© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/06 14. Juli 2006

Meldungen

Freud: Evolution durch Naturwissenschaften

FRANKFURT/MAIN. "Annäherungen mit offenem Ausgang" untertitelt Michael Pauen seine Studie über "Freud und die Neurowissenschaften" (Neue Rundschau, 1/06). Zum 150. Geburtstag des Begründers der Psychoanalyse scheinen damit dessen Deutungsmodelle zur Disposition zu stehen, die lange als Gegenentwurf zu naturwissenschaftlichen Reduktionen menschlichen "Geistes" gepriesen wurden. Doch ruft Pauen ins Gedächtnis, daß Freud, in seinen Anfängen mit neurohistologischen Methoden arbeitend, selbst seine Theorie nie anders denn als Beitrag zur Naturwissenschaft verstand. Eine Evaluation nach Maßgabe der Hirnforschung oder empirischer Psychologie habe er daher nur in Grenzen zu fürchten. Tatsächlich übersteht seine Theorie des "Unbewußten" solche Tests relativ glimpflich. Zwar gebe es für das Unbewußte keine neuronalen Zentren, doch daß rationales Handeln unbewußt-emotional gesteuert werde, gelte als sozialpsychologisch erwiesen - wenn Freud auch neben seinen Vorläufern wie Schopenhauer und Eduard von Hartmann nicht mehr als "Entdecker" des Unbewußten gelte. Aber auch seine Traumdeutung sei "mehr als bloße Spekulation". Auf dem Holzweg zeige ihn hingegen seine Überschätzung frühkindlicher Sexualität. Nicht infantile Sexualität sei der Schlüssel der Mutter-Kind-Beziehung, sondern das im Gehirn gebildete Eiweiß Oxytocin, das frühkindliche Bindungen beeinflusse und von dem die individuelle Fähigkeit und Bereitschaft zum Aufbau sozialen Beziehungen abhänge.

 

Wehner: Baumeister der Großen Koalition

HANNOVER. Im Rückblick auf die Adenauer-Zeit geht gern verloren, daß Herbert Wehner (1906 -1990) nicht nur der deutschlandpolitische Stratege, sondern auch der "führende außenpolitische Kopf der SPD" war. Daran erinnert Christoph Meyer (Dresden) in seiner Analyse zu Wehners Bundestagsrede vom 30. Juni 1960 als "deutschlandpolitische Grundlegung der Großen Koalition" zwischen 1966 und 1969 (Deutschland-Archiv, 3/06). Anfang 1960 war sowohl Adenauers "Politik der Stärke" gescheitert, der zufolge die Westbindung zur Wiedervereinigung führen solle, als auch der letzte der sozialdemokratischen "Sonderwege", Wehners "Deutschlandplan", der über eine Vier-Mächte-Lösung die Einheit anstrebte. Am 30. Juni 1960 gab Wehner als Parteisprecher jeden Vorbehalt gegen die Westbindungs-Politik auf. Dadurch wurde die SPD koalitionsfähig. Und nur als Regierungspartei konnte sie die "neue Ostpolitik" realisieren: Anerkennung der Realitäten und Konzentration auf die "menschlichen Erleichterungen", da es andere Optionen der "Wiedervereinigungs"-Politik nicht mehr gab.

 

Erschreckendes Ausmaß des Vogelartensterbens

DURHAM. Zwölf Prozent der bekannten Vogelarten sind von Ausrottung bedroht und weitere zwölf Prozent gefährdet. Das hat Stuart Pimm von der Duke University in Durham, North Carolina, ermittelt. Für das Ende des 21. Jahrhunderts sagt er ein Artensterben von zehn Vogelspezies pro Jahr voraus. Nach Ansicht des Wissenschaftlers ist die bisherige Schätzung, wonach 130 der etwa 10.000 bekannten Vogelarten seit dem Jahr 1500 ausgestorben sind, zu niedrig angesetzt. So bewiesen immer neue Skelettfunde ausgestorbener Vogelarten, daß die ornithologische Bestimmung seit 1850 bis heute immer noch große Lücken aufzuweisen habe.

 

Erste Sätze

Was lange nicht in Reckenstein geschehen war, das geschah heute: man feierte ein Fest. Artur Brausewetter:

Wer die Heimat liebt wie Du, Braunschweig, 1916


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