© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/06 14. Juli 2006

WIRTSCHAFT
Ein Mangel an Professionalität
Jens Jessen

Die Uni Erlangen-Nürnberg hat sich in ihrer "Praxisnetz-Studie 2006" mit dem Lieblingskind der Bundesgesundheitsministerin befaßt. "Praxisnetz" ist die Bezeichnung für vernetzte ärztlichen Einrichtungen, vom losen Zusammenschluß von Ärzten bis hin zu professionell geführten Unternehmen. Die Untersuchung diente der Feststellung des Reifegrades der Vernetzung und damit des Nutzenversprechens der einzelnen Praxisnetze den Patienten gegenüber. Das Ergebnis ist nicht sehr ermutigend. Nur fünf von 90 Netzen, die an der Befragung des Informatik-Lehrstuhls teilgenommen hatten, sind gut oder sehr gut auf den Strukturwandel im Gesundheitswesen vorbereitet. Die meisten Netze haben keine adäquate Ausstattung für eine effiziente Kommunikation mit einer dafür geeigneten EDV.

Ohne funktionierende EDV aber kann es zu keiner optimalen Zusammenarbeit im Netz kommen, die in einer guten Koordinierung der Arbeit im Praxisnetz und der Kontrolle der Arbeitsergebnisse besteht. Grundlage dafür wäre ein strukturiertes System, mit dem der Erreichungsgrad von Leistungszielen analysiert und bewertet werden könnte. Häufig fehlt auch ein geeignetes Datenmanagement, das als Grundlage für ein Controlling systematisch, regelmäßig und in automatisierter Form durchgeführt werden sollte. Für die bessere Patientenversorgung bedarf es nach Ansicht der Studienautoren für alle Beteilig-ten einer Transparenz aller Abläufe und Ziele. Nur wenn Ärztenetze nachprüfbare Qualitäts- und Effizienzvorteile nachweisen, werden sie ihre Existenz langfristig sichern. Heute ist die überwiegende Zahl der Praxisnetze auf die Anforderungen der integrierten Versorgung nicht gut vorbereitet. Deshalb benötigen sie professionelle Unterstützung.


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