© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/06 11. August 2006

Meldungen

China: Asiatischer Wilhelminismus

BERLIN. Der in Holland geborene Sinologe und Publizist Ian Buruma bekleidet seit 2003 eine Professur am New Yorker Bard College - mit der wenig wissenschaftlichen Ausrichtung auf "Demokratie, Menschenrechte und Journalismus". Die sich "Weltpresse" nennenden Blätter New Yorks und Londons engagieren Buruma gern als Spengler für Leichtgläubige und lassen ihn die Perspektiven internationaler Politik kommentieren. In dieser Eigenschaft nimmt ihn auch die AA-Zeitschrift KulturAustausch für ihr neues Heft "China auf dem Weg nach oben" (2/06) in die Pflicht. Wie Noam Chomsky, der im selben Heft einen auf China und Indien gestützten, die Weltordnung revolutionierenden "vierten Block" prophezeit, glaubt auch Buruma für den Westen eher Düsteres in Fernost auszumachen. Keinesfalls werde sich dort das alte Mantra des Kapitalismus erfüllen, demzufolge sich in China zunächst die Mittelklasse konsolidiere, bevor sie das Land dann demokratisiere. Die chinesische Mittelklasse und die urbane Bildungselite haben längst mit den kommunistischen Machthabern einen Pakt geschlossen. Als Entschädigung für politischen Gehorsam liefern Pekings Herrscher Stabilität, Ordnung, Wohlstand - ein traditionelles asiatisches Tauschgeschäft, basierend auf einer bestimmten Auslegung des Konfuzianismus. Für die westliche "liberale Demokratie" bestehe daher kein Bedarf. Insoweit ähnle China heute dem Deutschen Reich unter Wilhelm II.

 

Caspar David Friedrich: Verstörungspotentiale

MÜNCHEN. Als Jahrhundertschau dürfte die Essener Ausstellung der Werke Caspar David Friedrichs (JF 29/06), die demnächst nach Hamburg weiter- zieht, schon jetzt gelten. Was die Kunstfreunde an diesem Romantiker fasziniert, ist indes schwer zu fassen. Der Kunsthistoriker Johannes Grave hat aus dieser Not nun eine Tugend gemacht und nähert sich Friedrich über eine Interpretation der "Nebel und Schleier", die berühmte Gemälde wie "Der Mönch am Meer" oder "Die Abtei im Eichwald" dominieren (Zeitschrift für Kunstgeschichte, 3/06). In der Auseinandersetzung mit seinem Förderer Goethe, der an der klassischen Landschaftsästhetik festhielt, verweigerte sich Friedrich einer Auffassung von Malerei, in der alle Bildmotive sichere "Bedeutungen" vermitteln. Friedrichs Malstil hingegen lege es darauf an, diese Gewißheiten zu erschüttern, so daß, wie schon zeitgenössische Kritiken belegen, seine Bilder ein "hohes Verstörungspotential" bergen. Um diesen Effekt zu erreichen, setzt Friedrich nicht selten auf Schnee und Nebel. Die damit erreichte Flächigkeit des Bildes unterbindet die Wahrnehmung signifikanter Bedeutungsträger. So bietet Friedrich dem Betrachter nur die nicht näher determinierte Anregung seiner Phantasie, die "prinzipiell mehrdeutig" auf ein jenseitiges Leben verweise, dies aber mitten im Strom der Säkularisation nicht mehr darstellen könne.

 

Jubiläum für Museum im Stasi-Bunker Machern

MACHERN. Seit 1996 existiert in der ehemaligen Ausweichführungsstelle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Machern, dreißig Kilometer östlich von Leipzig, ein Museum. Bis 1989 unterhielt das MfS in Machern eine von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkte Bunkeranlage, die als Freizeitanlage des VEB Wasserversorgung und Abwasserbehandlung getarnt war. Die atomsichere Bunkeranlage wurde zwischen 1968 und 1972 für die Führungsriege der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig, bestehend aus etwa 120 Männern, erbaut. Das Areal präsentiert am 9. September zum zehnjährigen Jubiläum Führungen und eine Sonderausstellung mit Leihgaben der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.


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