© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/06 21. Juli 2006

Meldungen

Weltmacht nicht ohne Binnennachfrage

BERLIN. Rußland meldet wieder Weltmachtansprüche an. Im Vorfeld des Petersburger G 8-Gipfels feiern deutsche Medien "Rußlands Renaissance" (Internationale Studien, 7/06) und seine "Rückkehr zur Weltmacht" (Der Spiegel, 28/06). Die dafür unabdingbare ökonomische Basis scheint aber zu fehlen. Zwar hat sich Putins Wirtschaft aus den tiefen Transformationskrisen der neunziger Jahre erhoben. Doch das russische Wirtschaftswunder steht vorerst auf wackligen Füssen. Denn das Riesenreich könnte sich, wie der Münchener Osteuropaforscher Hermann Clement ausführt (Osteuropa, 5/06), mit der "holländischen Krankheit" infizieren. Wie die Niederländer einst alles auf den Tulpenexport setzten, so entwickelt sich Rußlands Wirtschaft heute zu einer Monokultur, da sie hochgradig energie- und rohstofflastig sei. Gleichzeitig nehme die staatliche Monopolisierung in allen Bereichen zu, was wiederum die Korruption fördere und die Wachstumschancen ersticke. Trotzdem zeigt Clement auch günstige Perspektiven auf. Daß sich die Fixierung auf Öl und Gas vielleicht schon zu lösen beginne, zeigten Wachstumsansätze in anderen Branchen. Das Potential der Investitions- und Konsumgüterindustrie sei groß, der Nachholbedarf immens, so daß er bald zu einer dynamischen Binnennachfrage führen könne. Um diese Entwicklung zu festigen, muß der Standort attraktiver werden. Ohne funktionierendes Rechtssystem und die Rücknahme der Monopolisierungspolitik sei dies jedoch nicht zu erreichen.

 

WM: Aufflackern des Verbalpatriotismus

BERLIN. Daß auch die Linke ihren Honig aus der Fußballweltmeisterschaft zu saugen versteht, stellt Albrecht von Lucke, Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik (7/06) unter Beweis. Die "neu-patriotisch Beflissenen" sollten sich jenseits des Jubels über den tatsächlichen Zustand der Gesellschaft informieren. Zwanzig Prozent der "Bevölkerung" weise einen "Migrationshintergrund" auf. Da helfe kein trotziges Festhalten am "primär ethnisch fundierten Nationenverständnis". Deshalb werde der Auftrieb, den die "deutsche Leitkultur" in den letzten Wochen erfahren habe, bald verpuffen. Denn in "Zeiten globaler Wanderungsbewegung" gehöre auch diese "Leitkultur" ins Museum. Nur die permanente "Verständigung" mit den Zuwanderern über die Basis dieser Gesellschaft vermöge zu "integrieren". Nur der "Dialog" schaffe "Homogenität". Und diese Formel bringe auf den Punkt, daß dem "Verfassungspatriotismus" und nicht dem schwarz-rot-goldenen "Verbalpatriotismus" die Zukunft gehöre.

 

Erste Sätze

Am 8. April 1832 wurde ich in Potsdam geboren.

Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Alfred Graf von Waldersee, 1. Band. Berlin, 1922


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