Herr Thierse wurde als Sohn eines Juristen in Breslau geboren, kam als Flüchtlingskind in die Sowjetzone und wuchs in der DDR auf. Welche Motivation treibt diesen schlesischen Mann an, sich zwar vehement für ein Holocaust-Denkmal einzusetzen, doch genauso vehement sich gegen ein Vertreibungsdenkmal zu stellen? Auch hier eilt die Zeit davon. Noch gibt es auch hier noch "letzte Zeitzeugen", deren Geschichten dringend aufgearbeitet werden und dringend den Nachkommen als Erinnerung zur Verfügung gestellt werden müßten - in Form eines Mahnmals in unserer Hauptstadt Berlin.

Thierse hat sich politisch hochgedient und eben "seine Schäfchen ins Trockene gebracht" - in unserer Hauptstadt Berlin, deren Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nicht stolz ist, ein Deutscher zu sein, sondern stolz ist, "in einem Land zu leben, wo Demokratie herrscht und die Menschen friedlich miteinander umgehen". Na ja, so herrscht eben in Berlin die Demokratie, wie sie sich unsere Politiker vorstellen. Armes Deutschland, mit solchen Männern und Frauen an der Spitze! Trotz schriftlicher Ermahnungen und Erinnerungen an seine Wurzeln in Breslau, auf die er natürlich nicht geantwortet hat, bleibt er bei seiner Agitation und ist letztlich mindestens eine große Peinlichkeit für uns Schlesier. 

Barbara Berger, Dortmund


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