© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/06 28. Juli / 04. August 2006

Aufgeschnappt
Störfunk gegen Multikulti
Matthias Bäkermann

Multikulti transportiere "das Festhalten an einem an der Lebenswirklichkeit gescheiterten gesellschaftlichen Experiment, dem Multikulturalismus." Diese nach vielen offenkundigen Problemen (Pariser Banlieues, Rütli-Schule) nicht unbedingt revolutionär klingende Feststellung gerät in Brandenburg gerade zum Sommerlochaufreger.

Weil nämlich CDU-Innenminister Jörg Schönbohm mit diesem Fazit den Namen des vom zwangsgebührenfinanzierten Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) betriebenen "Radio Multikulti" kritisierte und eine der Realität entsprechende Bezeichnung wie "Radio Integration" oder gar "Radio Schwarz-Rot-Gold" forderte, hat er bei der politischen Linken und den Senderverantwortlichen in ein Wespennest gestochen: Für Chefredakteurin Ilona Marenbach bedeute ihr Radioangebot in dreißig Sprachen "nicht das Nebeneinander, sondern den produktiven Wettbewerb", daher stehe eine "Namensänderung nicht auf der Prioritätenliste". Der SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness will in Schönbohms Vorschlag nur "seine abgrundtiefe Ablehnung jedes Alt-68er-Gedankenguts" erkennen. Besonders provoziert fühlt sich indes die Linkspartei, vor allem durch den Vorschlag "Radio Schwarz-Rot-Gold". RBB-Rundfunkratsmitglied Hanno Harnisch (PDS) greift sogar auf eine von den Nationalsozialisten geprägte Schmähung der "Farben von Weimar" zurück: Statt eines "Bekenntnisses für Weltoffenheit" befürchte er "Schwarz-Rot-Senf".


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