© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/06 14. Juli 2006

Operation Chaos
von Clemens Range

Seit dieser Woche sind Bundeswehrsoldaten im Kongo und in Gabun im Einsatz. Unterstützt von Aufklärungskräften, sollen etwa 300 Sanitäter und Heeresflieger in Kinshasa, der Hauptstadt der unregierbaren Demokratischen Republik, die Parlamentswahlen begleiten. Rund 700 Fallschirmjäger stehen im benachbarten Gabun für Evakuierungseinsätze parat.

Die Mission besteht von Anfang an aus Ungereimtheiten: So ließ sich die militärisch ungebildete Bundeskanzlerin Merkel von Frankreichs Staatspräsidenten Jacques Chirac zu einer "Lastenteilung" überreden, nachdem der Einsatz der EU-battle group auf Ablehnung gestoßen war. Bei den Soldaten, in der Mehrzahl Heerestruppen, löste der von Generalinspekteur Schneiderhan favorisierte "Joint-Ansatz" Verwunderung aus. Die Vorerkundungen fanden unter dem Kommando der Marine statt, und die Einsatzleitung obliegt dem Luftwaffen-General Viereck. Die für Bodentruppen spezifischen Einsatzgrundsätze spielen offensichtlich keine wesentliche Rolle. Wann, so darf gefragt werden, führt ein Heeresgeneral einen deutschen Flottenverband? Es gibt mehr Ungereimtheiten: Das Bundestagsmandat verbietet den Soldaten, Kinshasa zu verlassen. Streng genommen dürfen diese nicht einmal ihren in Not geratenen EU-Kameraden außerhalb der Stadt zur Hilfe kommen. Auch ist der tiefere Sinn der Stabilisierungs-Mission nebulös. Denn die Bekanntgabe des Wahlergebnisses ist für den 30. November geplant - genau zu diesem Zeitpunkt aber wird das Mandat der EU-Truppe auslaufen.


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